Phantomtore helfen bei der Nationalmannschafts-Nominierung, der HSV steckt deutsche Kult-Serien in die Tasche und Mario Götze ist Tierfreund. Wussten Sie nicht? Wir eigentlich auch nicht, aber seit dem vergangenen Wochenende sind wir schlauer. In unserer Serie ziehen wir die Lehren des jeweiligen Spieltags - ganz subjektiv und auch nur ein bisschen ernstgemeint.

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1. Erkenntnis: Mario Götze ist der Robbenflüsterer

Bei den Bayern läuft es einfach zu rund. Matthias Sammer hatte schon lange keinen Grund zum Granteln, sogar Uli Hoeneß' Gesichtsfarbe hat sich seit Wochen von Tomaten-Rot auf ein zufriedenes Schweinchen-Rosa eingependelt. Das ist einfach zu ruhig, da muss etwas passieren. Vielleicht ein Elfmeter-Drama? Strafstöße sorgen bei den Bayern ja gerne für Aufreger. Die Münchner haben dafür einen Spezialisten: Spitzbub Arjen Robben – egal ob er sie dann letztendlich schießt oder nicht. Nach dem Foul an Sebastian Schweinsteiger legt sich der Holländer den Ball zurecht – und wird sofort von Guardiola zurückgepfiffen. Der Trainer will Thomas Müller als Schützen. Robben stapft beleidigt davon.

Auftritt Mario Götze: Während Über-Papa Pep schon über Stuben-Arrest auf der Tribüne nachdenkt, eilt der Neu-Bayer heran und flüstert dem Niederländer ein paar beschwichtigende Worte ins Ohr. Das zeigt Wirkung, denn nach dem Spiel zeigt sich Robben gelassen und befürwortet die Entscheidung des Trainers. Vielleicht hat Robbenflüsterer Götze bei den Bayern mehr Einfluss als man denkt.

2. Erkenntnis: Kießling ist doch ein Kandidat für Löw

Was soll der Junge denn noch alles machen? Stefan Kießling trifft und trifft und trifft. Für einen Auftritt im Nationalmannschaftstrikot reicht es trotzdem nicht. Spätestens seit Freitagabend aber sollte Jogi Löw noch einmal über eine Nominierung des Leverkuseners nachdenken. Denn Stefan Kießling schießt Tore von denen andere Nationalstürmer nur träumen können. Oder haben Gomez und Klose Phantomtore in ihrem Portfolio?

Kießling würde eine vollkommen neue Dimension in das Sturmspiel der deutschen Elf bringen, denn der 29-Jährige kann links wie rechts, regulär wie irregulär. Von innen wie von außen. Für den Leverkusener gelten keine Regeln, Netze oder Torlinien. Solche Stürmer braucht das Land.

Und sind wir doch einmal ehrlich: Hätte Kießling die National-Elf in einem internationalen Wettbewerb mit einem Phantomtor zum Sieg geschossen, hätte auch nur ein Hahn danach gekräht?

3. Erkenntnis: Die Liga muss aufgeteilt werden

Die Bundesliga verkommt zu einer Zwei-Klassen-Gesellschaft. Oben kuschelt das Dreigestirn Bayern München, Bayer Leverkusen und Borussia Dortmund. Danach kommt lange nichts, dann weiter nichts und dann mit sieben Punkten Abstand der Viertplatzierte Hertha BSC. Die Kluft ist bezeichnend. Denn die Berliner sind punktetechnisch vom Tabellenende fast genausoweit entfernt wie von den führenden Bayern. Um der Zwei-Klassen-Gesellschaft entgegen zu wirken, muss sich etwas ändern.

Hier unser Vorschlag: Die Bundesliga sollte in zwei Ligen aufgeteilt werden. In einer Liga das Führungstrio, in der anderen der abgeschlagene Rest. Fans könnten sich auf einen neun Monate andauernden Schlagabtausch zwischen München, Dortmund und Leverkusen freuen. Und für den Rest der Liga wäre auf einmal alles drin. Jeder könnte Meister werden - sogar Schalke 04.

4. Erkenntnis: Der HSV ist besser als "Tatort"

"Wir wollen die Fans begeistern" sagte Neu-HSV-Trainer van Marwijk noch vor dem Spiel. Er behielt Recht. Vielleicht sollte sich die ARD überlegen HSV-Spiele in ihr Programm am Sonntagabend aufzunehmen. Denn wer braucht schon den "Tatort" wenn der HSV spielt? Dessen Heimspiel gegen den VfB Stuttgart hatte alles was gute Unterhaltung braucht. Es gab Spannung und plötzliche Wendungen. Es gab Gewalt und einen Bösewicht. Nur ein Happy End fehlte.

Auch wenn es für die Hamburger dieses Jahr nicht so gut läuft, unterhaltsam sind sie allemal. Wenn sich der Zuschauer wieder an eine Stuttgarter Führung gewöhnt hatte, legte der HSV ein Tor nach. Ein Fußballspiel mit allen Höhen und Tiefen.

Dieser Spiel hielt die Zuschauer bis zum Schlusspfiff auf den Sitzen, was man über so manchen TV-Krimi nicht behaupten kann. Es gab sogar einen Bösewicht und ein Opfer: Wäre dieses Spiel ein "Tatort" gewesen hätte er wahrscheinlich "Sylvies Rache" geheißen. Ob der Stuttgarter Antonio Rüdiger wirklich von Rafael Van der Vaarts Ex-Frau beauftragt wurde, weiß man nicht. Aber als Rafael van der Vaart nach Rüdigers Magenschwinger theatralisch und im Hollywood-Stil zu Boden ging, war die Show komplett. Wenn der Hamburger SV so weitermacht, muss sich der "Tatort" warm anziehen.

5. Erkenntnis: Braunschweig ist auf Rekord-Jagd

Mit der Meisterschaft wird es nichts für Braunschweig, soviel ist klar. Abgeschlagen auf dem letzten Platz der Tabelle und mit einer frischen Frust-Niederlage gegen Schalke hält die Eintracht von hinten das Feld zusammen. Der Aufsteiger sollte nicht aufstecken. Es gibt noch viel zu holen – im negativen Sinne.

Zum einen wäre da der Negativ-Rekord von Tasmania Berlin aus dem Jahre 1966. Als schlechtester Bundesligaklub aller Zeiten gewann der Verein insgesamt nur zwei Spiele und verbuchte ganze zehn Punkte. Zum anderen wäre da aber auch noch die Spielvereinigung aus Fürth, die sich in der vergangenen Saison weigerte, ein Heimspiel zu gewinnen. Mit nur einem Auswärtssieg und bisher vier Punkten auf der Habenseite ist für Eintracht Braunschweig noch alles drin. Negativ-Rekorde sind schließlich auch Rekorde.

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