Wo steht China im globalen Machtgefüge? Der steigende Einfluss des Staates war auch bei "Markus Lanz" das heiß diskutierte Thema am Mittwochabend. Vor allem FDP-Politiker Konstantin Kuhle und der ZDF-Moderator lieferten sich eine hitzige Debatte, als es um die deutsche Abhängigkeit von China ging.

Eine Kritik
Diese Kritik stellt die Sicht von Natascha Wittmann dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Der andauernde Angriffskrieg in der Ukraine rückt den Blick auch immer wieder nach China. Xi Jinpings jüngster Besuch in Moskau sorgte nicht nur in den USA für jede Menge Fragen. Bei "Markus Lanz" erklärte China-Experte Felix Lee am Mittwochabend, wie gefährlich China in Zukunft werden könnte. Zudem sprach FDP-Politiker Konstantin Kuhle offen über die Zukunft der deutschen Handelsbeziehungen mit China. Dabei verzettelte sich der Politiker mehrmals und geriet in der Sendung in die Kritik.

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Das ist das Thema bei "Markus Lanz"

Der jüngste Besuch von Chinas Präsident Xi Jinping in Moskau sorgt weltweit für Anspannung. Nicht nur in den USA stellt sich mittlerweile die Frage, wie eng die Beziehung zwischen Russland und China ist - und ob China bereit wäre, mit Waffenlieferungen in den Krieg in der Ukraine einzugreifen. Auch bei "Markus Lanz" war Chinas Stellung auf der Welt das brennende Thema. FDP-Politiker Konstantin Kuhle äußerte sich in dem Zusammenhang über die deutsche Abhängigkeit vom chinesischen Markt und erklärte, wie wir uns in Zukunft unabhängiger machen können.

Das sind die Gäste

  • Konstantin Kuhle, Politiker und stellvertretender Vorsitzende der FDP-Bundestagsfraktion: "Es wird höchste Zeit, dass wir unsere Handelsbeziehungen diversifizieren."
  • Eva Quadbeck, Journalistin und Chefredakteurin vom "RedaktionsNetzwerk Deutschland": "Wir bräuchten eine gemeinsame China-Strategie zwischen Europa und den USA."
  • Felix Lee, China-Experte und Wirtschaftsjournalist von "Table.Media": "In Bezug auf China darf man nicht so naiv weitermachen wie bisher."
  • Elmar Theveßen, Journalist und Leiter des ZDF-Studios Washington: "Wenn China sich mit Waffen an die Seite von Putin stellt, werden die Amerikaner das Sanktionspaket aus der Tasche ziehen."

Das ist der Moment des Abends bei "Markus Lanz"

Zu Beginn der Sendung fokussierte sich ZDF-Moderator Markus Lanz vor allem auf die immer intensiver werdende Beziehung zwischen China und Russland. Er fragte den aus Washington zugeschalteten ZDF-Korrespondenten Elmar Theveßen daher: "Wie wird der Besuch von Präsident Xi Jinping in Moskau bewertet?" Theveßen stellte klar: "Man schaut natürlich sehr genau hin. Aber das Entscheidende ist am Ende, was die beiden tun und ob es zu Waffenlieferungen kommen wird. Man bewertet es aber eigentlich bislang eher als Treppenwitz."

Eine überraschende Antwort, die Markus Lanz zu der Frage brachte: "Könnte China am Ende der große Gewinner sein?" Journalistin Eva Quadbeck stellte daraufhin mit Bezug auf den anhaltenden Angriffskrieg in der Ukraine klar: "Das könnte tatsächlich passieren, wenn die Amerikaner sich zurückziehen und die Europäer finanziell in die Knie gehen." Sie stellte in den Raum, dass China die USA finanziell überflügeln und womöglich führende Weltmacht werden könnte: "Wenn es so weit ist, wird eine despotische Macht die Welt anführen."

China-Experte Felix Lee schloss sich dieser Prognose an, hegte aber gleichzeitig Zweifel an der vermeintlichen Harmonie zwischen China und Russland. China sei hin- und hergerissen. Eine weitere Eskalation des Ukraine-Krieges könne nicht im Interesse Chinas stehen, aber: "China will gleichzeitig nicht, dass Putin gestürzt wird. Dann wäre China isoliert." Wegen dieses "erheblichen Unsicherheitsfaktor" strebe China laut Lee danach, an Putin festzuhalten, "damit Russland nicht pro-westlich wird". Aufgrund dieser schwierigen Gemengelage konstatierte der China-Experte: "Ich würde nicht eine dicke, enge Freundschaft zwischen Putin und Xi Jinping sehen."

Dem widersprach FDP-Politiker Konstantin Kuhle: "Wir können sehen, dass es eine Allianz an Despoten gibt. Die zwei Herren führen knallharte Interessenpolitik. Da ist man sich sehr ähnlich und lernt auch voneinander." Elmar Theveßen mahnte daraufhin aus Washington: "Wir haben es mit einer Art neuen Kalten Krieg zu tun. Jetzt haben wir einen eurasischen Block gegenüber den Demokratien dieser Welt." Er mutmaßte, der Konflikt könne am Ende auch militärische Dimensionen annehmen. China-Experte Felix Lee fügte mit ernstem Blick hinzu: "Die USA muss mit China einen Umgang finden, aber keine Feindschaft. Da befürchte ich, dass wir von einem dritten Weltkrieg stehen. Dann sehe ich schwarz für den gesamten Planeten."

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Das ist das Rede-Duell des Abends

Hitziger ging die Debatte weiter, als es um die deutsche Abhängigkeit von Großmächten wie China ging. FDP-Politiker Konstantin Kuhle versuchte, die Schuld dafür in der Vergangenheit zu suchen und erklärte: "Es wird höchste Zeit, dass wir unsere Handelsbeziehungen diversifizieren. Dann sind wir vor allem in Bezug auf China weniger angreifbar." Ein Argument, das bei Journalistin Eva Quadbeck nicht gut ankam. Sie kritisierte in der Runde: "In Symbolpolitik sind wir unheimlich gut. Jede Partei macht für sich eine China-Strategie."

Viel zielführender wäre laut Quadbeck jedoch eine gemeinsame Strategie von Europa und den USA im Umgang mit China. Dem stünden aktuell jedoch die "parteipolitischen Schützengräben" der Ampel-Koalition im Weg. China-Experte Felix Lee versuchte, die Debatte einzuordnen und merkte an: "Es ist ja nicht die ganze deutsche Wirtschaft, die abhängig von China ist. Es sind vier große Firmen: BASF, VW, Siemens und Daimler." Man müsse also differenzieren. Daraufhin klinkte sich ZDF-Moderator Markus Lanz in die Debatte ein und fragte mit kritischem Blick in Richtung Konstantin Kuhle: "Ich frage mich manchmal: Was ist eigentlich der große Plan?"

Der Politiker reagierte mit einer eher schwammigen Aussage und suchte die Schuld erneut in der Vergangenheit: "Ich bin fest davon überzeugt, dass es weiterhin eine enge Kooperation mit China geben wird, aber wir müssen uns diversifizieren." Vor allem in puncto bezahlbarer Energie und in der Planungsbeschleunigung seien Fortschritte nun wichtig.

Als der FDP-Mann dann über die Zukunft von Verbrenner-Motoren sprach, schaltete sich Felix Lee ein. Er stellte bei "Markus Lanz" klar: "Die Entscheidung darüber trifft am Ende China. Der chinesische Markt entscheidet über die Zukunft des Automobilmarktes. Die Diskussion über den Verbrenner ist eine Vergangenheitsdebatte. Manchmal habe ich das Gefühl, wir leben hier noch im vorherigen Jahrzehnt!"

Eva Quadbeck stimmte zu und ergänzte kritisch: "Wir sind nicht Technologie-offen, sondern Technologie-Traditionalisten. Wenn die FDP diese Linie jetzt fortsetzt, ist das nicht besonders schlau." Konstantin Kuhle konterte: "Also langsam wird es absurd! Die ganze Diskussion ist total überhöht. Es ist völlig klar, dass E-Mobilität eine große Rolle spielen wird. Es geht nur darum, dass man ein Fenster offen hält für Motoren, die mit e-fuels betrieben werden." Quadbeck reagierte daraufhin abfällig: "Solange wir uns in so einem Klein-Klein befinden, kann ein großer Plan gar nicht erfüllt werden."

So hat sich Markus Lanz geschlagen

Lanz machte einen guten Job, besonders Konstantin Kuhle und Felix Lee brachte er mit durchdachten Fragen zu interessanten Thesen. Besonders die Nachfragen von Markus Lanz mit Blick auf China regten interessante Debatten an. In der Sendung fiel vor allem China-Experte Lee mit einer frischen Sichtweise auf, mit der er sogar den ZDF-Moderator an der einen oder anderen Stelle überraschen konnte. Weniger konkret fragte Lanz dagegen bei Konstantin Kuhle nach, was den aktuellen Krach innerhalb der Ampel-Koalition angeht.

Das ist das Fazit bei "Markus Lanz"

Während sich die Mehrheit der Gäste bei "Markus Lanz" bei Fragen wie der Zukunft Chinas und Chinas Position im Krieg zwischen Russland und der Ukraine einig war, ging es bei der Abhängigkeit Deutschlands im Energie- und Technologie-Sektor durchaus hitzig zur Sache. Im Fokus der Diskussion: FDP-Politiker Konstantin Kuhle, der versuchte, Versäumnisse und Fehler der Politik einzig und allein in der Vergangenheit zu suchen. Eine Herangehensweise, die bei den anwesenden Gästen, aber auch dem ZDF-Moderator, nicht gut ankam.  © 1&1 Mail & Media/teleschau

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