Pal Dardai knackt den Code des FC Bayern, Tayfun Korkut trainiert vielleicht bald die Bayern und der HSV gehört SO nicht in die Bundesliga. Die Lehren des Spieltags.

Eine Glosse

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1. Lehre: Dardai knackt den Bayern-Code

Das erste Mal seit 2012 fiel in der Allianz-Arena kein Tor. Doch das 0:0 von Hertha BSC Berlin beim FC Bayern war mehr als nur ein Achtungserfolg – denn Hertha-Trainer Pal Dardai hat den Bayern-Code geknackt.

Seit drei Spielen ist Berlin gegen Bayern ungeschlagen. Dardai hatte sich vor dem Spiel ganz besonders vorbereitet: Er war in der Bibliothek. "Ich habe das Buch gesucht 'Wie kann man Bayern schlagen?'", erklärte er scherzend.

Beinahe schien es, als habe der Ungar das Buch gefunden. Aufopferungsvoll und mit großem Herz kämpfte die "alte Dame", warf sich mit allem, was sie hatte, in die Schüsse der Bayern. Vor allem Robert Lewandowski verzweifelte am Hertha-Bollwerk, immer war ein Bein dazwischen.

Und kam der Pole einmal durch, fand er in Rune Jarstein seinen Meister. Der Hertha-Keeper erwischte einen Sahnetag und entschied das Privatduell mit Lewandowski für sich.

Für den Stürmer war es die verpasste Chance, den Rekord seines Trainers Jupp Heynckes einzustellen. Bisher hatte Lewandowski in allen elf Heimspielen getroffen.

Dardais Hertha verhinderte im Übrigen auch den 15. Pflichtspielsieg der Bayern in Folge. Doch ganz zufrieden war Dardai dennoch nicht. "Ich muss in der Bibliothek weiter nach dem Buch suchen. Aber immerhin habe ich das gefunden, wie man ungeschlagen bleibt. Das ist auch nicht so schlecht ...."

2. Lehre: Korkut macht's so wie die Bayern

Der eine trainiert gut gegen die Bayern, der andere vielleicht bald für? Nein, man braucht nicht zu tief ins Glas geschaut haben, wenn man die Worte "Tayfun Korkut" und "möglicher neuer Trainer des FC Bayern" in einem Satz nennt.

Warum nicht Korkut? Die unendliche Geschichte der Heynckes-Nachfolge beim FC Bayern verkommt zur Farce, alle gehandelten Namen sind anscheinend nicht zu bekommen. Die Bayern wirken so verzweifelt, dass Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß seit Wochen um Heynckes herumtanzen wie ein pubertierender Teenager um das Mädchen, für das er schwärmt.

Fehlt eigentlich nur noch ein klassischer Liebesbrief: "Lieber Jupp, willst du beim FC Bayern weitermachen? Kreuze an: "Ja", "Nein", "Vielleicht"."

Doch von Heynckes war bisher nicht mal ein "Vielleicht" zu bekommen. Die Bayern-Bosse täten gut daran, sich langsam einen Plan B zu überlegen.

Der könnte durchaus Tayfun Korkut sein. Der 43-Jährige übernahm zu Monatsanfang zwar erst den VfB Stuttgart, doch was er in der kurzen Zeit mit dem VfB machte, ist mehr als beeindruckend.

In seinen ersten vier Spielen holte Korkut sage und schreibe zehn Punkte, vergrößerte den Abstand auf den Relegationsplatz auf sechs Zähler. Zuletzt gab es sogar drei Siege in Serie.

Wo kommt der FC Bayern ins Spiel? Drei 1:0-Siege sind Zeichen einer brutalen Effektivität, der VfB stellt zudem die zweitbeste Abwehr der Liga. Effektivität und eine starke Abwehr sind bekanntlich auch Markenzeichen der Münchner.

Also liebe Bayern, die Leitung nach Stuttgart ist kurz, Sportvorstand Michael Reschke war ja selbst lange Zeit bei den Münchnern tätig. Oder ihr schickt dem Tayfun einfach einen Brief – das "Vielleicht" solltet ihr aber streichen.

3. Lehre: Diesen HSV wollen wir nicht in der ersten Liga

Zurück zum Ernst der Lage - und damit zum HSV. Die Hamburger waren in den vergangenen Jahren regelmäßiger Teilnehmer im Abstiegskampf. Immer haben sie es irgendwie geschafft, die Klasse zu halten – teilweise mit mehr Glück als Verstand.

Doch das Bild, das der Bundesliga-Dino an diesem Wochenende abgegeben hat, war grauenhaft. Das 0:1 im Nordderby beim SV Werder Bremen war fußballerisch einmal mehr ein Offenbarungseid, die Mannschaft offensiv so gefährlich wie ein Bobbycar in der Formel 1.

Doch Spieler und Verantwortliche stellten sich nach dem Spiel vor die Kameras und hatten nichts Besseres zu tun, als sich über den zugegeben abseitsverdächtigen späten Siegtreffer der Werderaner zu beschweren. "Was sind das für Menschen, die da in Köln sitzen?", echauffierte sich der Vorstandsvorsitzende Heribert Bruchhagen und meinte damit die Video-Assistenten – am Sonntag entschuldigte er sich beim Wontorra-Talk für seine überzogenen Äußerungen.

Und dann sind da noch die "Fans". Natürlich sind hier längst nicht alle gemeint, lediglich eine kleine Gruppe von Menschen, die meint, den Fußball als Bühne missbrauchen zu müssen. Schon vor dem Anpfiff wurde gezündelt, was das Zeug hielt.

Mehrfacher Ermahnungen zum Trotz ging es während des Spiels weiter. Sogar Raketen schossen diese Idioten aufs Spielfeld, Schiedsrichter Felix Zwayer musste das Spiel zwischendurch unterbrechen.

So etwas hat in der ersten Liga und im gesamten Fußball nichts verloren. Doch auch Abseits der Zündeleien brennt es lichterloh beim HSV. Der Klub tut gut daran, sich aufs Wesentliche zu konzentrieren, bevor es zu spät ist. Und das ist die eigene Leistung auf dem Platz.

4. Lehre: Die Bundesliga kann vom Eishockey lernen

Es ist wieder Zeit für Kritik am Videobeweis! Auch in der Rückrunde läuft der Einsatz des technischen Hilfsmittels alles andere als optimal.

Niemand im Stadion weiß, wann er jubeln soll und wann nicht, wenn doch teilweise Minuten später ein erzielter Treffer durch das Eingreifen aus Köln wieder zunichte gemacht werden kann.

Die Umsetzung ist alles andere als gelungen. In der Regel malt der Schiedsrichter das berühmte Quadrat in die Luft, wenn er eine Entscheidung revidiert oder sich diese noch einmal in der "Review Area" anschauen möchte.

Nicht nur im Stadion fällt es unfassbar schwer, dieser Überprüfung zu folgen.

Bestes Beispiel war der Siegtreffer von Werder gegen den HSV. Der Schuss von Aron Johannsson fliegt dem HSV-Keeper Christian Mathenia durch die Beine und auf der Linie ist es schließlich Rick van Drongelen, der den Ball bedrängt vom Bremer Ishak Belfodil ins eigene Netz bugsiert.

Nach dem Treffer stellten sich gleich mehrere Fragen. War es Abseits? War es ein Foul von Belfodil? Ein Fall für den Video-Assistenten sollte man meinen. Doch kontrollierte dieser die Szene überhaupt?

Das tat er, doch das war für den Zuschauer kaum zu sehen. Lediglich ein Griff zum Ohr von Schiedsrichter Felix Zwayer ließ erahnen, dass er Kontakt mit Köln aufnahm. Nach einiger Zeit der Ungewissheit pfiff er dann das Spiel einfach wieder an.

Liebe DFL, das muss deutlich besser werden. Es gibt Beispiele, wie es richtig geht. Beim Finale des Olympischen Eishockey-Turniers, das Deutschland denkbar knapp in der Overtime verlor, kam der Videobeweis nach einem deutschen Treffer ebenfalls zum Einsatz.

Dies wurde vom Referee, der per Headset mit den Stadionmikrofonen verbunden war, lautstark erklärt. Es wurde genau gesagt, was überprüft wird, und am Ende die Entscheidung verkündet.

Dieses Prozedere im Fußball und die Kritik an der Nachvollziehbarkeit der getroffenen Entscheidungen wäre wohl deutlich geringer.

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