Der FC Bayern München hat Kim Min-jae von der SSC Napoli verpflichtet. Der Südkoreaner hat das Potenzial, zu einem Volltreffer für den Rekordmeister werden.

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Der FC Bayern München hat offiziell bestätigt, dass der 26-jährige südkoreanische Innenverteidiger Kim Min-jae von der SSC Napoli verpflichtet wurde. Der Defensivspezialist soll Lucas Hernandez ersetzen und wechselt dank einer Ausstiegsklausel im Bereich von 45 bis 50 Millionen Euro zum Rekordmeister.

Doch wer ist der Neuzugang, der vor etwas mehr als einem Jahr noch ein weitgehend unbeschriebenes Blatt im europäischen Spitzenfußball war, und welche Qualitäten bringt er mit?

Kim Min-jae: Spätstarter mit explosiver Entwicklung

Vielen Fußballprofis gelingt schon in jungen Jahren der Durchbruch, darauf folgt der Wechsel zu einem internationalen Topklub. Nicht so bei Kim Min-Jae, der in dieser Hinsicht eher als Spätstarter zu bezeichnen ist. Lange spielte er in seiner südkoreanischen Heimat, ehe 2019 der erste Wechsel in das Ausland folgte. Allerdings nicht nach Europa, sondern nach China, zu BJ Guoang. Zweieinhalb Jahre entwickelt sich der Verteidiger dort, ehe Fenerbahce auf ihn aufmerksam wurde. Der Wechsel in die Süperlig war für ihn wichtig und kristallisierte sich schnell als perfekter Zwischenschritt heraus.

Denn in der Türkei wurde der Südkoreaner sofort Stammspieler. Er passte sich blitzschnell an das neue Tempo und die neue Umgebung an, dirigierte die Defensive. Prompt stand er auf der Liste einiger anderer Klubs, nach nur einer Saison wechselte er nach Neapel und sollte dort mithelfen, den Traum vom Gewinn des Scudetto zu verwirklichen. Auch dort erfolgte die Akklimatisierung im Rekordtempo.

Der 1,90 Meter große Verteidiger spielte von Anfang an eine wichtige Rolle. Er war einer der besten, wenn nicht gar der beste Abwehrspieler in Italien. Neapel wurde am Saisonende in der Tat Meister, was den vorläufigen Höhepunkt der explosiven Entwicklung darstellte. Dann meldete der FC Bayern Interesse an.

Diese Qualitäten bringt der Neuzugang mit

Ob die Bundesliga besser ist als die Serie A, darüber lässt sich streiten. Darüber, dass der FC Bayern mit seinen großen Ambitionen eine der Topadressen in Europa ist, allerdings nicht. Kim Min-jae ist nun zweifelsohne im obersten Regal des europäischen Fußballs angekommen und will sich auch hier beweisen.

Seine Qualitäten sind vielschichtig, in Neapel begeisterte er vor allem mit seiner Mischung aus Cleverness, Physis und Kompromisslosigkeit. Durch seine Größe gewinnt er viele Luftduelle, bei den Eins-gegen-eins-Duellen lag er am Ende der Saison in der Serie A komfortabel auf dem ersten Rang.

Noch dazu gilt Kim als guter Aufbauspieler. Über 80 Pässe pro Spiel spielte der Südkoreaner in der letzten Saison bei Napoli, die Erfolgsquote dabei lag bei mehr als 90 Prozent. Diese Werte sind herausragend, noch dazu beherrscht er die gesamte Bandbreite an Zuspielen für seine Mitspieler. Kurz, lang, flach, hoch, quer, linienbrechend: Das Repertoire ist umfangreich. Zudem spielte Neapel einen sehr modernen, dominanten und ballbesitzorientierten Fußball, ähnlich wie der FC Bayern.

Findet sich Kim auch beim FC Bayern zurecht?

Und trotzdem sind die Anforderungen dort ganz besondere. Der Rekordmeister steht oft hoch, hinter den letzten Verteidigern ist viel Platz. Die Defensivspieler müssen wachsam und schnell sein. "Kim ist ein für seine Größe außergewöhnlich schneller Spieler. Er ist es gewohnt, in Mannschaften mit einer hohen Verteidigungslinie zu spielen, und wurde seitens Neapel auch wegen seiner Fähigkeit, Laufduelle für sich zu entscheiden und den Ball zurückzuerobern, ausgewählt", erklärt der italienische Journalist Jacopo Piotto, der unter anderem für Sky in Italien tätig ist, im Gespräch mit unserer Redaktion.

Er hat außerdem keinen Zweifel, dass sich der 26-jährige Neuzugang auch in München gut einfügen wird: "Er stand auch letzte Saison schon unter großem Druck. Nicht nur, weil er in eine härtere Liga wechselte, sondern auch, weil er bei Napoli in die Fußstapfen von Kalidou Koulibaly treten musste. Koulibaly galt weithin als einer der besten Verteidiger der Liga, vereinte Charisma und Führungsqualitäten. Kim lieferte Woche für Woche solide und konstante Leistungen ab. So sehr, dass er fast unbemerkt blieb, bis alle merkten, dass Napoli auch ohne Koulibaly in der Abwehr so stark war wie zuvor. Kims stille Führung würde meiner Meinung nach in jeder Liga auf diesem Planeten funktionieren."

Es gibt aber auch Elemente, die zu beachten sind, damit die Integration perfekt gelingt. So hat Kim zum Beispiel seine Stärken im Aufbau deutlich mit dem rechten Fuß, bei Neapel spielte er oft auf der linken Seite in der Innenverteidigung. Soll er die dominante Rolle übernehmen, dann müsste er häufiger auf der rechten Seite spielen. Das dürfte aber erst im Verlauf der Vorbereitung entschieden werden.

Auch menschlich ein Gewinn

Neben der fußballerischen Komponente spielt bei Transfers immer häufiger auch die menschliche Ebene eine Rolle. Spieler werden von den Klubs intensiv durchleuchtet, aus dem Umfeld werden Informationen eingeholt. Kein Wunder, denn ein Kader muss am Ende auch menschlich zusammenpassen, Homogenität ist essenziell, auch neben dem Platz. Es deutet alles darauf hin, als hätte der FC Bayern auch hier einen Volltreffer gelandet.

"Als er nach Italien kam, wurde er als stereotyper, fast 'soldatischer' asiatischer Spieler beschrieben. Seine konstanten und fast fehlerlosen Leistungen lassen vermuten, dass das zu einem Teil stimmt. Aber er ist deutlich mehr als das, scheut sich nicht, auch einmal Späße zu machen, eine Show zu veranstalten wie bei seinem Einstand in Neapel. Er zeigt sich als bescheidener Mensch, der das Vertrauen und die Liebe der Fans in Napoli schnell gewonnen hat. Trotz der kulturellen Unterschiede und der Sprachbarrieren hat er sich in Italien sehr gut eingelebt und verrichtet nicht nur seine Arbeit als Profi", sagt Jacopo Piotto über den Südkoreaner.

Eine 100-prozentige Garantie, dass ein Transfer zu einem Erfolg wird, gibt es nie. Im Fall von Kim Min-jae lässt sich aber zumindest festzustellen, dass der FC Bayern keinen Schnellschuss tätigt. Das Qualitätsspektrum passt zum Anforderungsprofil, das der Klub an einen neuen Defensivspieler hat, zudem scheint der 26-Jährige gerade erst sein Leistungslimit zu erreichen, passt zur Altersstruktur im Kader und gilt als sehr umgänglicher Teamplayer. Die Vorzeichen stimmen also.

Verwendete Quellen:

  • transfermarkt.de: Kim Min-jae Spielerprofil
  • fbref: Statistiken Kim Min-jae
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