• Der VfL Wolfsburg gewinnt im Top-Spiel gegen den FC Bayern München verdient mit 2:1 und sichert sich damit schon am fünften Spieltag eine gute Ausgangslage für die Meisterschaft.
  • Bei den Münchnerinnen befindet man sich derweil irgendwo zwischen großer Enttäuschung und Hoffnung – denn einiges macht trotz der Niederlage Mut.
  • Eintracht Frankfurt ist indes im Höhenflug und auch die Aufsteigerinnen vom SV Meppen wissen mit ihrer mutigen Spielweise zu begeistern.

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Am Wochenende überschattete das Top-Spiel zwischen dem VfL Wolfsburg und dem FC Bayern München die restlichen fünf Partien. 21.287 Zuschauerinnen und Zuschauer sahen in der VW-Arena ein abwechslungsreiches und hochklassiges Spiel. Dementsprechend steht der 2:1-Sieg der amtierenden Meisterinnen auch im Mittelpunkt der fünf Erkenntnisse des fünften Spieltags in der Bundesliga der Frauen.

1. VfL Wolfsburg: Meister nach fünf Spieltagen?

"Wenn wir fünf Punkte vor den Bayern sind, zwei Spieltage vor Schluss, dann wird es interessant", sagte Tommy Stroot nach dem Sieg bei "Magenta Sport". Damit tat er das, was er natürlich tun musste. Nach fünf Spieltagen würde sich kein Trainer der Welt hinstellen und fünf Punkte Vorsprung als den Gewinn der Meisterschaft feiern.

Und doch gibt es gleich zahlreiche schlechte Nachrichten für alle, die sich einen spannenden Meisterschaftskampf erhofft haben. Geht man davon aus, dass die Bayern am Ende wieder das Team sein werden, das ihnen am ehesten gefährlich werden kann, ist die Chance auf ein enges Titelrennen bereits vertan – rein statistisch.

Mehr als eine Niederlage kassierte Wolfsburg zuletzt in der Saison 2017/18. In den darauffolgenden Spielzeiten holten sie immer mindestens 59 Punkte. Bayern müsste ab sofort nahezu alle Spiele gewinnen und 49 Punkte aus 17 Partien holen. Das wären 16 Siege und ein Unentschieden – inklusive der Hoffnung, dass Wolfsburg entweder mit schlechterem Torverhältnis bei genau 59 Punkten landet, oder ungewöhnlich wenige Punkte holt. Eine Niederlage und zwei Unentschieden bräuchte es dafür mindestens.

Der Strohhalm, an den man sich für ein enges Titelrennen klammern müsste, ist schon nach fünf Spieltagen sehr instabil.

2. VfL Wolfsburg siegt verdient

Aber es ist eben auch die Konsequenz aus der guten Arbeit, die das Team seit der vergangenen Saison wieder leistet. Wolfsburg hatte mehr Abschlüsse, mehr Ballkontrolle, insgesamt die reifere Spielanlage – das kam wenig überraschend.

Der VfL ist das eingespieltere Team, hat ein Jahr Vorsprung mit Trainer Tommy Stroot und das war auch in den meisten Spielphasen zu spüren. Vor allem das gut organisierte Pressing bereitete den Münchnerinnen große Probleme. "Wir wussten nicht so richtig, wo die Räume sind und haben sie nicht gefunden", analysierte Bayerns Klara Bühl die ersten 70 Minuten des Top-Spiels.

Das lag auch daran, dass Wolfsburg die Räume trotz hohen Pressings gut verteidigte. Im Mittelfeld liefen Lena Oberdorf und Lena Lattwein alle Räume zu, bevor sich die Bayern dorthin aus dem Angriffspressing lösen konnten. Gerade der erste Durchgang war dahingehend über weite Strecken ein Klassenunterschied. Bayerns durch Ausfälle gebeutelte Defensive bespielten sie immer wieder durch klug initiierte Zwei-gegen-eins-Situationen. So startete Alexandra Popp beispielsweise aus einer ungewohnten Mittelfeldrolle immer wieder in die Tiefe, um Ewa Pajor zu unterstützen.

Zwar fielen beide Tore für die Grün-Weißen nicht nach komplexen Spielzügen, sondern teils etwas glücklich, aber die Führung war dennoch verdient. Und so ist es letztendlich auch der Sieg. Wolfsburg ist nach wie vor die klare Nummer eins in Deutschland.

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3. FC Bayern zwischen Enttäuschung und Hoffnung

"Ich bin enttäuscht vom Ergebnis", sagte ein sichtlich bedienter Alexander Straus nach dem Spiel: "Ich denke, wir haben mehr verdient." Vor allem mit der Schlussphase war der 47-Jährige zufrieden. Sein Team erzielte ein wunderschönes Team-Tor. Obwohl Wolfsburg hoch presste und die Räume gut zustellte, kombinierten sich die Münchnerinnen mit schönen Diagonalpässen einmal über den ganzen Platz.

Diese Art von Kombinationsfußball will Straus sehen. Mutig, direkt, die Seite kleinteilig, aber schnell verlagernd – am Ende legte Linda Dallmann auf Klara Bühl ab, die diesen sehenswerten Spielzug mit dem Anschlusstreffer belohnte. "In der zweiten Halbzeit haben wir es hinbekommen, den Ball länger zu halten und tief zu spielen", analysierte der Bayern-Trainer: "Der Angriff zu unserem Tor ist für mich der Angriff des Spiels."

Während Huths wuchtiger Volley-Abschluss aber vom Pfosten in das Tor der Bayern sprang, ging Jovana Damnjanovics Kopfball in der 82. Minute vom Pfosten ins Aus. In der Schlussphase deuteten die Münchnerinnen an, was mal sein kann. Sie kontrollierten die Partie plötzlich, spielten schön anzusehenden Kombinationsfußball und eroberten Bälle mit aggressivem Gegenpressing zurück. Der Ausgleich war ihnen aber nicht mehr vergönnt. "Wir müssen effizienter sein und besser im Abschluss", ärgerte sich Straus. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass das 2:2 angesichts der langen Dominanz des VfL Wolfsburg glücklich gewesen wäre.

Gerade dieses eine Tor der Bayern macht ihnen aber Mut. "Wir befinden uns früh in einem Prozess", erklärte der immer noch neue FCB-Coach: "Hier herzukommen und diese Performance zu zeigen, gibt uns Selbstvertrauen." Aus Wolfsburg nehmen die Münchnerinnen dementsprechend keine Punkte mit. Womöglich haben sie auch die Chancen auf die Meisterschaft verspielt.

Aber mit Blick auf die Schlussphase und einige Auftritte der letzten Wochen fahren sie auch mit dem Gefühl nach Hause, dass sich vieles in die richtige Richtung bewegt. Und so hatte Straus noch eine Ansage parat: "Wir werden zukünftig noch viel besser sein, als wir es heute sind." Die starke Schlussphase der Bayern war somit womöglich ein Blick in die Zukunft.

4. Eintracht Frankfurt weiter souverän – oder?

Und für den Moment sind die fünf Punkte zwischen Wolfsburg und den Bayern auch nur ein konstruiertes Duell. Denn zwischen den beiden steht Eintracht Frankfurt. Auch am fünften Spieltag bleiben die Hessinnen ungeschlagen, holen gegen den MSV Duisburg standesgemäß die nächsten drei Punkte. Souverän. Könnte man meinen. Auch Laura Freigang gab nach der Partie zu, dass man nach oben schiele und es mittelfristig das Ziel sei, sich dort festzusetzen.

Tatsächlich war es abermals eine überlegene und über weite Strecken kontrollierte Partie der SGE. 26 zu sechs Abschlüsse, 71 zu 29 Prozent Ballbesitz und drei Tore von Laura Freigang untermauern diese These. Gleichzeitig kam der MSV Duisburg zu zwei Treffern und schaffte es so, das Spiel enger zu gestalten, als es die Zahlen hergeben würden.

Frankfurts Ballbesitzspiel läuft häufig wie in einer "U-Form" über den Platz. Das bedeutet viel Flügelspiel, aber eine mangelnde Anbindung des offensiven Zentrums im Kombinationsspiel. Der Vorteil einer solchen Formation ist, dass man bei Ballverlusten die meisten Räume defensiv gut absichern kann. Frankfurt erobert viele Bälle im Gegenpressing zurück und überzeugt mit einem aggressiven Anlaufverhalten.

Der Nachteil ist aber, dass im Angriffsdrittel die Überraschungsmomente fehlen. Auch gegen den MSV Duisburg gab es viele Situationen, in denen der Zehnerraum kaum bespielt werden konnte. 33 Flanken schlugen die Frankfurterinnen, auf dem Papier wurden letztendlich nur zwei Großchancen kreiert. Für die Eintracht ist es somit zwar ein sehr guter Saisonstart, aber ob es für den Angriff nach ganz oben reicht, darf bezweifelt werden. Die nächsten Spiele in Hoffenheim gegen Köln und Leverkusen sowie dann in Wolfsburg werden Aufschluss geben.

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5. SV Meppen: Mutige Aufsteigerinnen mit den nächsten Big Points

Elf. So viele Pässe dürfen Gegnerinnen des SV Meppen im Schnitt in der eigenen Hälfte spielen, bis eine Defensivaktion der Aufsteigerinnen erfolgt. Um das in einen Kontext zu bringen: Der MSV Duisburg steht bei 20,8. Meppen befindet sich mit diesem Wert in etwa auf Augenhöhe mit dem FC Bayern München.

Diese Statistik ist ein Indikator dafür, wie hoch und aggressiv Teams pressen. Die Duisburgerinnen verteidigen beispielsweise im Schnitt sehr tief und gehen dementsprechend oft erst in der eigenen Hälfte aggressiv in die Zweikämpfe. Der VfL Wolfsburg ist das andere Extrem und greif oft sehr hoch an. Deshalb kommen die Meisterinnen auch auf einen Wert von 7,6.

Die Meppenerinnen verteidigen ebenfalls häufig sehr hoch und werden dafür zunehmend belohnt. Mit rund zehn hohen Ballgewinnen pro Spiel stehen sie immerhin auf Platz sieben der Liga. Und dort stehen sie auch in der Tabelle, die am meisten zählt. Sechs Punkte aus fünf Partien und zwei Siege in Serie bringen sie in diese Position.

Auch gegen Turbine Potsdam bleiben die Aufsteigerinnen sich treu, spielen aggressiv, mutig und zielstrebig in die Offensive. Der Vorsprung auf den ersten Abstiegsplatz beträgt damit schon vier Punkte. Meppen ist angekommen in der Bundesliga – und bereitet allen Beobachterinnen und Beobachtern viel Spaß.

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