Der Umbau der Stuttgarter Arena für die EM 2024 in Deutschland verschlingt einen dreistelligen Millionenbetrag. Inzwischen sind die Kosten deutlich gestiegen. Ein Sprecher der Eigentümer-Gesellschaft nennt die Gründe dafür.

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Seit Wochen gibt es reichlich Diskussionen um dieses deutsche Fußball-Stadion: Zwischen Neckar und dem Hauptwerk von Mercedes-Benz steht mitten im Schwabenkessel die MHPArena Stuttgart.

Erst kürzlich hatte das Beratungsunternehmen MHP aus dem nahen Ludwigsburg die Namensrechte erworben - für vier Millionen Euro im Jahr.

Fußball-EM 2024: Stuttgart ist eine von zehn Gastgeber-Städten

Das sorgte im Netz teils für Spott unter den Fans des VfB Stuttgart, denen ein nostalgischer Name wie Neckarstadion vorschwebte. Besagte Spielstätte des schwäbischen Bundesligisten ist seit Längerem eine millionenschwere Großbaustelle. Konkret wird die komplette Haupttribüne neu gebaut. Schließlich ist die Fußball-EM 2024 in Deutschland nicht mehr weit, bei der Stuttgart einer von zehn Gastgebern sein wird.

Bei jener Europameisterschaft (14. Juni bis 14. Juli) wird das Stadion in der baden-württembergischen Landeshauptstadt wegen der Vermarktungsvorgaben des Veranstalters Uefa indes schlicht Stuttgart Arena heißen. Vier Vorrundenspiele, unter anderem das zweite des DFB-Teams in Gruppe A (19. Juni), sowie ein Viertelfinale sind hier vorgesehen. Bis dahin gibt es im Stadtteil Bad Cannstatt, wo die Arena steht, noch einiges zu tun; inklusive möglicher Kostensteigerungen im Millionenbereich.

Fußball-EM 2024 in Deutschland: Stuttgart investiert viele Millionen

Dabei waren die Kosten für den Eigentümer, die Stadion NeckarPark GmbH & Co.KG, ein Tochterunternehmen der Landeshauptstadt, bereits von anfangs geschätzten 70 auf knapp 100 Millionen Euro angestiegen. Grund dafür waren Baukostensteigerungen bei der Vergabe.

"Auf dieser Basis hat der Gemeinderat Anfang 2022 der Erhöhung des Baubudgets für das Projekt Arena 24 und den Ausbau der Haupttribüne beschlossen", erzählt Unternehmenssprecher Jörg Klopfer unserer Redaktion. Zu höheren Kosten kommt es dem Vernehmen nach auch, weil die Baustelle bei Heimspielen des VfB unter großem Aufwand gesichert werden muss.

Am letzten Spieltag der Saison 2022/23 war die Arena mit begrenzter Kapazität zum Beispiel mit 47.500 Zuschauern ausverkauft. Der "Kicker" rechnet derweil vor, dass von den 100 Millionen Euro Kosten etwas mehr als 36 Millionen von der Stadion NeckarPark GmbH & Co.KG, 37,5 Millionen von der Stadt Stuttgart sowie rund 25 Millionen vom VfB als stillem Gesellschafter der Eigentümergesellschaft getragen werden. Die Sanierung wird also vor allem aus kommunalen Steuergeldern finanziert.

Stuttgarter Arena: Haupttribüne wird für die EM 2024 neu gebaut

Mit der Modernisierung der Haupttribüne wird das letzte Bauteil der auf dem alten Fundament stehenden Arena erneuert. Besagtes Fundament stammt noch aus dem Jahr 1974 und ist damit deutlich älter als andere Bereiche des Stadions, die in den vergangenen Jahren schrittweise erneuert wurden.

Jetzt wurde das Fundament der Haupttribüne abgetragen und neu verdichtet. Auch innerhalb der Haupttribüne wird alles neu gemacht: Allen voran der Spielerbereich, die Räume für die Offiziellen und der Medienbereich samt neuen TV-Studios - eine der vielen Vorgaben der Uefa für die EM 2024.

Die Sanitäranlagen mit den Duschen und Mannschaftskabinen werden modernen Standards angepasst und erstmals wird die Arena eine eigene, große Küche für das Catering haben. Um dem Thema Nachhaltigkeit gerecht zu werden, wird eine Photovoltaikanlage in der wellenförmigen Dachkonstruktion angebracht und das Flutlicht auf LED umgestellt. Zudem wird der VIP-Bereich auf ein völlig neues, nobles Niveau gehievt; der VfB als Betreiber kann dadurch deutliche Mehreinnahmen generieren.

Fußball-EM 2024: Zwei Spiele der deutschen Gruppe in Stuttgart

Der finanziell chronisch klamme fünfmalige deutsche Meister trägt deshalb zusätzliche Kosten in Höhe von 30 Millionen Euro, wovon ein Großteil in die Businessbereiche samt den exklusiven "Tunnelclub" fließen wird. Laut eines Berichts des "Zeitungsverlags Waiblingen (ZVW)" können bis zu 200 ausgewählte Gäste hier unter anderem den Spielern bei ihrem Weg durch den Kabinengang auf das Spielfeld zusehen. Die Haupttribüne wird in diesem Bereich komplett verglast.

Ob die Stadion NeckarPark GmbH & Co.KG ihrerseits die Kosten von 100 Millionen Euro angesichts der gestiegenen Energiepreise und möglicher Lieferengpässe im Baugewerbe halten kann, vermochte Unternehmenssprecher Klopfer nicht zu prognostizieren.

Nach den aktuellen Planungen sollen die Bauarbeiten planmäßig Anfang 2024 abgeschlossen sein und das Stadion bei Bundesliga-Spielen dann 60.030 statt zuvor 60.418 Zuschauer fassen. Als Grund für die etwas geringere Kapazität nennt Klopfer größere Abstände zwischen Sitzreihen auf der Haupttribüne.

Bei internationalen Spielen ohne Stehplätze werden 52.244 statt zuvor 54.812 Zuschauer zugelassen sein. Das gilt auch für die Fußball-EM 2024, wenn zwei Spiele der deutschen Gruppe im Schwabenkessel steigen.

Verwendete Quellen:

  • Gespräch mit Jörg Klopfer, Unternehmenssprecher der Stadion NeckarPark GmbH & Co.KG
  • zvw.de: Modernisierung der Mercedes-Benz-Arena: Was sich für VfB-Fans verändern wird
  • kicker.de: 130 Millionen Euro? Was der Stadion-Umbau den VfB wirklich kostet
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