• 2020 fand zuletzt ein Formel-1-Rennen in Deutschland statt.
  • Eine Rückkehr in den Kalender wäre theoretisch möglich, Knackpunkt ist aber das Geld.
  • Formel-1-Boss Stefano Domenicali kann sich Kritik an den Verantwortlichen nicht verkneifen.

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Mick Schumacher macht keinen Hehl daraus, dass er gerne mal ein Heimspiel hätte. Auf dem Nürburgring zum Beispiel, unweit von der Heimat Kerpen. Oder in Hockenheim, wo sein Papa Michael früher regelmäßig die Tribünen füllte und der Formel-1-Boom in diesem Land auf seinem Höhepunkt war. "Ich würde es lieben, in Deutschland ein Rennen zu fahren", sagte Mick. Leider bleibt es weiterhin ein Wunsch, denn 2023 taucht Deutschland erneut nicht im Kalender der Formel 1 auf. Und das könnte auch noch etwas länger so bleiben.

Denn Stefano Domenicali stellte jetzt zwar klar, dass die Türe offen ist für die Verantwortlichen der beiden Traditionsstrecken, doch der Formel-1-Chef verriet auch, dass es weiterhin kompliziert ist. Für eine Rückkehr in den Kalender müsse man einen Weg finden, so der 57-Jährige, "und wenn ich selbst keinen Anruf mache, sehe und höre ich wenig aus Deutschland. Sie sprechen, sprechen, sprechen, aber am Ende braucht man Fakten", sagte Domenicali der "Sport Bild".

Letzter GP in Deutschland 2020

Fakt ist: Die Zeiten, in denen die Formel 1 in jeder Saison auf beiden Strecken fuhr, sind lange vorbei. 2015 fand erstmals seit 55 Jahren gar kein Deutschland-GP statt, auch 2017, 2021 und 2022 fehlte ein deutsches Rennen im Kalender. Zuletzt richtete der Nürburgring in der Corona-Saison 2020 den Eifel-Grand-Prix aus. Und auch wenn der Renn-Kalender im kommenden Jahr die Rekordzahl von 23 Läufen umfasst, wird Deutschland wieder nicht dabei sein.

Fakt ist auch: Die Rennen sind für die Streckenbetreiber zu teuer, als Antrittsgeld müssen zweistellige Millionenbeträge lockergemacht werden, wie es heißt, rund 25 Millionen Euro. Die können durch Eintrittskarten oder Merchandising aber kaum refinanziert werden, weil öffentliche Zuschüsse oder eine Unterstützung aus der Wirtschaft fehlen. Verhandlungen mit der Formel 1 scheiterten im Vorjahr angeblich daran, dass die Königsklasse sich weigerte, etwaige Verluste zu übernehmen.

Der GP muss sich lohnen

"Es ist mir ein Rätsel, wie man heutzutage kein Business rund um einen Grand Prix aufbauen kann", kritisierte Domenicali, sagte aber auch: "Kriegen sie das hin, werden wir auch wieder ein Rennen in Deutschland haben." Er persönlich wünsche sich eine Rückkehr nach Deutschland: "Aber der Grand Prix muss sich für alle Seiten lohnen. Wir können nicht alle Kosten übernehmen."

Sebastian Vettel hat im Laufe seiner Karriere seine Heimspiele gehabt. Weitere kommen nicht hinzu, weil er seine Formel-1-Laufbahn nach der Saison beendet. Doch natürlich weiß er, dass auch deshalb ein Rennen in Deutschland umso wichtiger wäre. "Wenn man sich die anderen Orte anschaut, wo die Formel 1 fährt, dann ist Deutschland einfach nicht in der Lage, so viel Geld für einen Grand Prix zu zahlen", sagte Vettel zuletzt. Das Problem haben aber auch andere Strecken, "auch andere Regionen in Europa tun sich schwer", so Vettel weiter. Selbst ein Traditionsrennen wie in Monaco ist nicht mehr unantastbar, auch Spa nicht.

Immer mehr geldgetrieben

Das Ganze sei immer mehr "geldgetrieben", so Vettel weiter. "Es ist einfach schade, Deutschland nicht mehr dabei zu haben, es wäre traurig, auch Belgien zu verlieren oder Spanien, darüber wurde zuletzt auch viel gesprochen", so Vettel. "Wenn diese Länder die hohen Gebühren nicht mehr zahlen können, fallen sie aus dem Kalender. Und das wäre eine Schande".

Stattdessen erlebt die Formel 1 in den USA dank der Netflix-Doku "Drive to Survive" einen Boom, dort finden 2023 gleich drei Rennen statt. Umstrittene Gastgeber wie Katar und Saudi-Arabien werfen so lange mit Unmengen von Geld um sich, bis sie fester Bestandteil des Kalenders sind – blutleere Atmosphäre und austauschbare Location ebenso inklusive wie berechtigte kritische Fragen aufgrund von Menschenrechtsverletzungen und einer offensichtlichen Doppelmoral.

Domenicali: "Verkaufe nicht die Seele der Formel 1"

Kritik an Rennen in Staaten wie Saudi-Arabien und Katar kann Domenicali nicht nachvollziehen, denn er sieht darin keinen Konflikt. "Ich verkaufe nicht die Seele der Formel 1. Ich glaube, dass das der normale Wandel ist", sagte er. Den Vorwurf der Geldgier wies er ebenfalls zurück. "Geld ist überall wichtig. Auch für uns. Aber wir schauen nicht nur darauf, das Gesamtpaket muss stimmen. Würden wir nur auf das Konto schauen, würde der Rennkalender definitiv anders ausschauen."

Eine Hoffnung aus deutscher Sicht ist der mögliche Einstieg von Porsche und Audi. "Ich glaube schon, dass dadurch der Druck auf die Formel 1 höher wird, dass wieder ein Rennen in Deutschland auf regulärer Basis stattfindet", hatte Jorn Teske, Geschäftsführer am Hockenheimring, der Deutschen Presse-Agentur im Mai gesagt. Nach dem jüngst verabschiedeten Motorenreglement ist der Weg jetzt zumindest theoretisch frei. Zugesagt haben Porsche und Audi aber noch nicht, der Einstieg würde auch erst 2026 erfolgen. Heißt für Schumacher: Er muss weiter auf sein Heimspiel warten.

Verwendete Quellen:

  • Domenicali in der Sport Bild
  • Pressekonferenzen
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