• Die Corona-Variante Omikron breitet sich in Europa aus.
  • Erste Ministerpräsidenten drängen daher auf eine baldige MPK.
  • Über die Weihnachtsfeiertage wird es laut Gesundheitsminister Lauterbach keinen Lockdown geben.

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Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat sich klar gegen einen harten Lockdown vor Weihnachten in Deutschland ausgesprochen. "Nein, einen Lockdown wie in den Niederlanden vor Weihnachten, den werden wir hier nicht haben", sagte der SPD-Politiker am Sonntag dem "Bericht aus Berlin" der ARD. In der Bild-Sendung "Die richtigen Fragen" sagte Lauterbach nach "Bild"-Angaben: "Einen harten Lockdown jetzt vor Weihnachten, den würde ich ausschließen. Das ist klar."

Kurz vor den Feiertagen setzt die rasante Ausbreitung der Virusvariante Omikron in Europa auch die neue Bundesregierung unter Druck. Nach Auffassung des nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Hendrik Wüst (CDU) müssen Bund und Länder noch vor Weihnachten einen gemeinsamen Fahrplan vereinbaren. "Wir brauchen eine gemeinsame Strategie gegen Omikron", sagte Wüst am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur. Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hält eine rasche Bund-Länder-Schalte für möglich. "Wenn es noch im alten Jahr zu einem Hochlauf der Omikron-Welle kommt, müssen wir uns zügig beraten", sagte er der Deutschen Presse-Agentur.

Die Deutsche Krankenhausgesellschaft warnte vor einer Verschärfung der Lage in den Kliniken. Erneut demonstrierten in deutschen Städten Tausende von Menschen gegen die Corona-Maßnahmen.

Sieben-Tage-Inzidenz sinkt zwar - doch Experten erwarten baldige Trendumkehr

Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz sank zwar erneut. Das Robert-Koch-Institut gab am Sonntagmorgen den Wert der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche mit 315,4 an - am Vortag hatte er bei 321,8 gelegen. Allerdings befürchten Experten wegen der ansteckenderen Omikron-Variante eine baldige Trendumkehr.

"Aber tatsächlich ist es so: Wir werden eine fünfte Welle bekommen", sagte Lauterbach in der ARD. "Wir haben jetzt eine kritische Zahl von Omikron-Infizierten überschritten. Somit lässt sich diese Welle nicht mehr komplett aufhalten, und der müssen wir begegnen."

In anderen europäischen Ländern verbreitet sich Omikron extrem schnell. In den Niederlanden gilt seit Sonntag ein neuer strenger Lockdown. Auch Dänemark fährt große Teile des öffentlichen Lebens wieder herunter. Durch die blitzschnelle Ausbreitung der Variante hat sich die Lage auch in Großbritannien in den vergangenen Tagen zugespitzt. Die Einreise aus Großbritannien nach Deutschland wird deswegen ab Montag drastisch eingeschränkt.

Großbritannien gilt ab Montag als Virusvariantengebiet

Großbritannien gilt dann als Virusvariantengebiet. Für Einreisende gilt eine zweiwöchige Quarantänepflicht - auch für Geimpfte und Genesene. Sie kann nicht durch negative Tests verkürzt werden. Fluggesellschaften dürfen im Wesentlichen nur noch deutsche Staatsbürger oder in Deutschland lebende Personen von Großbritannien nach Deutschland befördern. Es handelt sich aber nicht um ein Flugverbot. Die Regel gilt auch für den Bahn- oder Schiffsverkehr.

Die Gesundheitsminister der Länder hatten den Bund am Samstag nach einer Sonder-Videoschalte zu schärferen Einreiseregeln aus Virusvariantengebieten aufgefordert. Bundesgesundheitsminister Lauterbach sagte der dpa: "Die Einreise sicherer zu machen, hilft, damit sich die Omikron-Variante nicht so schnell ausbreitet. Verhindern können wir die Verbreitung nicht, nur verzögern. Je länger es dauert, bis Omikron auch Deutschland im Griff hat, umso besser."

Der Chef der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Gerald Gaß, forderte die Politik auf, die Erkenntnisse zu Omikron aus anderen Ländern "sehr sorgfältig" zu analysieren und, falls sich die Befürchtungen bestätigten, "sehr frühzeitig" mit Kontaktbeschränkungen gegenzusteuern. "Wir dürfen dann keine Zeit verlieren, dann muss sofort gehandelt werden, noch bevor die Zahlen auch in Deutschland nach oben gehen und eine Überlastung der Krankenhäuser nicht mehr zu verhindern ist", sagte Gaß der dpa.

Kretschmann fühlt sich durch neue Bundesregierung schlecht informiert

Baden-Württembergs Ministerpräsident Kretschmann fühlt sich schlecht von der neuen Bundesregierung aus SPD, Grünen und FDP informiert. Er habe noch keinerlei Informationen über die Omikron-Variante vom neu eingesetzten Expertengremium der Regierung erhalten, sagte er. "Die Zeit drängt, deshalb erwarte ich, dass wir zügig einen Stand bekommen. Wenn man so ein Gremium einsetzt, müssen die Infos auch ankommen", sagte der Grünen-Politiker. Ein Bericht des Expertengremiums wird bald erwartet.

Kretschmann sagte, er sei sehr alarmiert über das, was er mit Blick auf Omikron höre. "Aber wir sind da auf die Einschätzungen der Experten angewiesen. Was heißt das für den Impfschutz? Wann rechnet die Wissenschaft damit, dass Omikron dominant ist? Das müssen wir wissen, aber das kann ich nicht selber bewerten." Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) sagte: "Wir müssen die Ausbreitung von Omikron so lange wie möglich verhindern und maximal verlangsamen, damit sich noch mehr Menschen impfen lassen können."

Ein hohes Impftempo ist zentraler Baustein in der Strategie der neuen Bundesregierung. Der Leiter des neuen Corona-Krisenstabs im Kanzleramt, Generalmajor Carsten Breuer, zeigte sich zuversichtlich, dass das Regierungsziel von 30 Millionen Impfungen bis zum Ende des Jahres erreicht werden kann. Seit Mitte November seien mehr als 24,4 Millionen Menschen geimpft worden. Jetzt seien noch knapp zwei Wochen Zeit. "Die 30 Millionen sind zu schaffen", sagte Breuer der "Bild am Sonntag". Berechnet wird das Impfziel ausgehend von einer Bund-Länder-Runde am 18. November. Das Tempo müsse auch in der Weihnachtszeit aufrechterhalten werden.

Bundesweiter Flickenteppich bei Gottesdiensten

Über die Feiertage wollen 79 Prozent der Deutschen zu Hause bleiben, wie eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur ergab. 13 Prozent sagten, sie wollten verreisen, um mit Freunden oder Verwandten Weihnachten feiern zu können. 6 Prozent der Befragten planen eine Urlaubsreise.

Bei den Festgottesdiensten für das zweite Weihnachtsfest in der Pandemie zeichnet sich ein bundesweiter Flickenteppich von Regelungen ab. Sowohl die katholische als auch die evangelische Kirche überlassen das Vorgehen den Gemeinden weitgehend selbst.

Dadurch unterscheiden sich die Regelungen oft von Gemeinde zu Gemeinde, ja sogar von Gottesdienst zu Gottesdienst innerhalb ein- und derselben Gemeinde. Im Kindergottesdienst und in der Christmette gilt dann zum Beispiel 2G oder 3G, und man muss sich zusätzlich anmelden. Aber die restlichen Gottesdienste werden häufig unter den normalen Abstands- und Hygieneregeln zelebriert, sofern die Corona-Schutzverordnung des jeweiligen Landes das zulässt. Das heißt dann: Hier können Ungeimpfte sogar ungetestet teilnehmen. (mt/dpa)

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