Gehälter im Männerfußball sind recht leicht herauszufinden. Teilweise sorgen allein die Zahlen für Schlagzeilen, wenn sich bei einem Wechsel mal wieder einiges um Gehaltsvorstellungen der Spieler dreht. Bei den Frauen ist es eher umgekehrt. Wenn es da in Schlagzeilen mal um Gehälter geht, handelt es sich oftmals eher um die Fassungslosigkeit angesichts der Niedriglöhne, die im Fußball der Frauen teilweise immer noch gezahlt werden.

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Eine Umfrage der Sportschau vergangenen Juli unter Spielerinnen der ersten und zweiten Liga in Deutschland hatte Erschreckendes zutage gefördert. 24 Prozent der befragten Spielerinnen gaben dabei an, überhaupt kein Geld für ihr Engagement zu erhalten. 34 Prozent erhielten bis zu 500 Euro im Monat, gerade mal fünf Prozent verdienten 5.000 Euro oder mehr.

Aktuelle Zahlen eines DFB-Papiers, das "sportschau.de" vorliegt, stützen diese Zahlen. Demnach verdienen 62 Prozent der Spielerinnen der ersten Frauen-Bundesliga deutlich weniger als 2.920 Euro. 13 Prozent verdienen sogar weniger als 2.000 Euro, was laut "sportschau.de" vor allem jüngere Spielerinnen betreffen dürfte. Lediglich vier Prozent aller Spielerinnen der Bundesliga verdienen 10.000 Euro oder mehr und die dürften wohl vor allem beim FC Bayern und dem VfL Wolfsburg spielen.

Eine Studie von Autodoc aus dem Jahr 2022 errechnete ein Durchschnittsgehalt von Bundesligaspielerinnen von 43.670 Euro. Damit gehört eine Bundesligaspielerin in Deutschland zu den Geringverdienern. Zum Vergleich: Laut dpa rechnen Experten bei männlichen Bundesliga-Profis mit einem Durchschnittseinkommen von 1,5 bis 2 Millionen Euro.

Eklatantes Gefälle nicht auf Deutschland beschränkt

Dieses eklatante Gefälle hat Deutschland im Fußball der Frauen im Übrigen nicht exklusiv. Laut der BBC liegt das Durchschnittsgehalt von Spielerinnen in der englischen Women's Super League, die der deutschen Bundesliga auf vielen Gebieten voraus ist, auf 47.000 Pfund, während die Männer in der Premier League durchschnittlich 8,2 Millionen Pfund verdienen.

Nun sind einige der deutschen Nationalspielerinnen in einer deutlich privilegierteren Position. Laut "Sportbild" soll beispielsweise Giulia Gwinn beim FC Bayern ein Festgehalt von 8.000 Euro erhalten. Dazu kommen Siegprämien, Werbeverträge und TV-Deals. Gwinn war während der WM der Frauen im Sommer 2023 als Expertin beim ZDF im Einsatz.

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Laut "bild.de" soll auch Lena Oberdorf zu den Spitzenverdienern der Bundesliga gehören und um die 100.000 Euro im Jahr bekommen. Nach ihrem Wechsel zu den Bayern in der nächsten Saison dürfte sich diese Summer nochmal erhöhen. Damit sind Gwinn und Oberdorf jedoch eine Ausnahme.

Bei Alexandra Popp wird beispielsweise spekuliert, dass sie beim VfL Wolfsburg ein Jahresgehalt von rund 40.000 Euro bezieht. Popp selbst sagte dazu 2019 gegenüber "ran": "Ich persönlich kann davon leben. Allerdings bin ich nicht für das Leben nach dem Fußball abgesichert."

Die Siegprämien, die die Nationalspielerinnen ausgeschüttet, steigen zwar in den vergangenen Jahren stetig an, bewegen sich jedoch immer noch auf einem deutlich niedrigeren Niveau als die der Männer. Für den Vize-EM-Titel 2022 erhielten die Frauen 30.000 Euro. Hätten die DFB-Männer bei der WM in Katar den Gruppensieg geholt, hätten sie bereits jeweils 50.000 Euro ausbezahlt bekommen.

Kommt ein Mindestgehalt in der Bundesliga?

Werbeverträge und sonstige Einnahmequellen sind deshalb auch für die Nationalspielerinnen fast unabdingbar. Dabei spielt auch Social Media eine große Rolle. Jule Brand beispielsweise hat über 300.000 Follower bei Instagram. Mit einem Post kann sie mehrere tausend Euro auf der Plattform verdienen.

Beim DFB wird seit längerem über ein Mindestgehalt für Fußballerinnen diskutiert. Holger Blask, dem Geschäftsführer der DFB GmbH, sagt dazu: "Ein Mindestgrundgehalt zur Förderung der Professionalisierung ist Bestandteil der Überlegungen. Die adäquate Höhe und Mechanik ist jedoch - wie viele andere Aspekte auch - Gegenstand unserer aktuellen Diskussionen mit den Klubs und keineswegs schon festgelegt." 50 Prozent der Klubs fänden laut "Sportschau.de" ein Mindestgrundgehalt von 3.000 Euro im Monat angemessen. Davon können viele Spielerinnen aktuell nur träumen.

Quellen:

Showdown um Olympia: DFB-Frauen "müssen es auf die Platte bringen"

Für die DFB-Frauen wartet in den Niederlanden die letzte Chance auf ein Olympia-Ticket - dementsprechend groß ist der Druck. Doch der Mannschaft schwebt nicht nur Paris im Kopf herum. Kapitänin Alexandra Popp und Interimsbundestrainer Horst Hrubesch sind sich bewusst, dass es für Deutschland beim Showdown in Heerenveen um viel mehr als nur die Teilnahme an den Sommerspielen geht.
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