• Vielerorts ist der Boden in Deutschland zu trocken, was der Landwirtschaft und den Bäumen schadet.
  • Diese mitunter extreme Dürre gibt es in manchen Regionen nun schon seit vier Jahren.
  • Das beunruhigt Experten. Sorgen um die Trinkwasserversorgung müsse man sich aber nicht machen.

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Wenn Elon Musk an Brandenburg denkt, sieht er Wasser über Wasser. Bedenken, dass seine Autofabrik dort für Wasserknappheit sorgen könnte, lachte der Tesla-Chef vor einigen Monaten einfach weg. Dabei gibt es gerade in Brandenburg trotz seiner vielen Seen Regionen, in denen der Boden extrem trocken ist.

"Extreme und außergewöhnliche Dürre" stellt das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) in seinem Dürremonitor dort fest. Da der Begriff "Dürre" eine Abweichung von einem langjährigen Erwartungswert ist, bedeutet "extreme" und "außergewöhnliche" Dürre hier, dass der Boden so trocken ist, wie es nur ein- bis zweimal in den letzten 70 Jahren vorgekommen ist.

Für den Leiter des Mitteldeutschen Klimabüros am UFZ, Andreas Marx, ist das nicht zum Lachen. Zwar könne niemand generell sagen, ob eine große Trockenheit im Frühjahr dazu führe, dass zum Beispiel die Ernte schlecht werde. "Was allerdings beunruhigend ist: Es gibt in der Mitte Deutschlands einen Streifen von Brandenburg über Sachsen-Anhalt und Niedersachsen bis nach Nordrhein-Westfalen, in dem es nun seit vier Jahren zu trocken ist." Vor allem für die Wälder ist diese lange Trockenheit extrem schädlich. "Seit Anfang 2018 haben wir in Deutschland schon eine halbe Million Hektar Wald verloren, das ist zweimal die Größe des Saarlands", sagte Marx unserer Redaktion.

In Brandenburg hat die Verwaltung in der Region des Tesla-Werks vor Kurzem beschlossen, dass Menschen, die neu herziehen und in ihrem neu gebauten Haus einen neuen Wasseranschluss legen, nur noch 105 Liter Wasser pro Tag und Person verbrauchen dürfen. Wer mehr verbraucht, zahlt Strafe, ab 2025 soll das für alle Privatverbraucher dort gelten.

Wird unser Wasserverbrauch irgendwann "abgeregelt"?

Die Maßnahme folgt wohl auch aus dem Bau der Tesla-Fabrik, die Ende März eröffnet wurde. Aber bereits davor war der Wasserverbrauch hier viel höher als im Bundesdurchschnitt auch wegen der Schrebergartenbesitzer aus Berlin, die nicht im Verbandsgebiet gemeldet sind, aber häufig übers Wochenende dorthin kommen und ihre Gärten bewässeren, wie der Vorsteher des Wasserverbandes Strausberg-Erkner, André Bähler, dem RBB sagte.

Kommt das irgendwann auf alle Menschen in Deutschland zu? Dass ihr Wasserverbrauch indirekt "abgeregelt" wird? Andreas Marx weist darauf hin, dass es Einschränkungen bei der Wassernutzung bereits gebe. "Wenn es zum Beispiel im Sommer heißt: Bitte die Gärten in der Mittagszeit weniger wässern."

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Grundsätzlich ist Deutschland ein wasserreiches Land. So steht es auch in der Nationalen Wasserstrategie des Bundesumweltministeriums. Die erneuerbaren Wasserressourcen umfassten im langjährigen Mittel 188 Milliarden Kubikmeter.

Regionen mit "schlechtem" Boden sind besonders betroffen

Nur gibt es eben Jahre, da ist es viel weniger. Wie 2018, als es nur 119 Milliarden Kubikmeter waren. Die Frage ist: Ist dies das "neue Normal" oder ein Ausreißer und alles reguliert sich wieder? "Die Vorhersage-Modelle sagen, dass sich Dürrephasen immer wieder regulieren. Es wird also wieder mehr Regen geben, der das ausgleicht", erklärt Marx.

Auch die Aufzeichnungen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) bilden diesen Langzeittrend ab: Über die Jahre geht es mit den Niederschlägen auf und ab. Im sogenannten linearen Trend, der mehr als 100 Jahre umfasst, werden es sogar mehr Niederschläge. Ein Blick auf die letzten zehn Jahre zeigt allerdings: Hier lagen die Niederschläge fast immer unter dem Schnitt, teilweise deutlich außer 2021, das geprägt war von einem anderen Extremwetterereignis, der Flutkatastrophe.

Wie viel Wasser aus dem Boden und den Flüssen als Trinkwasser und für Pflanzen zur Verfügung steht, hängt aber nicht nur von den Niederschlägen ab, sondern auch von der Bodenqualität. Sandige Böden, wie in Brandenburg, können zum Beispiel Regenwasser nicht gut halten. Es versickert schnell, so dass viele Pflanzen davon nichts abbekommen. Heißt: Auch wenn es dort mal regnet, hilft das dem Boden nach einer Dürre nicht so sehr. Es muss mehr und länger regnen.

"Regional und zeitlich begrenzte Dürren wird es häufiger geben"

Stark tonhaltige Böden halten das Wasser hingegen besser fest. "Deswegen funktioniert zum Beispiel die Landwirtschaft im Regenschatten des Harzes, im sogenannten mitteldeutschen Trockengebiet, besser als in Brandenburg obwohl es dort weniger regnet", führt Andreas Marx aus.

Die Bodenqualität liefert aber keine Erklärung, warum zum Beispiel der Brandenburg-Sachsen-Anhalt-Niedersachsen-NRW-Streifen so besonders trocken ist. Die Niederschlagsmenge ist dort geringer als andernorts und die Temperaturen sind höher. Allerdings nicht in dem Maße, das diese starke Trockenheit erklären würde, wie der Klimaforscher Marx sagt: "Es gibt also keinen bestimmten Grund dafür."

Obwohl ihn die Dauer der Dürre durchaus besorgt, geht Marx nicht davon aus, dass die Trockenheit in dieser und anderen Regionen in Deutschland, die neue Normalität wird. "Natürlich sind die unmittelbaren Folgen einer solchen Trockenheit schlimm für die Landwirtschaft, auch für den Tourismus. Aber das ist kein Dauerzustand, mit dem wir uns jetzt arrangieren müssen", sagt Marx.

Wasser ist in Deutschland billig

Worauf wir uns jedoch einstellen müssen: Dass es solche extremen Ereignisse wie länger anhaltende Dürre in einigen Teilen des Landes in Zukunft häufiger geben wird. Vor allem auch wegen der steigenden Temperaturen regional und global, wie aus dem "Sechsten Sachstandsbericht des Weltklimarats" hervorgeht. Denn mehr Verdunstung bedeutet ebenfalls weniger Wasser im Boden und in Flüssen.

Es ist also damit zu rechnen, dass künftig häufiger regional und zeitlich begrenzt Wasser gespart werden muss. Besonders trockene Regionen müssen wohl zudem vermehrt von außen versorgt werden. "Es ist übrigens heute schon so, dass Gebiete mit einem hohen Wasserbedarf von anderen versorgt werden", weiß Marx.

Das Wasser für Berlin komme beispielsweise zu einem großen Teil aus Sachsen. "Dass Wasser bis zu 100 Kilometer weit transportiert wird, ist ganz normal." Was die Wasserpreise angeht, sieht der Klimaforscher momentan keinen Grund zur Sorge. "Die Preise für einen Kubikmeter Wasser, also 1.000 Liter, liegen unter 10 Euro und sind damit sehr niedrig."

Verwendete Quellen:

  • Telefoninterview mit Dr. Andreas Marx, Leiter des Mitteldeutschen Klimabüros am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ)
  • Dürremonitor Deutschland des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung
  • Zeitreihen und Trends des Deutschen Wetterdienstes (DWD) (Hier können unter anderem Niederschläge und Temperaturen abgerufen werden, nach Monaten, Jahren und Regionen)
  • Auswirkungen der globalen Erwärmung auf hydrologische und agrarische Dürren und Hochwasser in Deutschland (Bericht unter anderem von Andreas Marx)
  • rbb24.de: Wasserverband Strausberg-Erkner rationiert Wasser für Neukunden (14. April 2022)
  • Sechster Sachstandsbericht des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC, Weltklimarat)
  • Nationale Wasserstrategie des Bundesumweltministeriums
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