Die Saison 2022/23 in der Bundesliga ist Geschichte. Wie immer gab es Gewinner und Verlierer. Wir liefern einen Überblick über die Tops und Flops.

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Die Saison 2022/23 in der Bundesliga verlief turbulent. Am Ende stieg der FC Schalke 04 gemeinsam mit Hertha BSC ab, der FC Bayern sicherte sich kurz vor Schluss noch den Titel, überholte den BVB am letzten Spieltag.

Trotzdem schrieb ausgerechnet der Rekordmeister einige Negativschlagzeilen. Und damit war der FCB nicht allein.

Top: Die Spannung bis zum Ende

Der Bundesliga wurde in den letzten Jahren nicht selten nachgesagt, es gebe zu wenig Spannung. 2022/23 war das nicht der Fall, am letzten Spieltag ging es in jedem Spiel noch um etwas. Die Entscheidung im Titelkampf fiel erst in den Schlussminuten, Schalke 04 hatte bis tief in die 2. Halbzeit noch die Chance auf den Klassenerhalt. Gerne häufiger so!

Flop: Die Umsetzung des VAR

Seit der Einführung des VAR gibt es immer wieder Diskussionen um dessen Umsetzung. Nicht der VAR per sé ist das Problem, sondern es ist die mangelnde Transparenz in Verbindung mit zahlreichen Entscheidungen, die Fragen aufwarfen. Vergleichbare Szenen wurden unterschiedlich bewertet, insbesondere bei Handspielen gab es immer wieder Diskussionen. Hier muss dringend nachgebessert werden.

Top: Die Talente drehen auf

Die Bundesliga hat sich in den letzten Jahren zu einer der Topadressen für junge Talente entwickelt. Ob Florian Wirtz, Jude Bellingham, Josko Gvardiol, Micky van de Ven oder Titelentscheider Jamal Musiala: Sie alle drückten der Liga mehr oder weniger ihren Stempel auf. Vertrauen in junge Spieler zu haben, kann sich also durchaus lohnen.

Flop: Die Labbadia-Idee

Der VfB Stuttgart war einer von mehreren Klubs, die den Trainer in dieser Saison wechselten. Leider greifen viele Teams dabei auf die altbewährten Optionen zurück, die allerdings schon mehrfach irgendwo entlassen wurden. Im Fall von Bruno Labbadia galt, dass er im Laufe der Saison eingestellt und wieder entlassen wurde. Zwölf Spiele, 0,75 Punkte im Schnitt: Diese Idee ging nach hinten los.

Top: Die Geschichte von Sebastien Haller

BVB-Angreifer Sebastien Haller wurde im Sommer als Hoffnungsträger verpflichtet, musste aber erst einmal zahlreiche Monate einen ganz anderen Kampf kämpfen. Beim Stürmer wurde Hodenkrebs diagnostiziert. Haller musste sich einer Chemotherapie unterziehen, kämpfte sich danach aber wieder eindrucksvoll auf den Platz zurück. Nicht nur das: Nach seinem Comeback traf er sogar noch neunmal.

Flop: Hertha BSC

In den letzten Jahren wandelte Hertha BSC häufig am Rande des Abstiegs. Diesmal fiel die "Alte Dame" über diesen Rand und muss in der kommenden Saison einen Neuaufbau vollziehen. Hertha stieg ab, weil die Entwicklung unter Sandro Schwarz über Ansätze nicht hinausging und nicht einmal Pal Dardai in der Schlussphase noch an den entscheidenden Stellschrauben drehen konnte.

Top: Das ungebrochene Zuschauerinteresse

Fußball boomt in Deutschland weiterhin! Kein Stadion hatte eine Auslastung von weniger als 80 Prozent, nach Dortmund, München und Gelsenkirchen kamen jeweils mehr als eine Million Zuschauer in dieser Saison. Das Interesse ist ungebrochen, die Ticketpreise sind und bleiben weiterhin fair, vor allem im Vergleich zum internationalen Ausland. Weiter so!

Flop: Wolfsburg wirft Europa weg

Der VfL Wolfsburg flog unter Niko Kovac in dieser Saison lange unter dem Radar. Vieles war durchschnittlich, manches in Ordnung. Kurz vor dem Saisonende war die Chance auf Europa aber groß. Umso enttäuschender, dass- und vor allem WIE - Wolfsburg scheiterte. Gegen Absteiger Hertha BSC gab es am letzten Spieltag eine Niederlage, Leverkusen konnte nicht überholt werden, Frankfurt zog an den Wölfen vorbei.

Top: Randal Kolo Muani

Gute Transfers gab es im Verlauf dieser Saison einige. Dass es Eintracht Frankfurt aber schaffte, Randal Kolo Muani vom FC Nantes zu verpflichten, war ein Statement. Schon in Frankreich zeigte er seine Klasse, in der Bundesliga hievte er sich auf ein noch höheres Niveau. Er war der Schlüsselspieler der SGE, steigerte seinen Marktwert deutlich und hat vor allem noch viel Luft nach oben.

Flop: Das Rennen um die Torjägerkrone

Gute Stürmer gab es in dieser Saison einige, aber keine überragenden. In Jahr eins nach Erling Haaland und Robert Lewandowski rückte kein anderer Mittelstürmer eine Stufe nach oben. Die Folge: 16 Tore reichten am Ende, um die Torjägerkanone zu holen. Niclas Füllkrug und Christopher Nkunku teilten sich diese mit einem Negativrekord.

Top: Torreiche Spiele, viel Unterhaltung: 28,6 Tore pro Spieltag

In der Bundesliga gab es auch in dieser Saison wieder viel Unterhaltung. 28,6 Tore fielen im Schnitt pro Spieltag, was bei neun Spielen einen Wert von mehr als drei Toren pro Partie ausmacht. Vorsprünge wurden verspielt, es gab klare Heimsiege, überraschende Ergebnisse und spannende Wendungen. Die schlechten Spiele waren eine Ausnahmen.

Flop: Borussia Mönchengladbach unter Daniel Farke

Viele Hoffnungen waren mit der Anstellung von Daniel Farke bei Borussia Mönchengladbach verbunden. Doch die Spielzeit verlief komplett durchschnittlich. Viel entwickelte sich nicht, der Trainer wurde vor dem Saisonende sogar ausgebuht. Seine Zukunft ist offen und die Fohlen stehen mal wieder ein wenig ratlos da.

Top: Schalkes Aufbäumen unter Thomas Reis

Dass Schalke 04 trotz des Abstiegs eher den Tops zuzuordnen ist, liegt am Aufbäumen der Mannschaft unter Trainer Thomas Reis. Wäre dieser früher installiert worden, hätte S04 wohl die Klasse gehalten. Die Rückrunde war unter den Umständen beeindruckend. Schalke ist gut gerüstet für die Zukunft und hätte das Wunder Klassenerhalt beinahe geschafft.

Flop: Frankfurts selbstverschuldete Krise

Lange war die SGE auf Kurs, eine beeindruckende Saison zu spielen. Doch in der Rückrunde traten immer mehr Probleme auf. Markus Krösche, Oliver Glasner und Co. zogen nicht an einem Strang, intern brodelte es punktuell und die Eintracht versäumte es, für Ruhe zu sorgen. Die Unruhe befeuerte auch die sportliche Krise, die im Endeffekt selbst verschuldet war. Platz sieben am Ende gilt noch als Trostpflaster, es wäre aber mehr drin gewesen.

Top: Die Fairness in dieser Saison

Brutale Fouls und Tätlichkeiten haben im Fußball schon immer eine Rolle gespielt. Es kommt vor, dass Spielern die Sicherungen durchbrennen, auch wenn das nicht der Fall sein darf. In dieser Saison hatten sich die Spieler aber erstaunlich gut im Griff, nur 19 glattrote Karten mussten verteilt werden. Die Fairness stand also in vielen Spielen im Vordergrund.

Flop: Die Führungsebene des FC Bayern

Diesem Flop könnte man ein ganzes Buch widmen. Der FC Bayern gewann zwar den Titel, trennte sich aber unverständlicherweise von Julian Nagelsmann. Schlimmer: Die Kommunikation rund um die Trennung war verheerend. Ebenso am letzen Spieltag, als Oliver Kahn und Hasan Salihamidzic von ihren Aufgaben entbunden wurden. Gerade Präsident Herbert Hainer versäumte es, die Dinge zu beruhigen.

Top: Xabi Alonso

Unter Gerardo Seoane startete Bayer Leverkusen denkbar schwach in die Bundesliga. Xabi Alonso, im Laufe der Saison als dessen Nachfolger installiert, schaffte die Wende und hauchte der Mannschaft neues Leben ein. Die Werkself wurde stabiler, schaffte es in das Halbfinale der Europa League und auch in der Bundesliga immerhin auf Platz sechs.

Flop: Sadio Mané

Er kam als großer Toptransfer im Sommer, der den FC Bayern in der Offensive flexibler machen sollte, doch am Ende wurde er zum großen Missverständnis. Sadio Mané stand häufiger im Abseits als durch Tore im Mittelpunkt, wurde gegenüber Leroy Sané handgreiflich, trug am Saisonende nicht viel zu den Spielen bei und fiel auch noch durch technische Fehler auf. Zwischenzeugnis: 4-.

Top: Union und die Champions League

Der FC Union schrieb wieder einmal eine der positiven Geschichten der Saison. Die Köpenicker verstärkten sich im Sommer, wurden noch unangenehmer zu spielen, feilten weiter an ihrer Strategie und qualifizierten sich für die Champions League. Dabei wird man das Gefühl nicht los, dass damit noch immer nicht das Ende der Fahnenstange erreicht ist.

Flop: Die Bundesliga bleibt Pressingliga

Pressing, Pressing, Pressing: Darum geht es weiterhin in der Bundesliga. Viele Klubs haben einen ähnlichen Ansatz. Viel 5-3-2, viele lange Bälle, viel Gegenpressing, schnelles Umschalten. Das sorgt leider dafür, dass viele Spiele am Ende identisch aussehen. Es fehlen taktische Innovationen, auch wenn es Trainer wie Ole Werner, Sebastian Hoeneß oder mit Abstrichen Oliver Glasner zumindest versuchten.

Top: Freiburg und die ruhenden Bälle

Mit dem ein oder anderen Klub kann der SC Freiburg individuell nicht konkurrieren. Spielerisch lässt sich Christian Streich zwar immer etwas einfallen, das reicht aber nicht in jeder Partie. Die Lösung: Standards. Der Sportclub hat einen der besten Schützen der Liga (Vincenzo Grifo) und immer eine interessante Variante parat. Die Folge: Kaum ein Team schießt so gute Standards wie der SCF, das war 2022/23 das Erfolgsgeheimnis.

Flop: Zahlreiche Stars verlassen wohl die Liga

Der letzte Flop bezieht sich auf die Zukunft. Nach Lewandowski und Haaland 2022 wird es auch 2023 wieder einige Spieler geben, die die Liga verlassen und deren Qualität fehlen wird. Christopher Nkunku, Bellingham, Joao Cancelo, Moussa Diaby, Marcus Thuram, vielleicht auch Gvardiol oder Jeremie Frimpong: Den Teams gelingt es zunehmend nicht, ihre besten Spieler vor den Versuchungen aus dem Ausland zu schützen.

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