Günther Jauch und Marcel Reif führen auf RTL notgedrungen improvisierend durch das Abendprogramm, während der Weltverein Real Madrid versucht, ein zweites, funktionstüchtiges Tor zu installieren. Was absurd klingt, ist tatsächlich geschehen. Und das war nicht die einzige Kuriosität in der Geschichte des Europapokals.

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Es war der 1. April 1998 und auch wenn es wie ein Aprilscherz klingen mag, war es keiner. Bei der Partie zwischen Real Madrid und Borussia Dortmund in der Champions League stiegen spanische Fans vor dem Spiel auf den Zaun hinter dem Tor, der daraufhin einknickte und das Tor mitriss. Die Folge: Das Tor war kaputt und konnte nicht wieder fest montiert werden.

Damit nahm das Drama seinen Lauf. Ein Ersatztor musste aufgetrieben werden, was sich als kompliziert erweisen sollte. Ein Ersatztor musste vom Trainingsgelände der Königlichen ins Stadion transportiert werden. Vor allem für die Moderatoren wurde die Wartezeit zur Geduldsprobe, beide sorgten aber für eine Sternstunde in der Geschichte des Fernsehens.

Der Ausspruch "noch nie hätte ein Tor einem Spiel so gut getan" von Marcel Reif ist legendär, die Liveübertragung wurde anschließend mit dem Bayerischen Fernsehpreis ausgezeichnet. "Ich habe gelitten und Günther auch - 76 ewig lange Minuten", sagte Marcel Reif retrospektiv.

So lange dauerte es nämlich, bis die Partie angepfiffen werden konnte. Dass Real Madrid mit 2:0 gewann und am Ende in das Endspiel der Champions League einzog, wurde zur Randnotiz.

Ein Münzwurf gegen den 1. FC Köln

Der Münzwurf im Fußball ist eine Art Ritual - und das schon seit langer Zeit. In der Regel wird mit ihm lediglich die Frage "Ball oder Seite?" beantwortet.

Doch das war nicht immer so. Noch vor der Einführung des Elfmeterschießens traf der 1. FC Köln im Europapokal der Landesmeister 1965 auf den FC Liverpool. Hin- und Rückspiel endeten torlos, auch im Entscheidungsspiel in Rotterdam konnte kein Sieger gefunden werden. Die Lösung nach der Verlängerung: Ein Münzwurf musste her.

Und jetzt wurde es erst richtig kurios. Schiedsrichter Robert Schaut aus Belgien teilte dem FC Liverpool die rote Seite der Münze zu und warf diese. Allerdings blieb die Münze auf schlammigem Boden auf der Kante stehen, sodass der Münzwurf noch einmal wiederholt werden musste.

Die Scheibe zeigte Rot, der FC Liverpool zog in das Viertelfinale ein. In Erinnerung bleibt zudem, dass Kölns Wolfgang Weber bis zum Ende auf dem Platz stand, obwohl er sich einen Wadenbeinbruch zugezogen hatte.

Gladbach: Das beste Spiel zählte nicht

Im Oktober 1971 traf Borussia Mönchengladbach auf Inter Mailand und zeigte das wohl beste Europapokalspiel in der Vereinsgeschichte. Mit 7:1 fegten die Fohlen die Italiener vom Platz. Doch das Spiel zählte nicht - wegen einer Getränkedose.

In der 29. Minute ging Roberto Boninsegna nach dem Büchsenwurf zu Boden, ließ sich vom Feld tragen. Bis heute wird dem Italiener Theatralik unterstellt, der "Täter" beteuerte noch zig Jahre später, keinen Gegenstand geworfen zu haben.

Unterbrochen wurde das Spiel dennoch. Der Polizeihauptkommissar bat die Verantwortlichen anschließend, das Spiel fortzusetzen. Die Fohlen spielten sich in einen Rausch, Inter legte Protest ein. Das Rückspiel in Mailand gewann Inter mit 4:2, anschließend wurde das 7:1 aus dem Hinspiel annulliert.

Die Partie musste erneut ausgetragen werden, diesmal in Berlin. Borussia Mönchengladbach verschoss einen Elfmeter, Libero Müller wird rücksichtslos zusammengetreten. Von Roberto Boninsegna. Das Spiel endete 0:0, Gladbach war ausgeschieden.

Uerdingen statt Bayern: Wunder von der Grotenburg

Am 19. März 1986 wollte das ZDF eigentlich das Spiel im Landesmeisterwettbewerb zwischen dem RSC Anderlecht und dem FC Bayern übertragen. Kurzfristig wurden diese Pläne geändert, das innerdeutsche Duell im Europapokal der Pokalsieger zwischen Bayer Uerdingen und Dynamo Dresden wurde ausgestrahlt.

Uerdingen verlor das Hinspiel im Viertelfinale in Dresden mit 0:2, eine spannende Partie wurde erwartet. Allerdings drehte Dynamo im Krefelder Grotenburg-Stadion von Beginn an auf, führte nach 43 Minuten bereits mit 1:3.

Das bedeutete, dass Bayer Uerdingen für das Weiterkommen noch fünf Tore benötigen würde. Zur Halbzeit musste der Gast aus Dresden seinen Stammtorhüter aufgrund eines Schulterbruchs auswechseln.

In der 58. Minute traf Wolfgang Funkel per Elfmeter zum 2:3, anschließend brachen alle Dämme. Die Offensive von Bayer Uerdingen rollte unaufhaltsam auf den überforderten Ersatztorhüter Jens Ramme zu, es fiel ein Tor nach dem anderen. Uerdingen gewann mit 7:3, zog in das Halbfinale ein und beim ZDF konnte man sein Glück kaum fassen.

Werder Bremen profitiert von der Papierkugel

Im April und Mai 2009 trafen der Hamburger SV und Werder Bremen gleich viermal binnen 19 Tagen aufeinander. Den Auftakt machte das Spiel im DFB-Pokal, das Werder im Elfmeterschießen gewann. Spannend wurde es auch im Halbfinale der Europa League - und kurios. Nach einem 1:0-Sieg des HSV in Bremen führte Werder im Rückspiel mit 2:1, ehe es zu einer unfassbaren Szene kam.

HSV-Verteidiger Gravgaard wollte den Ball kurz vor der Torauslinie zu Torhüter Frank Rost zurückspielen. Doch das Leder wurde durch eine Papierkugel, einem Überbleibsel aus der Choreografie der HSV-Fans, abgelenkt, traf Gravgaard am Bein und trudelte zum Eckball ins Toraus.

Der anschließende Eckball wurde zu Frank Baumann abgelenkt, der das wichtige 3:1 für die Gäste erzielte. Auch wenn der HSV noch einmal zum 2:3 traf, zog Werder - begünstigt durch diese surreale Szene - in das Endspiel ein.

Verwendete Quellen:

  • Sportbuzzer: "Marcel Reif über den Torfall von Madrid"
  • Transfermarkt: "Münzwurf von Rotterdam"
  • Spiegel: "Der Büchsenwurf vom Bökelberg"
  • Zeit: "Das Wunder von der Grotenburg"
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