• Die Formel 1 befindet sich in der Sommerpause. Wir ziehen Bilanz, wie sich Sebastian Vettel und Mick Schumacher geschlagen haben.
  • Vettel erlebte in der ersten Hälfte Höhen und Tiefen. Das letzte Rennen in Ungarn ist ein Spiegelbild seiner bisherigen Saison.
  • Mick Schumacher hat seinen Teamkollegen im Griff, musste zuletzt aber Kritik von seinem Haas-Teamchef einstecken.

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Das Nachspiel passt. Ziemlich perfekt sogar. Denn Sebastian Vettel erlebte mit seinem neuen Team Aston Martin in der ersten Saisonhälfte der Formel 1 eine recht wilde Achterbahnfahrt. Erst die desaströse Startphase, gefolgt von einem strahlenden Comeback mit Zwischenhoch, das wiederum von tristen Mittelfeld-Rennen abgelöst wurde, ehe das Happy End in Ungarn mit Platz zwei die ersten elf von 23 Rennen abrundete.

So dachte Vettel zumindest. Doch die Disqualifikation wegen zu wenig Benzin im Tank inklusive der jüngst erfolgten Berufung durch Aston Martin spiegelt genau das wider, was der viermalige Weltmeister im ersten halben Jahr nach seinem Wechsel von Ferrari bei den Briten erlebt hat: Gute Ansätze, ein paar Höhepunkte, aber auch viele Fehler und jede Menge Luft nach oben.

"Hier und da ist vielleicht noch mehr drin. Aber insgesamt kamen wir immer besser in Schwung. Das Team ist super, die Einstellung ist klasse, von daher hätte ich mir in der Hinsicht nicht mehr wünschen können“, sagte Vettel. Er steht mit 30 Punkten auf Gesamtplatz zwölf.

Vettel hat sich gefangen

Fakt ist: Vettel selbst hat sich nach einem schwierigen Start gefangen. Der Auftakt bei den kurzen Testfahrten und in den ersten Rennen war holprig, fehlerhaft, auch vonseiten des Deutschen, der vor allem mit seinem unterdurchschnittlichen Dienstauto zu kämpfen hatte. Die ersten vier Rennen waren schlecht bis desaströs, ehe in Monaco, also dort, wo der Fahrer im Mittelpunkt steht, der Knoten mit einem fünften Platz platzte. Danach folgten Platz zwei in Baku und Rang neun in Frankreich. Dann gab es wieder drei Läufe ohne Punkte, bis in Ungarn wieder ein Highlight wartete - was dann doch wieder in einem Desaster endete. Vettels Schuld war das allerdings nicht.

"Seb ist definitiv glücklich bei uns. Er genießt das Rennfahren wieder und das war auch sein erstes Ziel. Ich würde sagen, wir haben dieses gemeinsam mit ihm auch erreicht“, lobte Aston-Martin-Teamchef Otmar Szafnauer, der für die zweite Saisonhälfte ankündigte: "Wir werden das Auto in kleinen Schritten weiter verbessern, allerdings eher dadurch, dass wir es besser verstehen als dass wir große Updates bringen.“

Wie die Saison für Sebastian Vettel weitergehe, werde davon abhängen, wie sich das Auto entwickle, sagte Sky-Experte Ralf Schumacher: "Das Team ist noch jung, sonst würden Fehler wie in Ungarn nicht passieren, daran müssen sie bei Aston Martin arbeiten. Schön für Sebastian ist, dass er so langsam im Verhältnis zu seinem Teamkollegen vorne bleibt.“

Duell mit Stroll geht an Vettel

Das Duell mit seinem Teamkollegen Lance Stroll geht knapp an Vettel: Im Qualifying führt der Deutsche mit 7:4, in den Rennen steht es 5:6, dafür holte Vettel mehr Punkte als der Kanadier. Die erste Saisonhälfte hat gezeigt: Fühlt Vettel sich im Team wohl und kehrt auch das Glück auf der Strecke zurück, sind immer noch starke Ergebnisse drin. Der 34-Jährige hat bewiesen, dass er Vertrauen immer noch mit Leistungen zurückzahlen und in einer funktionierenden Mannschaft abliefern, ein mittelmäßiges Auto dann auch besser machen kann.

Fehler hat Vettel mit zunehmendem Vertrauen in das Auto minimiert. Kann Aston Martin beim Boliden noch Schritte nach vorne machen und Vettel noch etwas mehr rauskitzeln, könnten zumindest die Punktefahrten noch regelmäßiger kommen. "Es ist natürlich auch ein Prozess. Sebastian ist auch jemand, der sensibel damit umgeht, wenn etwas am Auto nicht passt. Und auch im Team gibt es eine Umstrukturierung“, sagte Schumacher. "Und das dauert halt alles. Und dann kommen halt so Momente, die er aufgrund seiner Erfahrung nutzen kann. Wo er dann nach vorne kommt und auch keine Fehler macht.“

Mehr Fehler bei Schumacher

Wenig überraschend mehr Fehler unterlaufen dafür dem zweiten Deutschen in der Motorsport-Königsklasse, Mick Schumacher. Der 22-Jährige zahlte Lehrgeld, was für einen Rookie in einem schwer zu fahrenden und sportlich unterlegenen Auto völlig normal ist. Das Wichtigste hat er im Haas geschafft: Er hielt seinen Teamkollegen Nikita Mazepin in Schach, denn der ist der erste und wichtigste Maßstab. In den Qualifyings war er neun Mal schneller als der Russe, der zwei Mal vor Schumacher landete, weil der nach Crashs im dritten Training nicht antreten konnte. In den Rennen steht es ebenfalls 9:2 für den Deutschen. Eine klare Kiste.

Das persönliche Highlight erlebte Schumacher beim jüngsten Chaosrennen in Ungarn, als er zwischenzeitlich in den Punkten fuhr und unter anderem Max Verstappen im (beschädigten) Red-Bull-Renner lange hinter sich halten konnte. Ein fehlerfreier Auftritt, der mit Platz 13 belohnt wurde. "Das hat ein breites Lächeln auf das Team geworfen. Es ist am Ende ein gutes Resultat für uns", sagte er.

Sehr gut für ihn, im Grunde essenziell für seine Entwicklung: Endlich gab es Zweikämpfe mit mehr Fahrern als nur dem Teamkollegen. "Das hat extrem viel Spaß gemacht, hat aber auch extrem viel gebracht. Ich habe immens viel dazugelernt, denn ich konnte mal üben, falls der Schritt kommt, dass wir weiter vorne sind, dass wir bereit sind und kämpfen können“, sagte Schumacher. Wo der Schritt erfolgt, ob weiter bei Haas oder doch bei Alfa Romeo, wo er auch gehandelt wird, ist offen. Doch keine Frage: Solche Rennen wie in Ungarn bräuchte er für seine eigene Lernkurve jedes Mal.

Deutliche Kritik von Haas-Teamchef

Die andere Seite der ersten Saisonhälfte: Die Fehlerliste wird länger. In Ungarn hatte er im dritten Training (mal wieder) nach einem Crash das Auto stark beschädigt. Von Haas-Teamchef Günther Steiner gab es jede Menge Kritik. "Man plant immer mit Unfällen, vor allem bei Rookie-Fahrern. Aber ich denke, wir sind an einem Punkt angelangt, an dem wir daran arbeiten müssen, um für den Rest der Saison weniger Unfälle zu haben. Mick hatte in den letzten fünf Rennen ein paar ziemlich schwere Unfälle", sagte Steiner. Und forderte, dass man das besser in den Griff bekommen müsse. Auch aufgrund der Kosten, denn in dieser Saison gibt es erstmals eine Budgetobergrenze, die bei 145 Millionen Dollar liegt. Der Kritik muss sich Schumacher ohne Frage stellen, die teuren Patzer gab es zuletzt häufiger.

Schumacher gibt sich eine 3

Schumacher deutet sein Potenzial oft an, zeigte in Ungarn über viele Runden, dass er sich auch unter Druck wehren kann. Stark ist, dass er sich durch die ständigen Sticheleien und Provokationen seines Teamkollegen nicht aus der Ruhe bringen ließ. Die kritisierten Crashs zeigen Schumachers Dilemma, denn er will gerne mehr zeigen, stößt dabei aber schnell an die limitierten Möglichkeiten seines Autos und geht dann unnötige Risiken ein.

Was Schumacher auszeichnet: Er ist selbstkritisch. Seine bisherige Saison bezeichnet er als "durchschnittlich. Ich bin noch nicht ganz zufrieden, wie die erste Hälfte gelaufen ist“, wird er von der "Bild" zitiert. Das gehöre im Rookie-Jahr irgendwie mit dazu, weiß er. "Meine Ambitionen sind natürlich, mein Bestes zu geben und die Eins zu kriegen. Aber dafür muss ich noch arbeiten.“ Genauso wie Vettel auch.

Verwendete Quelle:

  • Sky.de: Darum ist die Vettel-Strafe verdient
  • Bild.de: Micks Sommer-Fazit
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