Wenn es nach Bayern-Präsident Herbert Hainer geht, soll der FC Bayern mit der Verpflichtung des neues Sportdirektors Christoph Freund auch in seiner Transferstrategie einen neuen Weg einschlagen.

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Joshua Kimmich war schwer beeindruckt vom radelnden "Monster" auf dem Ergometer. "Ist gut, he?", sagte der Bayern-Profi nach einem ungläubigen Blick auf die Anzeige mit den Leistungsdaten von Min-Jae Kim - und klopfte dem neuen Kollegen mit dem furchteinflößenden Spitznamen lachend auf den Po.

50 Millionen Euro haben sich die Münchner ihren künftigen Abwehrchef kosten lassen, mehr als das Doppelte dürfte Wunschstürmer Harry Kane kosten: Zwei Top-Transfers, die eindrücklich beweisen, wie weit der Branchenprimus der nationalen Konkurrenz enteilt ist. Und doch will der Rekordmeister perspektivisch weg von der sündteuren Kraftmeierei - und seine Transferpolitik neu ausrichten.

Bayern will Fokus auf den eigenen Campus legen

"Zu unseren erklärten strategischen Zielen gehört es, die Ausbildung am Campus zu stärken", sagte Präsident Herbert Hainer in der Süddeutschen Zeitung über die Verpflichtung des neuen Sportdirektors Christoph Freund und betonte: "Wir wollen mit Expertise im Nachwuchs- und Scouting-Bereich dem Transfermarkt-Wahnsinn ein Stück weit entfliehen."

Hainer hatte die neue Strategie schon vor geraumer Zeit skizziert. Der FC Bayern werde künftig "nicht immer" dazu in der Lage sein, "bei einem 27-jährigen, fertigen Profi" mit PSG, City oder Chelsea mitzubieten, sagte er. Man wolle "lieber diesen schon sehr guten 21- oder 22-Jährigen holen, der von seiner Gier und Qualität her in der Lage ist, mit Bayern alles zu gewinnen".

Freund gilt als Entdecker von späteren Weltstars wie Erling Haaland oder Sadio Mane. Auch Dominik Szoboszlai, der kürzlich von RB Leipzig zum FC Liverpool wechselte, oder die aktuellen Münchner Dayot Upamecano und Konrad Laimer spielten einst in Salzburg. Die Bayern hingegen kauften über Jahrzehnte in der Regel gestandene Profis, oft Nationalspieler, für hohe Summen.

Ist Tuchel unzufrieden mit Freund?

Coach Thomas Tuchel reagierte eher kühl auf die Personalie Freund. "Dem Verein ist es sehr wichtig, als Trainer hast du es zu akzeptieren", sagte er. Der neue Sportchef legt am 1. September los, "dann werden wir gut zusammenarbeiten", ergänzte er. Er sei dafür offen, meinte Tuchel, aber: "Ich hatte keinen Kontakt zu ihm, habe nie mit ihm gesprochen und war auch nicht in die Entscheidung eingebunden, was auch absolut nicht nötig ist."

Tuchel, heißt es, habe insgeheim auf eine Ausweitung seines Verantwortungsbereichs spekuliert, um ähnlich eines englischen Teammanagers auch den Kader stärker nach seinem Willen gestalten zu können. Jetzt muss er sich neben den Bossen mit einem weiteren Mann abstimmen, in dessen Verpflichtung er nicht eingebunden war. (sid/jum)


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