• Der SC Freiburg und der FC Union gehören zu den Überraschungen in der Bundesliga.
  • Noch immer befinden sich beide im Kampf um die Qualifikation für die Champions League.
Eine Analyse
Dieser Text enthält eine Einordnung aktueller Ereignisse, in die neben Daten und Fakten auch die Einschätzungen von Manuel Behlert sowie ggf. von Expertinnen oder Experten einfließen. Informieren Sie sich über die verschiedenen journalistischen Textarten.

23 von 34 Spieltagen sind in der Bundesliga bisher absolviert. Der Kampf um die Qualifikation für die UEFA Champions League ist spannend, bis zum Ende könnte um die Positionen gekämpft werden. Vier Teilnehmer an der Königsklasse stellt die Bundesliga, aktuell sind zwei Überraschungsteams im Rennen um einen Platz für die Saison 2023/24. Dabei handelt es sich um den SC Freiburg und den FC Union. Für beide wäre eine Teilnahme an diesem Wettbewerb eine Premiere. Doch wer hat die besseren Chancen?

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Freiburg und Union: Mit Kontinuität nach vorne

Beim Blick auf die Tabelle der Bundesliga mag sich der ein oder andere noch immer verwundert die Augen reiben. Auf Platz drei steht der FC Union, auf Platz fünf der SC Freiburg. 44 respektive 42 Punkte sammelten die beiden Teams bis zum jetzigen Zeitpunkt, stehen damit genau vor und genau hinter RB Leipzig. Beide haben Ambitionen, was die Qualifikation für die Champions League angeht. Und beide haben im Gegensatz zu Leipzig keinen Druck, unter die Top-4 der Liga kommen zu müssen.

Bei der Suche nach den Gründen für den Erfolg beider Teams sticht sofort eine Gemeinsamkeit hervor: Die Kontinuität. Christian Streich ist seit mehr als elf Jahren Trainer bei den Breisgauern, Urs Fischer befindet sich in seinem fünften Jahr in Köpenick. Zum Vergleich: Kein anderer Trainer in der Liga ist drei oder mehr Jahre im Amt. Trainer und Verantwortliche arbeiten bei beiden Überraschungsklubs seit geraumer Zeit intensiv zusammen, kennen sich, die Bedürfnisse und die Abläufe. Und sie haben den Klub jeweils nach ihren Vorstellungen modernisiert.

Unterschiede bei der fußballerischen Komponente

Beide Teams haben es also geschafft, gemeinsam mit einem Trainer langfristig an einem Konzept zu arbeiten und dieses auch umzusetzen. Rein oberflächlich betrachtet ähneln sich beide Teams anhand der Statistiken. Beide stehen für viele intensive Läufe, beide haben 35 Treffer erzielt, beide stehen nur bei fünf Niederlagen und haben etwa 30 Gegentore kassiert. Allerdings unterscheidet sich die Spielanlage der beiden Topteams doch sehr deutlich.

Freiburg versucht, das Spiel wenn möglich flach aufzubauen und vor allem im Mittelfeld die Kontrolle zu haben. Bei der Passquote haben die Breisgauer zwar noch Nachholbedarf, aber deutliche Vorteile gegenüber dem FC Union. Hinzu kommt ein hohes und aggressives Pressing, das den Gegner in seinem Aufbau schon unter Druck setzt. Freiburg schafft es bei Gegenangriffen besonders häufig, viele Spieler im offensiven Drittel zu positionieren, hat deswegen die meisten Elfmeter der Liga (7) zugesprochen bekommen.

Union hingegen setzt deutlich mehr auf Kompaktheit, formiert sich gegen den Ball mit fünf Spielern am und im eigenen Strafraum, hat im Schnitt nur 44 % Ballbesitz (Platz 16 in der Liga). Die Grundtugenden der Köpenicker sind schnell erklärt: Lange Bälle im Aufbau, Wucht im Offensivbereich, Dynamik und schnelles Spiel nach vorne, wenn sich Räume ergeben. Union gewinnt die zweitmeisten Kopfballduelle und zeigt sich vor dem Tor enorm effizient. Nur Bremen schießt seltener auf das gegnerische Tor, dafür sind 35 Treffer ein ausgezeichneter Wert.

Der Faktor Mehrfachbelastung: Probleme für Freiburg und Union?

Ein Faktor, mit dem beide Teams umgehen müssen, ist der der Mehrfachbelastung. Sowohl Freiburg als auch Union spielen noch in drei Wettbewerben. Die Breisgauer haben es vor der Länderspielpause binnen elf Tagen zweimal mit Juventus, noch dazu mit Hoffenheim und Mainz zu tun. Im April folgen dann binnen einer Woche Hertha, der FC Bayern im Pokal und kurz darauf sofort wieder in der Liga.

Die Köpenicker spielen vor der Abstellperiode, in der die Vereine auf ihre Nationalspieler verzichten müssen, und die für viele Spieler auch mit einer zusätzlichen Belastung assoziiert ist, zweimal gegen Saint-Gilloise sowie gegen Wolfsburg und Frankfurt, anschließend gegen Stuttgart, Frankfurt im Pokal und Dortmund. Diese Wochen werden für beide Anwärter auf die Königsklasse also die ultimative Herausforderung. Wer danach noch in den Top-4 steht und einigermaßen unbeschadet aus diesen Wochen herauskommt, hat auch das nötige Rüstzeug für die Champions League.

Einen Kader, der breit genug ist, haben beide zur Verfügung. Das Aufgebot des SC Freiburg umfasst 26 Spieler, lediglich im Mittelfeldzentrum herrscht eine gewisse Knappheit. Die Köpenicker haben sogar noch einen Spieler mehr im Kader, können also ebenfalls rotieren und auf Ausfälle reagieren.

Ausblick: Wer kommt in die Champions League?

Rein tabellarisch hat der FC Union gegenüber dem SC Freiburg einen kleinen Vorteil. Das Programm beider Teams unterscheidet sich nicht wesentlich voneinander, Union hatte aber gerade mit einer kleinen Delle zu kämpfen, holte nur zwei Punkte in drei Spielen und traf dabei nicht einmal. Die Köpenicker holten zudem nach internationalen Spielen starke 16 von 24 möglichen Punkten in dieser Saison, beim Sportclub waren es "nur" neun von 18.

Und jetzt beginnt die Höchstbelastung in dieser Saison erst. Beiden stehen die schwierigsten Wochen also noch bevor. Gemessen am Spielstil und der aktuellen Form sollte Freiburg einen leichten Vorteil haben, dafür haben die Breisgauer aber in der Europa League und im Pokal jeweils den schwereren Gegner. Das Abschneiden in diesen Wettbewerben kann auch entscheidend sein, denn je weiter man dort kommt, desto länger hält die Doppelbelastung an.

Wer mental stabiler ist und seine Kräfte besser einteilt, der wird am Ende in den Top-4 landen. Patzer könnten sich in den kommenden Wochen aber häufen. Dann wird es interessant zu sehen sein, ob Leipzig oder gar Eintracht Frankfurt, aktuell auf Platz sechs, das ausnutzen können.

Verwendete Quellen:

  • bundesliga.de: Statistiken & Tabelle
  • transfermarkt.de: Trainervergleich
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