Patrick Mahomes führt die Kansas City Chiefs in Super Bowl 58 zu einem 25:22 nach Verlängerung gegen die San Francisco 49ers und damit zur erfolgreichen Titelverteidigung. Der Erfolg gegen die 49ers war aber hart erkämpft, am Ende macht der 28-Jährige den Unterschied. Der dritte Titel in fünf Jahren sei der Start einer neuen NFL-Dynastie, wie Mahomes verspricht.

Eine Analyse
Dieser Text enthält eine Einordnung aktueller Ereignisse, in die neben Daten und Fakten auch die Einschätzungen von Andreas Reiners sowie ggf. von Expertinnen oder Experten einfließen. Informieren Sie sich über die verschiedenen journalistischen Textarten.

Taylor Swift war nicht zu sehen. Als der Touchdown von Chiefs-Receiver Mecole Hardman Super Bowl 58 in der Verlängerung entschied, schwenkte die TV-Kamera umgehend auf den Pop-Superstar. Doch Swift war da in ihrer Loge schon unter einer Jubeltraube verschwunden. Wenig später schritt sie zusammen mit der Mutter ihres Freundes Travis Kelce auf den Rasen des Allegiant Stadium, wo die Chiefs ihren zweiten Super-Bowl-Triumph hintereinander und den dritten in fünf Jahren ausgelassen feierten. Man konnte es an ihren Lippen ablesen: "Oh mein Gott", sagte sie immer wieder. Was das Geschehen in den Stunden zuvor treffend zusammenfasste.

Mehr News zum Thema Sport

Ein Spiel als Spiegelbild der Saison

Denn das 25:22 war kein Offensiv-Spektakel, zunächst war es sogar eher träge, fehlerhaft. Vor allem Taktik-Ästheten kamen auf ihre Kosten, denn beide Teams bewiesen, warum sie die zweitbeste (Chiefs) und die drittbeste (49ers) Defense der Liga haben. Vor allem die Chiefs konnten sich auf ihre Abwehrarbeit verlassen, wie schon die ganze Saison über. "Die ganze Saison war geprägt von unserer Defense, sie hat uns auch heute im Spiel gehalten und die Offense hat dann gepunktet, als wir es gebraucht haben. Das Spiel ist ein Spiegelbild der ganzen Saison gewesen", sagte Chiefs-Quarterback Patrick Mahomes.

Das trifft es und das Chiefs-Spiel war tatsächlich ein Spiegelbild der Saison, ohne die frühere erdrückende Dominanz in der Offensive, dafür aber mit einer exzellenten Defensive, die den 49ers um Quarterback-Jungstar Brock Purdy (24) und Running Back Christian McCaffrey vergleichsweise limitierte Möglichkeiten bot.

Es war trotzdem ein hartes Stück Arbeit gegen ebenfalls unbeständig spielende 49ers. Es war ein intensives Duell, eines auf Augenhöhe, von der stets in der Luft liegenden Spannung angetrieben. Es ging zwischen beiden Teams hin und her, beide schenkten sich nichts. Zwischendurch lagen gar die Nerven blank, als Travis Kelce seinen Trainer Andy Reid an der Seitenlinie nach einem der zahlreichen Fumbles im Spiel verbal und auch leicht körperlich anging.

"Habt ihr das gesehen?", fragte der Tight End, der keinen guten Start in das Spiel erwischt hatte, nach dem Spiel zu der Szene. "Ich werde es für mich behalten, es sei denn, mein 'Mic'd up' (NFL-Format, bei dem durch ein Mikrofon übertragen wird, was die Spieler sagen, Anm.d.Red.) erzählt es der Welt. Ich habe ihm nur gesagt, wie sehr ich ihn liebe." Doch auch wenn die Chiefs im Gesamtauftritt nicht mehr so souverän wirken wie früher, blieb das Team fokussiert. Und im Spiel. Und damit brandgefährlich.

Man sei beim Plan geblieben, sagte Receiver Rashee Rice bei RTL: "Wir haben im Training sichergestellt, dass wir für diese harten Momente vorbereitet sind. Es war klar, dass wir in den entscheidenden Momenten da sein müssen. Und das waren wir", sagte Rice.

49ers zu fehlerhaft und inkonsequent

Hinzu kam, dass San Francisco selbst mit Fehlern den Gegner am Leben hielt. Durch verpasste Spielzüge und einen verschossenen Extrapunkt ebenso wie durch einen verpatzten Punt Return, den die Chiefs ihrerseits für ihren ersten Touchdown des Spiels nutzen konnten. Es war ein Weckruf für die Chiefs zur Unzeit aus Sicht der 49ers. Dazu nahm sich die Offense der Kalifornier immer wieder kreative Pausen, fand nicht die nötige Durchschlagskraft und Entfaltung, um die Chiefs-Defense nachhaltig in Verlegenheit und sich selbst öfter in eine aussichtsreiche Position zu bringen.

"Es gibt im Moment keine richtigen Worte", sagte 49ers-Coach Kyle Shanahan, der zum zweiten Mal nach 2020 im Super Bowl gegen die Chiefs verlor. "Es tut weh. Jeder versteht, dass wir wussten, dass es weh tun würde, wenn es so weit kommt, aber ich bin einfach stolz auf unsere Jungs. Sie haben sich voll reingehängt, sie haben sich den Hintern aufgerissen, sie haben eine Menge durchgemacht. Das ist etwas, womit wir leben müssen."

Auch an den Quarterbacks waren die Unterschiede an diesem Tag zu erkennen. Sie waren minimal, es waren Kleinigkeiten, aber es waren entscheidende. Purdy agierte nicht schlecht, warf für 255 Yards und einen Touchdown. Was seinem Spiel fehlte, war ein Schuss Genialität, die man in solch engen Spielen auf diesem Niveau braucht. Mahomes hingegen streute einmal mehr das gewisse Etwas ein, die Magie, die den 28-Jährigen auszeichnet und zum insgesamt dritten Mal zum wertvollsten Spieler des Super Bowl machte. Zum Matchwinner.

Mahomes, die Lebensversicherung

Ihm war zwar erstmals nach zuvor 218 Passversuchen in den Playoffs eine Interception unterlaufen und er fand lange nur wenige Lösungen. Doch in den entscheidenden Momenten hielt er sein Team im Spiel, brachte es mit starken Spielzügen, mit Mut, Auge und Akkuratesse über den Platz. Nicht nur mit Pässen über 333 Yards und zwei Touchdowns, sondern auch mit 66 gelaufenen Yards.

Er war die Lebensversicherung der Chiefs, auf ihn war Verlass. Er ist mit seinem dritten Ring endgültig der Superstar der Liga. Schon länger wird darüber diskutiert, ob der 28-Jährige schon bald Legende Tom Brady als besten Quarterback der Geschichte ablösen wird. Er ist auf einem guten Weg, Super Bowl 58 hat das nochmals unterstrichen.

"Wir sind noch nicht fertig, wir haben ein junges Team. Wir werden die Sache weiter vorantreiben."

Patrick Mahomes, Kansas City Chiefs

"Wir haben die größte Entschlossenheit aller Teams in der NFL. Wir haben zudem den besten Quarterback der Liga. Egal, wie der Punktestand ist, egal, wie viel Zeit noch übrig ist, dieser Typ hat Magie in seinem rechten Arm. Und er hat einfach Wege gefunden, uns voranzutreiben, sogar mit seinen Beinen", sagte auch Travis Kelce.

Definitiv ist es als Drohung zu verstehen, wenn Mahomes auf die Frage, ob diese Chiefs unter ihm eine neue NFL-Dynastie seien, erklärte: "Es ist der Anfang von einer, wir sind noch nicht fertig. Wir sind noch nicht fertig, wir haben ein junges Team. Wir werden die Sache weiter vorantreiben", so Mahomes.

Er schaffte es sogar, an diesem Abend das Glamourpaar der Saison in den Schatten zu stellen. Dieses fand sich nach einigen Minuten schließlich auf dem mit Konfetti bedeckten Rasen und natürlich gab es von Swift den verdienten Super-Bowl-Kuss für Kelce. Und diesmal hielt die Kamera auch rechtzeitig drauf.

Verwendete Quellen

  • Übertragung DAZN
  • Übertragung RTL
  • Pressekonferenzen
JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.

Teaserbild: © Getty Images/Jamie Squire