Eine Entschuldigung reicht nicht: Wer Judenhass goutiert, verliert seinen Platz in der Fußballfamilie.

Eine Kolumne
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Man muss bei Google nur die zwei Schlagwörter "Mainz" und "Palästina" eingeben, und man erhält 4,5 Millionen Ergebnisse. Die fünf wichtigsten Treffer lassen sich in einer einzigen Botschaft zusammenfassen: "Mainz 05 stellt El Ghazi frei." Einen Stürmer, den sie erst im September aus den Niederlanden geholt haben.

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Mit seiner Entschlossenheit lässt der Bundesligist keinen Zweifel: Was Anwar El Ghazi getan hat, ist mit den Werten des Vereins nicht vereinbar und musste zur Trennung führen. El Ghazi hatte nach dem Hamas-Terror gegen Israel Solidarität mit der falschen Seite ausgedrückt, indirekt die Vernichtung von Israel goutiert.

So entschlossen wie Mainz 05 ist der kommende Gegner FC Bayern noch nicht. Dessen Rechtsaußen Noussair Mazraoui hatte zwar ähnliche Bekundungen wie El Ghazi in den sozialen Medien hinterlassen und den Hamas-Terror relativiert. Aber Bayern braucht mehr Zeit für die Aufarbeitung des Falls und bestellte ihn zum Rapport.

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Jeder Spieler stellt einen Vermögenswert dar

Man darf sich nicht täuschen lassen: Es geht auch um wirtschaftliche Fragen. Jeder Stammspieler stellt einen Vermögenswert dar. Auch die, die den Hass auf Juden nicht verurteilen, weil sie Israels Existenzrecht infrage stellen. Trennung heißt immer: unter Wert loswerden. Mainz macht es, Bayern hoffentlich bald.

Doch das Problem ist mit der arbeitsrechtlichen Lösung nicht aus der Welt. Während die Politik jede Form von Judenhass auf den Straßen verbietet, befeuern Spieler wie Karim Benzema und Mesut Özil Emotionen in den Teilen der Anhängerschaft, die es lieber mit Palästina als mit Israel halten. Das Thema gerät außer Kontrolle.

Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) muss befürchten, dass die Bundesliga an diesem Wochenende eine Bühne zur falschen Solidaritätsbekundung bietet. Symbole oder eindeutige Banner in den Kurven: Die Fernsehbilder aus Deutschland bekäme man nicht mehr aus der Welt. Die DFL sensibilisierte inzwischen alle 36 Vereine.

Die Bundesliga kann sich nicht mit dem Hinweis aus der Verantwortung stehlen, dass Sport und Politik strikt zu trennen sind. Die Botschaft muss eindeutig sein: Spieler, die Hass und Terror unterstützen, haben in der Fußballfamilie keinen Platz. Mit einer Entschuldigung für einen Instagram-Post ist es nicht getan.

Bayern München hat gar keine andere Wahl: Der Verein hat jüdische Wurzeln, kein Sportler darf die Werte des Vereins mit seinem Anspruch auf eine freie Meinungsäußerung besudeln. Haltung und Charakter dürfen sich nicht an der aktuellen Kassenlage orientieren: Mazraoui muss weg. Sofort.

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