Die EM 2024 steht kurz bevor. Über die Playoffs der Nations League werden die letzten drei Startplätze ermittelt. Die Regularien der Uefa für die Auswahl der Teilnehmer werfen einige Fragen auf und haben schwer nachvollziehbare Folgen.

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Die Europameisterschaft 2024 in Deutschland (14. Juni bis 14. Juli 2024) ist nur noch wenige Monate entfernt. 21 Mannschaften sind bereits qualifiziert, drei weitere Teilnehmer werden im Rahmen der Playoffs am 21. und 26. März noch ermittelt.

Neben den Gruppenersten und -zweiten der zehn Qualifikationsgruppen sowie Gastgeber Deutschland werden die weiteren Teilnehmer über die Platzierung in der Nations League 2022/23 ermittelt, deren Ligen A, B und C ein Playoff-Turnier austragen.

Zwölf Teams kämpfen noch um EM-Teilnahme

Insgesamt zwölf Mannschaften kämpfen dabei noch um die heiß begehrten verbliebenen Tickets für die EM – nominell die Gruppensieger der drei Ligen, aber wenn sich die jeweiligen Teams bereits über die Qualifikation einen Platz für die Endrunde in Deutschland gesichert haben, werden sie durch die nächstplatzierte Mannschaft ihrer Liga ersetzt.

Dabei trifft im Halbfinale in der jeweiligen Liga jeweils das beste Team der Nations-League-Rangliste auf das schlechteste und das zweitbeste auf das drittbeste. Die Halbfinal-Partien lauten dabei wie folgt:

Liga A:

Liga B:

Liga C:

  • Georgien – Luxemburg
  • Griechenland – Kasachstan

Die Gewinner der jeweiligen Vorschlussrunden-Partien treffen dann in einem der drei EM-Ticket-Endspiele wenige Tage später im großen Showdown aufeinander.

Alle Playoff-Duelle werden hierbei im K.-o.-Modus ausgetragen. Wenn es nach 90 Minuten noch keinen Gewinner geben sollte, geht es in die Verlängerung, dann ins Elfmeterschießen.

In welcher Turniergruppe die Playoff-Gewinner bei der EM dann antreten, steht auch bereits fest. Der Sieger von Turnier A landet in Gruppe D bei den Niederlanden, Österreich und Frankreich, das verbliebene Team von Turnier B in Gruppe E bei Belgien, der Slowakei und Rumänien und der Gewinner von Turnier C spielt in Gruppe F gegen die Türkei, Portugal und Tschechien.

Estland führt die EM-Qualifikation ad absurdum

Während die Playoff-Partien in den kommenden Tagen die EM-Gruppen komplettieren, wird im Vorfeld immer deutlicher, dass dieser Modus die für lange Zeit eingleisige EM-Qualifikation deutlich verkompliziert und in gewisser Weise auch entwertet hat. Denn der sportliche Wert der Zusatzchance für einige Teams auf ein Ticket über die Nations-League-Playoffs darf arg infrage gestellt werden.

Gut ersichtlich ist die viel diskutierte Verfahrensweise etwa an der Nationalmannschaft von Estland, die in ihrer regulären Qualifikationsgruppe mit Belgien, Österreich, Schweden und Aserbaidschan mit einem mageren Punkt aus acht Partien abgeschlagen auf dem letzten Platz gelandet ist. Durch die Nations League ist das Team nun aber einer der "Lucky Loser", der trotzdem weiterhin auf die EM-Teilnahme hoffen darf. Grund dafür ist, dass Estland als Gewinner der niedrigsten Staffel der Nations League, Liga D, aufrückt.

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Die Regularien der Uefa geben vor, dass für den Fall, dass weniger als vier Mannschaften aus einer Liga an den Playoffs teilnehmen, wie es in Liga A der Fall war, der freie Platz an den bestplatzierten Gruppensieger der Liga D, die kein eigenes Playoff-Turnier austrägt, vergeben wird. Dies bedeutet Glück für Estland. Die Logik dahinter, warum hier nicht ein weiteres Team aus der sportlich nächstabgestuften Liga B folgt und den offenen Platz einnimmt, bleibt schleierhaft.

Zusätzlich wird dabei auch der deutlich leichtere Weg für die Esten im Vergleich zu ihrer Qualifikationsgruppe deutlich. Mehr noch, denn der sportliche Wettbewerb wird komplett ad absurdum geführt. Denn in der Nations League waren die Esten in ihrer Dreiergruppe mit Malta und San Marino plötzlich das unangefochtene Top-Team und landeten nach vier Duellen ungeschlagen mit 12 Punkten und 10:2 Toren auf Platz eins der Staffel. Estland hat mit zwei Siegen gegen Polen und den Gewinner der Partie Wales gegen Finnland nun die Chance, noch auf den EM-Zug aufzuspringen. Von einem fairen Wettbewerb kann man hierbei wohl kaum sprechen.

Wales als Schlusslicht in Gruppe der Nations League trotzdem in Playoffs

Dass neben Estland auch Wales an Playoff-Turnier A teilnimmt, hat ebenfalls einen faden Beigeschmack. Mit 12 Punkten aus acht Spielen wurde das Nationalteam in seiner Qualifikationsgruppe hinter der Türkei (17 Punkte) und Kroatien (16 Punkte) nur Gruppendritter und verpasste damit eines der direkten Startertickets für die EM.

Und auch in der Nations League sollte es für die Waliser alles andere als rund laufen, mit nur einem Punkt aus sechs Spielen wurde die Mannschaft abgeschlagen letzter in Liga A in einer Gruppe mit den Niederlanden, Belgien und Polen.

Für die Playoffs reicht dies aber dennoch, da von den anderen 16 Teams aus der Liga bereits 13 ihr Ticket über die EM-Qualifikation gelöst und Deutschland als Gastgeber automatisch qualifiziert ist – somit bleiben nur Polen und die Waliser übrig.

Dass der letzte Platz in der Gruppe für Wales aber kein Nachspiel hat, weil sie von der EM-Qualifikation der anderen Teams der Liga profitieren, lässt die Entscheider beim europäischen Dachverband Uefa in keinem guten Licht dastehen.

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Norwegen für Nicht-Teilnahme von Russland an Nations League bestraft

Die angewendeten Regularien in der Nations League sind nur schwer nachvollziehbar. Während es mit Estland und Wales wie beschrieben auch Nutznießer gibt, schaut ein Team durch eine weitere Sonderregelung in die Röhre: Norwegen.

In ihrer Qualifikationsgruppe wurden die Skandinavier mit 11 Punkten Dritter hinter Schottland (17 Punkte) und Spanien (21 Punkte). In der Nations League lief es für das Team von Superstar Erling Haaland aber deutlich besser. Hinter Serbien (13 Punkte) wurde Norwegen mit 10 Zählern Zweiter in Gruppe B4. Da die Serben aber bereits durch die reguläre Qualifikation ihr EM-Ticket sicher hatten, wurde ihr Platz in den Playoffs an die nächste Mannschaft in der Tabelle der Liga B vergeben - und hier wird es unnötig kompliziert. Die logische Wahl wäre es gewesen, den Platz an das zweitplatzierte Team der Gruppe zu vergeben, die Norweger.

Stattdessen hat die Uefa aber die Leistungen aller Mannschaften in jeder Liga zusammengezählt und die vier nicht qualifizierten Mannschaften mit den höchsten Punktzahlen für die Playoffs ausgewählt. Auch dies würde für Liga B auf die Norweger zutreffen, ab hier wird es aber kurios. Denn durch den Ausschluss Russlands aus der Nations League in Folge des Angriffskrieges auf die Ukraine wurde die Gruppe B2 in der Folge auf lediglich drei Mannschaften reduziert: Israel, Island und Albanien, die somit nur vier statt der regulären sechs Partien austragen konnten. Die Symmetrie der Liga wurde dadurch erheblich gestört, was die Entscheidungsträger der Nations League zur wohl fragwürdigsten aller nur schwer nachvollziehbaren Regelanwendungen bewogen hat.

Die Uefa beschloss, alle Ergebnisse in Liga B zu streichen, an denen die letztplatzierte Mannschaft jeder Gruppe beteiligt war, um die Punktanzahl aller betreffenden Teams nach dieser Logik gleichwertig vergleichen zu können. Für Norwegen bedeutete das, dass die beiden Siege gegen den Viertplatzierten der Gruppe, Schweden, in der Endabrechnung gestrichen wurden. Somit stand nur noch ein Sieg und ein Unentschieden, die für Haaland und Co. in die abschließende Bewertung einflossen.

Und dies bedeutete zum Leidwesen der Norweger, dass der Traum von den Playoffs und der EM ausgeträumt war. Denn stattdessen hat Island, das in seiner Nations League-Gruppe kein einziges Spiel gewonnen und nur vier Unentschieden erreicht hatte, aufgrund der besseren Tordifferenz gegenüber Norwegen die Playoffs erreicht.

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