• Karl-Heinz Rummenigge stand zuletzt wegen umstrittener Aussagen im medialen Fokus.
  • Nun bezeichnen ihn die eigenen Fans als das "hässliche Gesicht des FC Bayern".

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Sportlich läuft es beim FC Bayern, keine Frage. Gerade erst gewannen die Münchner die Klub-WM und damit den sechsten von sechs möglichen Titeln in einem Jahr. Doch abseits des Platzes gaben die Bayern zuletzt ein enttäuschendes und teils fragwürdiges Bild ab.

Insbesondere der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge sorgte für Aufsehen. Dafür gibt es nun Kritik aus den eigenen Reihen.

Bayern-Boss Rummenigge erntet massive Kritik

Eine Fan-Gruppierung des FC Bayern, "Red Fanatic", hat den Vorstandsvorsitzenden in einem öffentlichen Statement scharf kritisiert. Die Anhänger fragten sich, ob es nicht Rummenigge sei, der das "hässliche Gesicht" ihres Vereins repräsentiere und nicht die Ultras, schreiben sie auf ihrer Homepage.

"Für Kritik und Werturteile gegenüber Personen und Gruppen aus dem Vereinsumfeld und darüber hinaus ist der Noch-Vorstandsvorsitzende der FC Bayern München AG seit Längerem bekannt. Selbstreflexion, Realitätssinn und eine angemessene Sensibilität der eigenen Aussagen wären von Zeit zu Zeit sicherlich angebrachter als der egozentrische Blick auf andere Beteiligte", heißt es in dem am Sonntag veröffentlichten Schreiben.

Rummenigge, der zum 1. Januar 2022 sein Amt an Oliver Kahn übergibt, hatte vor Kurzem die Deutsche Flugsicherung ins Visier genommen. Diese hatte dem Bayern-Tross den Abflug am BER in Richtung Katar wegen der Nachtflugbeschränkungen verwehrt.

Ab Mitternacht herrscht auf dem Hauptstadt-Flughafen ein fünfstündiges Flugverbot. Nach Angaben des Brandenburger Ministeriums für Infrastruktur und Landesplanung erfolgte die Bitte um Startfreigabe für den Flug erst um 00:03 Uhr. Die Maschine der Münchner war daraufhin erst am Samstagmorgen gestartet.

Statt Kritik am Nachtflugverbot wünschen sich die Bayern-Fans vielmehr Aussagen zu den Menschenrechtsverletzungen in Katar. Doch diese "sind eher Tabu- als Skandalthema im Jargon der Vereinsoffiziellen des FC Bayern", kritisiert "Red Fanatic". "Die Reise zu dem FIFA-Turnier – noch dazu mitten in einer Pandemie – ist offenbar ähnlich alltäglich wie die Arbeits- und Lebensumstände der dortigen Menschen."

Vorbildfunktion? Nicht der FC Bayern

Rummenigge sorgt auch für Unmut bei den Fans durch Äußerungen rund um die Coronakrise. So sprach er sich kürzlich dafür aus, dass Profi-Fußballer zu den ersten in Deutschland gehören sollten, die geimpft werden: Wenn sich ein Bayern-Profi impfen lasse, könne das Vertrauen der Bevölkerung in die Impfung steigen, hatte er argumentiert.

"Red Fanatic" meint: "Wie sehr der Profi-Fußball und der FC Bayern im Besonderen seiner Vorbildfunktion gerecht wird, zeigt Karl-Heinz Rummenigge Woche für Woche höchstpersönlich. Die Bilder der locker-lässigen bis kreativen Tragevarianten der Mund-Nasen-Bedeckung gehören zu den gewohnten Impressionen der 'Geisterspieltage' und bieten eine alternative Interpretationsmöglichkeit der Phrase über das 'hässliche Gesicht des FC Bayern'. Zu oft wurde die Vorbildfunktion in der Vergangenheit ohnehin schon verfehlt." Etwa im Rassismus-Skandal am eigenen Campus.

Die Gruppierung führt weiter an, dass für Europapokal-Spiele die Einreisebeschränkungen außer Kraft gesetzt werden. Und anstatt die Privilegien rund um den Profi-Fußball zu genießen, laufen die Spieler noch zum Tätowierer oder lassen sich die Haare schneiden. Dienstleistungen, die nicht Profi-Fußballer in der Coronakrise nicht in Anspruch nehmen können: "Die ästhetischen Veränderungen der Spieler (...) dienen nicht unbedingt als Vorbild für die Gesellschaft."

Wer schämt sich für wen?

Abschließend schreiben die Bayern-Anhänger: "So gut es momentan sportlich ohne Frage läuft, so abstoßend widerlich ist momentan das Auftreten und die gesamte Außendarstellung der Führungsriege des Vereins, insbesondere vertreten durch Karl-Heinz Rummenigge. Die feinen Herren in der oberen Etage leben mittlerweile in ihrer eigenen Parallelwelt und haben scheinbar den Bezug zur Realität und der Tatsache, dass wir uns immer noch in einer Pandemie befinden, in der viele Menschen wirklich Existenzängste haben, komplett verloren."

"Die Werte, die dieser Verein eigentlich vermittelt oder besser gesagt gerne vermitteln möchte, werden von Kalle zu gerne regelmäßig mit Füßen getreten. Abschließend bleibt festzuhalten, dass wir uns als Fans dieses großartigen Vereins momentan wirklich – und das vor allem für und wegen Karl-Heinz Rummenigge – schämen müssen!"

Im Frühjahr 2020 hatten die Baysern-Ultras Schmähplakate gegen den Mäzen der TSG Hoffenheim, Dietmar Hopp, bei einem Bayern-Spiel in Sinsheim gezeigt.

Rummenigge hatte die Chaoten anschließend als das "hässliche Gesicht des FC Bayern" bezeichnet. Nun ist es er selbst, der mit Verfehlungen von sich zu sprechen macht.

Verwendete Quellen:

  • redfanatic-muenchen.com: Falsche Vorbilder und angebrachte Schamgefühle
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