Seit mehr als 50 Jahren war kein Deutscher mehr Chef der mächtigen EU-Kommission. Nun will der CSU-Vizechef Manfred Weber den ersten Schritt auf einem langen Weg zu dem Brüsseler Spitzenposten machen.

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Der CSU-Europapolitiker Manfred Weber will 2019 Nachfolger von EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker werden.

Der 46-Jährige erklärte am Mittwoch in Brüssel seine Bewerbung um die Spitzenkandidatur der Europäischen Volkspartei bei der Europawahl im Mai, wie er auf Twitter mitteilte.

Zuvor berichteten die Deutsche Presse-Agentur (dpa), die "Bild"-Zeitung und "Spiegel Online" berichteten über eine entsprechende Entscheidung Webers.

Er wäre erster deutscher EU-Präsident seit über 50 Jahren

Ob die EVP den 46-jährigen CSU-Vizechef offiziell zum Kandidaten kürt, entscheidet sie am 8. November. Die Chancen auf das mächtige Amt des Kommissionspräsidenten hängen dann vom Ausgang der Wahl ab.

Seit Walter Hallstein, der den Posten von 1958 bis 1967 innehatte, war kein Deutscher mehr an der Spitze der mächtigen Brüsseler Behörde, die EU-Recht mitgestaltet und über die Einhaltung wacht.

Eine offizielle Bestätigung für die Kandidatur Webers gab es zunächst nicht. Der Schritt hatte sich jedoch seit längerem angedeutet. Das Bewerbungsverfahren für die EVP-Spitzenkandidatur beginnt am Donnerstag.

Merkel unterstützt Webers Kandidatur

Weber hat nach den dpa-Informationen nicht nur die Rückendeckung der CSU-Spitze, sondern auch die von Kanzlerin und CDU-Chefin Angela Merkel.

Der 46 Jahre alte Niederbayer werde sich am kommenden Montag (10. September) auch der CDU-Spitze als Kandidat vorstellen. Am Montag kommen in Berlin CDU-Präsidium und Vorstand zusammen.

Die Personalie dürfte auch eine wesentliche Rolle bei der an diesem Mittwoch beginnenden Klausur der CSU-Landesgruppe im Bundestag in Neuhardenberg östlich von Berlin spielen.

Weber hätte gute Chancen Juncker zu beerben

Sollte Weber beim Kongress der Europäischen Volkspartei (EVP) Ende des Jahres in Helsinki zum Spitzenkandidaten der Konservativen gewählt werden, hätte er gute Chancen, Nachfolger von Jean-Claude Juncker als Präsident der EU-Kommission zu werden.

Es wird allerdings damit gerechnet, dass noch weitere Bewerber Spitzenkandidat werden wollen. Als mögliche Bewerber in der EVP gelten der französische Brexit-Verhandlungsführer Michel Barnier und der ehemalige finnische Regierungschef und Finanzminister Alexander Stubb.

Der EVP-Spitzenkandidat hat Chancen auf das Amt des Kommissionspräsidenten, wenn die Christdemokraten auch im nächsten EU-Parlament stärkste Fraktion werden.

Denkbar ist aber auch, dass nach der Wahl andere Parteigruppen, die schlechter abgeschnitten haben, zusammen einen Kandidaten durchsetzen.

Europaparlament wählt EU-Kommissionspräsident

Um neuer Kommissionspräsident zu werden, müsste der Spitzenkandidat aber nicht nur ein gutes Wahlergebnis einfahren, sondern anschließend auch offiziell von den Staats- und Regierungschefs der EU-Staaten nominiert und vom Europaparlament gewählt werden.

Der Luxemburger Juncker (63) war 2014 zum EU-Kommissionschef gewählt worden.

Weber ist seit 2004 im Europaparlament und seit 2014 Chef der EVP-Fraktion, zu der auch CDU und CSU gehören. In den vergangenen Wochen hatte Weber intensiv seine Chancen sondiert, die Partei als Spitzenkandidat in die Wahl zu führen.  © dpa

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