Die Außenpolitik der USA bestimmte nach der Jerusalem-Rede von Donald Trump die Nachrichten in der vergangenen Woche. Ein Historiker verglich bei "Anne Will" Präsident Trump mit einem Elefanten im Porzellanladen, ein Journalist ließ anklingen, Trump brauche Betreuung und ein Politiker sagte, er wisse genau, was er tue.

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Kein Thema hat die Gemüter vergangene Woche so erregt wie die Entscheidung von US-Präsident Donald Trump, Jerusalem als Hauptstadt Israels anzuerkennen. Internationale Proteste, Ausschreitungen von wütenden Muslimen und sogar einige Tote waren bisher die Folge.

Trumps umstrittene Aktion hat die Debatte neu entfacht, wie kritisch seine Außenpolitik einzuschätzen ist. Denn auch beim Atomdeal mit dem Iran oder in der Frage des nordkoreanischen Raketen- und Atomprogramms tritt der 71-Jährige eher undiplomatisch auf.

Von "Epilepsie" auf Twitter sprach Stefan Niemann, Leiter des ARD-Studios in Washington, angesichts der oft beleidigenden Nachrichten Trumps in den sozialen Medien. "Sehr gefährlich" nannte Grünen-Chef Cem Özdemir dessen bisheriges außenpolitisches Wirken.

Michael Wolffsohn, deutsch-israelischer Historiker und Publizist, nannte Donald Trump einen "Elefanten im Porzellanladen". Von ihm bekam auch gleich Trumps Schwiegersohn Jared Kushner sein Fett weg.

Den Chefbeauftragten in der Nahostfrage erklärte er wegen seiner diplomatischen Unerfahrenheit und seiner Nähe zur Familie des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu zum "schlechten Witz".

Historiker verteidigt Jerusalem-Entscheidung

Zugleich fand Wolffsohn, der klarstellte, er sei "kein Trump-Fan", durchaus verständnisvolle Worte für die Jerusalem-Entscheidung. Trump habe nur die Realität ausgesprochen, dass West-Jerusalem die Hauptstadt von Israel sei.

"Das muss man anerkennen, sonst wird man das Problem nicht lösen können. Ich sehe nicht, dass er mit dem Feuer spielt". Die jahrzehntelangen Friedensbemühungen seien auch ohne diese Feststellung erfolglos gewesen, so Wolffsohn. Dagegen meinte Özdemir: "Alle autoritären Herrscher freuen sich."

Harsche Kritik kam auch von Jean Asselborn, dem Außenminister von Luxemburg. "So könnte man auch sagen, dass die Krim bei Russland bleibt – das ist derzeit auch ein Fakt", erklärte er Richtung Wolffsohn. Asselborn kritisierte Trumps Jerusalem-Rede auch inhaltlich. "Er hat keinerlei Argumente vorgebracht", sondern habe nur gesagt 'Es ist jetzt eben so.'

Für die israelische Siedlungspolitik fand Asselborn ebenfalls deutliche Worte. "Das ist eine permanente Provokation und gegen die Würde der Palästinenser." Doch welche Motivation steckt hinter Trumps Handeln?

"Innenpolitisch ist er mit der Entscheidung kein Risiko eingegangen", war ARD-Journalist Niemann sicher. Die strenggläubigen Evangelikalen – seine wichtigsten Wähler – und auch viele Anhänger der Demokraten seien für diesen Schritt. "Trump wollte punkten und ein Wahlversprechen einlösen", sagte Niemann.

"Auf Dauer auf Atomwaffen setzen"

Schließlich schlug Anne Will den Bogen zu Trumps weiteren außenpolitischen Spielwiesen: Iran und Nordkorea. Hier erkannte Özdemir eine fatale Entwicklung.

Trump sende ein klares Signal an jeden Diktator: "Ich brauche eine Atomwaffe, dann werde ich ernst genommen. Auch der Iran und die Türkei werden auf Dauer auf die Atombombe setzen", befürchtete der Grünen-Chef. Niemann nahm Trump allerdings in seiner Nordkorea-Politik in Schutz: "In der Sache ist er nicht so weit weg von dem, was die Amerikaner immer gemacht haben: den Druck hoch halten, das Regime isolieren".

Gegen Ende der Sendung sorgte ARD-Korrespondent Niemann mit einer Anekdote über Entscheidungsfindungen im Weißen Haus für Aufsehen: Es gebe in Washington ein "Dreieck der Vernünftigen", berichtete er. Außenminister Rex Tillerson, Verteidigungsminister James Mattis und der Nationale Sicherheitsberater H.R. McMaster.

Es soll eine Absprache geben zwischen den Männern, dass niemals alle drei gleichzeitig ins Ausland reisen. "Einer soll immer an Trumps Seite bleiben", so Niemann. "Damit er außenpolitisch keinen Unsinn macht." Das erinnere ein wenig an die Betreuung eines gefährlichen Minderjährigen.

Passend dazu die spitze Bemerkung der deutsch-amerikanischen Schriftstellerin Irene Dische, die wieder den Bogen zum Nahostkonflikt schlug. "Warum nimmt man Trump überhaupt ernst? Er weiß doch gar nicht was Ost- und Westjerusalem ist."

Jean Asselborn widersprach mit Verweis auf Trumps Wahlversprechen energisch. "Ich glaube, er weiß genau, was er macht". Ein Fazit, dass die aktuelle US-Außenpolitik in ein eher noch schlechteres Licht rückte.

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