Julian Draxler soll laut Medienberichten als Nachfolger von Franck Ribéry zum FC Bayern München kommen. Trotz einiger Gemeinsamkeiten gibt es zwischen den beiden Spielern auch gravierende Unterschiede - im Positiven wie im Negativen.

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Ist der Nachfolger von Franck Ribéry nun gefunden? Laut der französischen Fußball-Zeitschrift "France Football" möchte der FC Bayern München im Sommer 2018 Julian Draxler von Paris Saint-Germain verpflichten.

Dass Draxler bei den Verantwortlichen in München hohes Ansehen genießt, ist mittlerweile verbürgt.

Uli Hoeneß erklärte, man habe bereits im vergangenen Sommer über eine Verpflichtung des deutschen Nationalspielers nachgedacht.

"Dass Julian Draxler ein Spieler ist, der dem FC Bayern gut zu Gesicht stehen würde, steht außer Frage", sagte der Präsident in der "Sport Bild".

Nur aufgrund des ohnehin schon hohen Konkurrenzkampfes um die Stammplätze habe man sich dagegen entschieden.

Die Bayern brauchen einen Ribéry-Nachfolger

Nun ist die Situation eine andere: Die Bayern können nicht mehr lange warten, um einen Nachfolger für Ribéry zu verpflichten.

Die Zeiten, in denen der technisch starke Franzose die Bayern zu einem Titel nach dem anderen schoss, sind längst vorbei. Zuletzt fiel der 34-Jährige vorwiegend wegen seiner Verletzungen auf.

Aufgrund eines Außenbandrisses im Knie wird er in diesem Jahr wohl nicht mehr zum Einsatz kommen.

Immer wieder warfen ihn Verletzungen zurück. Seit Sommer 2014 hat er nur rund die Hälfte aller Bundesligaspiele bestritten. Sein Vertrag läuft zum Saisonende aus - Zukunft ungewiss.

Julian Draxler steht zwar noch bis Sommer 2021 bei Paris Saint-Germain unter Vertrag. Jedoch würden die Verantwortlichen einem Verkauf vermutlich offen gegenüberstehen.

Seit der Verpflichtung von Superstar Neymar spielt der deutsche Nationalspieler keine Schlüsselrolle mehr.

Financial Fairplay könnte Bayern in die Karten spielen

Zudem muss Paris Einnahmen generieren, um die Vorgaben des Financial Fairplay zu erfüllen.

Diese besagen vereinfacht ausgedrückt, dass Fußballvereine nur so viel Geld ausgeben dürfen, wie sie auch einnehmen.

Der 222-Millionen-Euro-Transfer von Neymar hatte die "Sittenwächter" der UEFA auf den Plan gerufen.

Laut "Radio RMC" muss Paris rund 80 Millionen Euro aus Spielerverkäufen generieren.

Ansonsten droht der Ausschluss aus der Champions League. Ein Verkauf von Draxler käme da wie gerufen.

Doch wäre der 24-Jährige auch wirklich ein guter Ribéry-Nachfolger? Es gibt jedenfalls einige Parallelen zwischen den beiden: Die Ballsicherheit, die Dribbelstärke und die Schnelligkeit gehören zu ihren Stärken.

In Eins-gegen-eins-Situationen auf der linken Außenbahn entfalten sie ihr Können.

Mit ihren technischen Fähigkeiten und den schnellen Richtungswechseln sind sie kaum aufzuhalten.

Ihre Spielweise gilt als frech und unbekümmert. Zudem haben sie eine gute Übersicht und können jederzeit den tödlichen Pass spielen.

Dennoch hat Draxler noch längst nicht das Niveau von Ribéry erreicht. Der größte Unterschied ist die Effektivität.

Rechnet man alle Pflichtspiele auf Vereinsebene zusammen, kommt Ribéry pro Einsatz auf durchschnittlich 0,27 Tore, Draxler auf 0,2.

Deutlich größer ist der Unterschied bei den Torvorlagen: Ribéry bereitete pro Spiel 0,4 Tore vor, Draxler mit 0,18 nicht einmal halb so viele.

Es ist fraglich, ob Draxler jemals so effektiv wie Ribéry sein wird. Als der Franzose im gleichen Alter wie Draxler heute war, sind die Unterschiede noch größer gewesen.

Ribéry war eine echte Scoring-Maschine, während Draxler häufiger die eine oder andere Gelegenheit ungenutzt lässt.

Einer der Gründe dafür ist, dass Ribéry mit beiden Füßen stark im Abschluss ist, während der linke Fuß von Draxler sich manchmal als Schwachstelle herausstellt.

Andere Alternativen wohl deutlich teurer

Doch Draxler bietet gegenüber Ribéry auch Vorteile: Der Deutsche ist flexibler einzusetzen, spielt nicht nur auf Linksaußen, sondern gerne auch im zentralen bzw. offensiven Mittelfeld.

Ex-Bayern Trainer Louis van Gaal hatte selbiges mit Ribéry versucht - ohne Erfolg.

Zudem taugt Draxler eher zum Führungsspieler. Dies hat er eindrucksvoll unter Beweis gestellt, als er die deutsche Nationalmannschaft als Kapitän zum Sieg des Confed Cups führte.

Was ebenfalls für eine Draxler-Verpflichtung spricht: Im Gegensatz zu anderen Top-Spielern auf Linksaußen wie Eden Hazard (FC Chelsea), Sadio Mané (FC Liverpool) oder Yannick Carrasco (Atletico Madrid) ließe sich Draxler einfacher finanzieren.

Paris hatte selber rund 40 Millionen Euro Ablöse für Draxler bezahlt, ist aber wegen des Financial Fairplay auf Transfererlöse angewiesen und dürfte daher auch Zugeständnisse machen.

Auch vom Einkommen dürfte Draxler in das Gehaltsgefüge des Rekordmeisters passen.
Ob Draxler auch in das Spielsystem der Bayern passt, kann allerdings erst der Trainer der kommenden Saison sagen. Und der wurde bekanntermaßen noch nicht gefunden.

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