Einem eher tristen Arbeitssieg über Sankt Petersburg in der Champions League setzt BVB-Torjäger Erling Haaland die Krone auf. Das Tor des Norwegers in der Nachspielzeit schreibt Geschichte und lässt zwei Weltfußballer alt aussehen.

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Nach praktisch jedem Spiel darf sich Borussia Dortmunds Vereinsspitze vor Freude die Hände reiben, im Winter 2019/20 das Rennen im Bieten um Erling Haaland gemacht zu haben. Der norwegische Stürmer, schon so oft als "Naturgewalt" auf dem Fußballplatz beschrieben, wies seine außergewöhnliche Klasse auch im ersten Champions-League-Heimspiel der laufenden Saison nach.

Das 2:0 über Zenit St. Petersburg sicherte Haaland mit seinem Treffer in der ersten Minute der Nachspielzeit. Das 1:0 hatte in der 77. Minute ein anderes Dortmunder Wunderkind, der Engländer Jadon Sancho, markiert.

Erling Haaland setzt Bestmarke in der Champions League

Für Haaland war es im zehnten Einsatz in der Königsklasse des europäischen Vereinsfußballs bereits das zwölfte Tor. Ein Wert, der nicht nur Simone Inzaghi, Sadio Mané und Harry Kane als bisherige Rekordhalter (neun Tore in den ersten zehn Partien) ablöst.

Beeindruckend - und klar zugunsten Haalands - fällt vor allem der Vergleich mit den seit Jahren besten Fußballern auf dem Planeten aus. Barcelonas argentinische Legende Lionel Messi benötigte für zwölf Treffer in der Champions League immerhin 25 Einsätze. Und Portugals Superstar Cristiano Ronaldo, der seit 2018 bei Juventus Turin unter Vertrag steht, schaffte sein zwölftes CL-Tor erst in seinem 47. Spiel.

Haaland, der in der laufenden Saison in neun Pflichtspielen für Borussia Dortmund schon achtmal erfolgreich war, unterstrich nach dem Erfolg über Sankt Petersburg, der viel Geduld erforderte, bei Sky jedoch die Mannschaftsleistung: "Wir hatten viel den Ball und mussten schnell Fußball spielen. Wir wussten, dass wir unsere Chancen kriegen. Wir mussten geduldig sein. Zenit ist ein gutes Team und hat gut gespielt. Das ist ein wichtiger Sieg." Vor allem hinsichtlich des enttäuschenden 1:3 bei Lazio Rom zum Auftakt der Gruppenphase der Champions League. BVB-Coach Lucien Favre beschwerte im Sky-Interview darüber, der Gegner habe "zwei Busse vor dem Tor geparkt" gehabt.

Der BVB aber fand die Lücken in der gegnerischen Defensive noch rechtzeitig und hat die Sorgen vor einem frühen Aus vorerst vertrieben. Mit einem weiteren Erfolg am 4. November beim FC Brügge wäre der BVB in der Gruppe F wieder im Soll.

Kapitän Marco Reus steht erneut in der Startelf des BVB

Engagiert begann der BVB gegen sehr clever eingestellte Gäste, die ihr erstes Spiel ebenfalls verloren hatten (1:2 gegen Brügge). Mit Viererkette wie beim Derbysieg gegen Schalke und Kapitän Marco Reus in der Startelf versuchte Dortmund, mit schnellen Pässen hinter die Abwehr des russischen Doublesiegers zu kommen, der tief stand und zunächst allein auf Konter über den bulligen Stürmer Artjom Dsjuba setzte. Giovanni Reyna gab von der Strafraumgrenze den ersten Dortmunder Warnschuss ab (15.) - davon gab es bis weit in die zweite Halbzeit aber insgesamt zu wenige.

Haaland hatte im Strafraum der Gäste zunächst große Mühe mit den meist sieben bis acht zurückgezogenen Zenit-Profis, die das BVB-Kombinationsspiel in den entscheidenden Räumen deutlich behinderten. Haaland kam erst in der 42. Minute zu seinem ersten Abschluss, sein satter Linksschuss verfehlte das Tor aber knapp.

Hinter Haaland rotierten Reus, Reyna und Sancho viel. "Schneller passen", rief Favre von der Seitenlinie auf den Platz. Ohne Tempo war den aufmerksam verteidigenden Gästen kaum beizukommen. Einen Freistoß von Reus aus gut 30 Metern lenkte Zenit-Keeper Michail Kerschakow am Tor vorbei (26.), auch beim zweiten Versuch des BVB-Kapitäns aus dem Spiel heraus war der Torwart zur Stelle (39.).

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Der russische Meister tat weiterhin nur das Nötigste in der Offensive. Der Zusammenstoß von BVB-Torwart Roman Bürki, der wieder den Vorzug vor Marwin Hitz erhalten hatte, mit Sebastián Driussi war in der ersten Halbzeit noch die auffälligste Aktion der Mannschaft von Trainer Sergej Semak (35.). Den ersten Eckball für Zenit gab es in der 76. Minute.

Dortmund blieb auch in der zweiten Halbzeit spielbestimmend, weiterhin wirkte der BVB vor dem gegnerischen Tor aber zu behäbig. Die vielen Dortmunder Pässe waren für die Gäste oftmals vorhersehbar.

Thorgan Hazard feiert sein Comeback und holt Elfmeter vor dem 1:0 heraus

Favre reagierte nach etwas über einer Stunde und brachte im inzwischen strömenden Regen Thorgan Hazard, der nach überstandenem Muskelfaserriss sein Comeback gab (67.). Der Belgier fügte sich mit einem ersten Torschuss gut ein (69.). Der Elfmeterpfiff von Schiedsrichter Björn Kuipers - herausgeholt von Hazard - half dem BVB enorm. Sancho verwandelte sicher. Und Haalands Rekordtor sorgte für die endgültige Entscheidung. (dpa/hau)

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