Er gilt als größtes Sturmtalent des deutschen Fußballs. Aber Youssoufa Moukokos Karriere stockt bei Borussia Dortmund. Angeblich will ihn jetzt Real Madrid holen. Aber es kann nur eine Lösung geben.

Eine Kolumne
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Youssoufa Moukoko ist jetzt 18 Jahre alt und noch immer die Rakete, die im Jugendbereich Tore am Fließband schoss. Bei Borussia Dortmund kommt er trotzdem nicht zum Zuge. Die Sturmkollegen Sebastien Haller und Niclas Füllkrug bringen zusätzlich zu ihrer Treffsicherheit Erfahrung auf den Platz. Ja, berauschend ist ihre Form nicht. Aber die von Youssoufa Moukoko auch nicht.

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Der Mittelstürmer verbuchte an den ersten fünf Bundesliga-Spieltagen lediglich 47 Spielminuten. Beim 1:0 gegen den VfL Wolfsburg, als beim BVB Torjäger gebraucht wurden, kam er überhaupt nicht zum Einsatz. Das ist verwunderlich. Vorige Saison waren seine Leistungen so vielversprechend, dass ihn der damalige Bundestrainer Hansi Flick zur Katar-WM mitnahm (ein Einsatz).

Spielpraxis als wertvollstes Gut

Schon wuchern die Spekulationen, ob sein Weg bei Borussia Dortmund endet. Angeblich lockt ihn Real Madrid mit einem Millionenangebot. Youssoufa Moukoko trat den Gerüchten gestern entgegen und postete bei Instagram Fotos aus dem Kraftraum, die nach Meinung des BVB-Reporters Patrick Berger symbolisieren sollten: Ich kämpfe und arbeite an mir! Die professionelle Einstellung ehrt Moukoko. Klug ist sie nicht.

Denn Spielpraxis ist so ziemlich das höchste Gut, das ein Jungprofi sammeln kann, und nicht das viele Geld, das mit der Vertragsverlängerung bis 2026 in Aussicht gestellt wurde. Neun Minuten gegen Bochum, eine Minute gegen Heidenheim und sechs Minuten gegen Freiburg reichen nicht, um Ballsicherheit und Selbstbewusstsein aufzubauen. 31 Minuten wie gegen Köln sind das Minimum.

Moukoko kann nicht darauf warten, dass Kollegen verletzt ausfallen, Trainer Edin Terzic der Jugendwahn befällt oder die Mannschaft für seine Einwechslung demonstriert. Er muss spielen: regelmäßig, auch wenn es mal schlecht läuft, am besten von Anfang an, mit Lernkurve und Ausbeute. Deutschland braucht ihn: Der Nationalelf gehen bei den nächsten drei WM-Turnieren die Mittelstürmer aus.

Moukoko muss sich selbst einen Gefallen tun

Vorbild kann Toni Kroos sein. Auch er galt als Jahrhunderttalent, als Jürgen Klinsmann Trainer beim FC Bayern München war. Die Zwänge des Profifußballs, immer gewinnen zu müssen, erlaubten aber kein "Jugend forscht". Also wurde Toni Kroos ausgeliehen und ging Anfang 2009 bei Trainer Heynckes zur Lehre in Leverkusen. Und setzte sich durch. Am Ende stand in seiner Bilanz: zehn Tore in 43 Spielen.

Die Personallage bei Borussia Dortmund mag wackelig sein, und kein Trainer verzichtet freiwillig auf Optionen. Aber Moukoko muss an sich denken. Bei der kurzfristigen Verpflichtung von Füllkrug hat er gesehen, dass sein Verein lieber Klassik als Sturm und Drang aufbieten möchte. Nicht Real Madrid täte ihm gut, sondern Vereine wie Frankfurt oder Gladbach. Dort würde er spielen.

Das sind Vereine, die in ihm keine Kaderbefüllung sähen, sondern Verstärkung, und die ihm deswegen die Spielzeit gönnen, die ein junger Mann auf dieser Stufe seiner Entwicklung dringend benötigt. Die Vorstellung mag für den BVB-Anhang schmerzlich sein, aber es spricht nichts dagegen, dass Moukoko zurückkehrt. Wie Toni Kroos damals bei Bayern: Er gewann dann 2013 die Champions League.

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