Auf Tito folgt "Tata": Gerardo Martino wird nach dem Rücktritt des krebskranken Tito Vilanova der neue Trainer beim FC Barcelona. Den Argentinier kennt man hierzulande kaum. Was könnte ihn dennoch zum richtigen Mann für eine der besten Mannschaften der Welt machen?

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Der FC Barcelona bricht mit einer kleinen Tradition: Erstmals seit 2008 steht kein Barca-Getreuer wie Pep Guardiola, Tito Vilanova oder Jordi Roura an der Spitze des Trainerstabs. Alle drei hatten schon in ihrer Jugend bei dem Verein gespielt. Die Fans sind über die Entscheidung wenig begeistert. Weniger als 43 Prozent sind nach einer Umfrage des spanischen Sport-Portals "marca.com" von dem neuen Chefcoach Gerardo Martino überzeugt. Kein leichter Start für den 50-Jährigen. Viele hatten sich den Ex-Barcelona-Profi Luis Enrique gewünscht.

In Europa ist der Argentinier mit dem Spitznamen "Tata" kaum bekannt. Bei der Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika erregte er als Trainer Aufsehen, weil er Paraguay erstmals in das Viertelfinale einer WM führte. Dort verloren sie knapp und dramatisch gegen den späteren Weltmeister Spanien mit 0:1. Ein Jahr später zog Martinos Mannschaft in das Finale der Copa America ein, wo sie schließlich Uruguay unterlag. Nach dem Endspiel trat Martino von seinem Amt zurück und widmete sich schließlich seinem Heimatverein Newell's Old Boys. Er formte daraus das beste Team Argentiniens und gewann damit 2013 die nationale Meisterschaft.

Beim FC Barcelona wird er nun der erste argentinische Cheftrainer seit 30 Jahren. 1983 coachte Trainerlegende Cesar Luis Menotti, der wie Lionel Messi und Gerardo Martino aus Rosario stammt, die Katalanen. Menotti zeigt sich begeistert von seinem Kollegen: "Martino ist einer von den Trainern, die diesem Beruf Ehre machen. Deshalb bin ich überhaupt nicht überrascht, dass er in der vordersten Front des Weltfußballs steht. 'Tata' hat Newell's dazu gebracht, den besten Fußball in Argentinien zu spielen."

Wie einst Menotti spielt Martino auf Sieg, legt aber auch auf schönen Fußball und eine attraktive Spielweise wert. Seine Idee vom Fußball liegt laut "Marca" der von Barcelona unter Pep Guardiola zugrunde. Das könnte ihn zum richtigen Mann bei den Katalanen machen. "Tata" wird als ein Trainer mit Charakter beschrieben, der liebenswürdig und großzügig ist. Seine Familie und Freunde sind ihm wichtig, auch wenn er gerne an seiner Arbeit feilt und sich intensiv mit Details in Technik und Taktik beschäftigt. Disziplin wird bei ihm groß geschrieben. Der 50-Jährige gilt als Stratege und dirigiert am Spielfeldrand leidenschaftlich mit.

In seiner Heimat hat er viele prominente Befürworter: Auch Argentiniens Fußball-Gott Maradona ist ein Fan von "Tata" und verfolgte angeblich jedes Spiel von Newell's, weil er die Spielweise des Teams liebt. Martinos ehemaliger Coach José Yudica ist ebenfalls von ihm überzeugt. "Martino wird fast alle Spiele in Barcelona gewinnen", prophezeit er sogar.

Mit dem Vater von Lionel Messi und dem Weltfußballer selbst ist Martino befreundet. Sein Co-Trainer Adran Coria förderte den kleinen "Leo" in der Jugendabteilung von Newell's. Kein Wunder also, dass sich Messi auf seinen Landsmann freut und schon Vorschusslorbeeren austeilt. "Er ist ein großartiger Trainer", teilt er mit. Im internen Konkurrenzkampf mit dem neuen Brasilien-Star Neymar, den einige Barca-Freunde wie Johan Cruyff befürchten, könnten Messi seine guten Beziehungen zum Chefcoach noch Vorteile bringen.

So darf man gespannt sein, ob und wie Martino der Weltklasse-Mannschaft Barcelonas seinen Stempel aufdrückt. Die Erwartungen sind nach einer Saison mit vielen Höhen und Tiefen groß. Die Anhänger lassen sich am schnellsten durch Erfolge überzeugen. Am besten in der Champions League, wo er auch auf sein Vorbild und Barcelonas Ex-Coach Pep Guardiola und dessen FC Bayern treffen könnte.

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