Das Topspiel in der Premier League zwischen Manchester City und Arsenal wurde mit Spannung erwartet. Die Gunners waren nach dem 0:0 der moralische Sieger - aus verschiedenen Gründen.

Eine Analyse
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Am Sonntag fand in der englischen Premier League das absolute Spitzenspiel zwischen Manchester City und dem FC Arsenal statt. Beide befinden sich in einem elektrisierenden Titelkampf mit dem FC Liverpool, der vorher gegen Brighton vorlegen und die Tabellenführung übernehmen konnte. Beide Trainer stellten ihre bestmögliche Elf auf, mussten aber auch auf Spieler verzichten. So spielten die Hausherren mit einer Viererkette bestehend aus vier nominellen Innenverteidigern, weil Kyle Walker fehlte.

Weil bei den Gästen Gabriel Martinelli noch nicht fit genug für die Startelf war, spielte Gabriel Jesus im Angriff gemeinsam mit Bukayo Saka und Kai Havertz, sollte das Pressing ankurbeln und intensiv gegen den Ball arbeiten. Die ähnliche Grundformation, ein flexibles 4-3-3, bei dem situativ Verteidiger in das Mittelfeld schieben, um Überzahlsituationen zu generieren, behielten beide bei.

Viel Respekt und gute Defensivkonzepte

Wie zu erwarten war begann Manchester City dominant. Die Hausherren setzten auf Ballbesitz, hatten zwischenzeitlich einen Wert von mehr als 70 Prozent vorzuweisen. Gegen den Ball agierte City wie gewohnt sehr aktiv, setzte auf ein koordiniertes Gegenpressing, was es Arsenal nicht ermöglichte, das eigene Spiel durchzuziehen. Beiden Teams war zudem der Respekt voreinander anzumerken, das große Risiko fehlte auf beiden Seiten, was wiederum dazu führte, dass beide Defensivkonzepte aufgingen.

Die Elf von Trainer Pep Guardiola konzentrierte sich auf Kontrolle. Frei nach dem Motto: Wenn man selbst den Ball hat, dann kann der Gegner nur schwer gefährlich werden. Arsenal stand indes tief, isolierte Erling Haaland, der bis zur Pause nur sieben Ballkontakte sammeln konnte und stand vor allem Kreativspieler Kevin de Bruyne oft auf den Füßen, engte dessen Aktionsradius drastisch ein. Weil beide Teams durch die Disziplin des Gegners nicht in das Tempo kamen, fehlten die Torchancen.

Unterschiede waren im Aufbau zu erkennen. Manchester City spielte konsequent flach aus der Abwehr heraus, Arsenal überbrückte das Mittelfeld auch situativ mit einem hohen Ball. Die Mischung aus Disziplin und Vorsicht sorgte dafür, dass beide bis zum Pausenpfiff nur zu Halbchancen kamen. City zu Beginn, Arsenal eher in der zweiten Hälfte des ersten Spielabschnittes, nach einer Verletzungsunterbrechung, die den Skyblues ein wenig den Rhythmus nahm. Das 0:0 zur Pause war absolut folgerichtig.

Schachspiel auch in Halbzeit 2

Es war ein Schachspiel auf hohem Niveau ohne Torchancen. Das galt für die erste wie für die zweite Halbzeit. Das Bild auf dem Platz war nämlich unverändert. City wollte Lücken öffnen und mit tiefen Läufen immer wieder die Defensive irritieren, Arsenal fand aber immer wieder Lösungen. Declan Rice dirigierte vor der Abwehr, Gabriel Magalhaes und William Saliba ließen Erling Haaland nicht zum Abschluss kommen. Dass er gegen Arsenal in den letzten drei Spielen nur auf 0,24 expected Goals kommt, spricht für die Innenverteidigung der Gunners.

Für beide Seiten war die Partie sehr anstrengend, vor allem mental. Beide mussten hochkonzentriert agieren, durften den Gegner nicht einladen, ihm nicht den einen Meter zu viel Platz geben. Das gelang gut, auch weil Arteta auf die Wechsel von Guardiola reagierte. Als der dribbelstarke Doku kam, wurde der im direkten Zweikampf noch etwas bessere Tomiyasu dagegengestellt, als City mit Grealish eine offensivere Option im Mittelfeld wählte, stellte Arteta den physisch starken Partey statt Passspieler Jorginho dagegen. Das Schachspiel endete auch deswegen Remis, weil Arsenal die eine Lücke nicht nutzen konnte und Trossard statt Martinelli anzuspielen lieber selbst auf den Abschluss ging.

Darum waren die Schlüsselspieler abgemeldet

Große Spiele werden oft von großen Spielern entschieden. Und beide haben davon genügend im Kader. Kevin de Bruyne, Rodri und Erling Haaland sind es bei Manchester City, Bukayo Saka und Martin Ödegaard bei Arsenal. Bezeichnend für dieses Topspiel war, dass sie alle nicht ihre beste Leistung zeigten. Haaland wurde wie gesagt von der Versorgung abgeschnitten, de Bruyne von Rice sehr gut bewacht. Immer, wenn der Belgier mal aufdrehen konnte, wurde er gedoppelt und somit unter Druck gesetzt. In solchen Fällen wird oft Rodri zum Entscheidungsspieler, doch seine Kreise wurden durch das massive Zentrum von Arsenal ebenfalls eingeengt.

Die Gunners drückten City oft auf die Außenbahn, aber hatten im Zentrum dann die notwendige Überzahl, sodass der Gastgeber weder mittels Flachpassspiel noch durch Flanken viel Torgefahr erzeugen konnte. Auch deswegen blieb der xG-Wert der Skyblues bei unter 1.0. Dass die Arsenal Schlüsselspieler in der Offensive wenige Akzente setzen konnten, lag an verschiedenen Faktoren. Ödegaard beispielsweise war deutlich mehr in der Defensive eingebunden als sonst, hatte weitere Wege zum gegnerischen Tor.

Und Saka? Der musste gegen den hochrückenden Linksverteidiger des Gegners viel investieren, um Lücken zu schließen, wodurch Energie für die Tempodribblings fehlte. Durch die Dominanz der Skyblues und die defensivere Ausrichtung der Gunners war es auch leichter, Spieler wie ihn zu doppeln. Und so blieb auch Arsenal bis auf zwei Abschlüsse von Jesus und besagten Konter weitgehend harmlos. Neutralisation auf höchstem Niveau, etwas zu wenig Risiko auf beiden Seiten und gute Reaktionen auf die Bewegungen diverser Schachfiguren führten im Endeffekt zum Remis.

Fazit: Arsenal besteht die Reifeprüfung

Die junge Arsenal-Mannschaft hat in dieser Saison gegen die Topteams oft gut ausgesehen. Im Hinspiel wurde der City-Fluch mit dem 1:0-Sieg schon bezwungen, jetzt ging es darum, endlich mal wieder im Etihad etwas mitzunehmen. Und das gelang auch. Es war eine Reifeprüfung, die bestanden wurde, weil der defensive Ansatz ausreichte, um Manchester City große Aufgaben zu stellen. Und an einem sehr guten Tag hätte es wohl auch zum Sieg gereicht. Der moralische Sieger in diesem Duell per sé sind die Gunners. Im Titelkampf aber der FC Liverpool, der jetzt von der Spitze grüßt.

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