Der von der Ukraine geforderte schnelle Beitritt zur Nato ist nicht in Sicht. Die Slowakei droht sogar mit einem Veto. In Kiew setzt Präsident Selenskyj derweil auf Sicherheitsgarantien des Westens. Ein Überblick zur Lage in der Ukraine und ein Ausblick auf den Tag.

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Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj erwartet nach eigenen Angaben neue bilaterale Sicherheitsabkommen mit verbündeten Staaten sowie weitere Waffenlieferungen. "Es wird neue Verteidigungspakete geben", sagte Selenskyj am Samstag in seiner in Kiew verbreiteten abendlichen Videobotschaft. Zudem solle es noch im Januar und im Februar weitere Abkommen über Sicherheitsgarantien für die Ukraine geben. Details nannte er nicht. Zuletzt hatte die Ukraine laut Selenskyj mit Großbritannien als erstem Staat ein solches Abkommen geschlossen.

"Diese Architektur der Sicherheitsgarantien ist eine neue Architektur", sagte der Staatschef. Damit werde faktisch das internationale Recht wiederhergestellt. Er sei den Freunden der Ukraine dankbar, die verstünden, dass Entscheidungen auf dem Schlachtfeld jetzt getroffen werden müssen und nicht aufzuschieben seien, weil das ansonsten Leben koste.

"Unsere Standhaftigkeit jetzt, die Vernichtung des Feindes jetzt ist lebenswichtig. Es sollte keine Illusionen geben, dass Russland mit irgendetwas Erfolg haben kann", sagte Selenskyj. Er dankte auch den Verteidigern des Landes und allen, die hülfen, "dass unser Volk, unser Staat dieses Jahr gewinnen kann".

Die Ukraine verteidigt sich seit fast zwei Jahren gegen den russischen Angriffskrieg. In seinem Abwehrkampf ist das Land auf Milliardenhilfen sowie Waffen- und Munitionslieferungen des Westens angewiesen. Der zweite Jahrestag der von Kremlchef Wladimir Putin begonnenen Invasion ist am 24. Februar.

Die von Selenskyj angestrebten bilateralen Sicherheitsabkommen sollen die Zeit bis zu der von Kiew geforderten Mitgliedschaft der Ukraine in der Nato überbrücken. Allerdings gibt es innerhalb des Militärbündnisses bisher kein Einvernehmen zur Aufnahme der Ukraine.

Slowakei will keinen Nato-Beitritt der Ukraine

Die Slowakei lehnt einen Nato-Beitritt der Ukraine ab und will notfalls ein Veto dagegen einlegen. Das sagte Ministerpräsident Robert Fico im öffentlich-rechtlichen Radio RTVS in Bratislava. Er werde am Mittwochmorgen in die Ukraine reisen und im Grenzort Uschhorod seinen Kollegen Denys Schmyhal treffen, kündigte der linksnationale Regierungschef an. Dabei wolle er Schmyhal ein neues humanitäres Hilfspaket vorlegen, zugleich aber auch unverblümt jene slowakischen Positionen erklären, die sich von den ukrainischen Wünschen unterscheiden.

"Ich sage ihm, dass wir einen ukrainischen Nato-Beitritt blockieren und ein Veto dagegen einlegen werden, denn er wäre nichts anderes als die Grundlage für einen Dritten Weltkrieg", sagte Fico. Einen EU-Beitritt der Ukraine befürworte die Slowakei hingegen, wenn das Land die gleichen Bedingungen wie andere Beitrittskandidaten erfülle.

Nordkorea: Putin bereit für baldigen Besuch

Der russische Präsident Putin erklärte nordkoreanischen Angaben zufolge seine Bereitschaft, das isolierte kommunistische Land bald zu besuchen. Putin habe sich für die Einladung für einen Besuch Pjöngjangs bedankt und seine Bereitschaft bekundet, Nordkorea zu einem baldigen Zeitpunkt zu besuchen, berichtete Nordkoreas staatliche Nachrichtenagentur KCNA am Sonntag. Man sei bereit, "den engsten Freund des koreanischen Volkes mit größter Aufrichtigkeit zu begrüßen".

Im Ausland wird die Annäherung zwischen Moskau und Pjöngjang mit großem Misstrauen gesehen. Im Angriffskrieg gegen die Ukraine hat Russland nicht nur Artilleriemunition, sondern zuletzt angeblich auch ballistische Raketen aus Nordkorea eingesetzt. Befürchtet wird, dass Russland dem diktatorisch regierten Land in Fernost technisch bei dessen Waffenprogrammen helfen könnte.

Gasterminal in Russland in Brand geraten

Derweil geriet ein Terminal auf dem Gelände des russischen Erdgasproduzenten Novatek im Gebiet Leningrad in der Nacht zu Sonntag in Brand. Verletzte habe es durch das Feuer im Ostseehafen Ust-Luga nicht gegeben, das Personal sei evakuiert worden, sagte der Gouverneur der Region, Alexander Drosdenko, laut Nachrichtenagentur Tass. Im Bezirk Kingisepp sei höchste Alarmbereitschaft ausgerufen worden. Ein Grund für den Brand wurde nicht genannt. Ust-Luga liegt nahe der Grenze zum Nato-Mitglied Estland. Erst in der vergangenen Woche war laut russischem Verteidigungsministerium im Gebiet Leningrad eine Drohne aus der Ukraine abgefangen worden. Sie soll keinen Schaden angerichtet haben.

Großbritannien: Russland kommt bei Angriffen am Dnipro nicht weiter

Die russischen Streitkräfte kommen derweil nach britischer Einschätzung weiterhin nicht bei ihren Angriffen auf eine ukrainische Stellung am Fluss Dnipro voran. Sie seien mit allen Versuchen gescheitert, die Ukrainer dort zu vertreiben, teilte das britische Verteidigungsministerium in London mit. Dabei seien die Russen dort höchstwahrscheinlich im Kräftevergleich überlegen. "Es ist sehr wahrscheinlich, dass die schlechte Ausbildung und Koordination der russischen Streitkräfte in diesem Gebiet ihre Offensivfähigkeiten einschränkt", schrieben die Briten bei X (früher Twitter). Es sei ein wichtiges Ziel der Russen, die Ukraine am Südufer des Flusses zum Rückzug zu zwingen.

Özdemir: Ukraine berichtet von stabilisierten Agrarexporten

Die Ausfuhren landwirtschaftlicher Produkte aus der Ukraine haben sich nach Angaben von Bundesagrarminister Cem Özdemir weiter stabilisiert. Der Grünen-Politiker sagte am Samstag nach einer Agrarministerkonferenz in Berlin, der ukrainische Ressortchef Mykola Solskyi habe dort berichtet, "dass die Agrarexporte mittlerweile wieder da sind, wo sie vor dem Krieg waren". Dies sei angesichts des anhaltenden russischen Krieges "ein immenser Erfolg".

Was am Sonntag wichtig wird

Im Osten und Süden der Ukraine versuchen die russischen Truppen weiter, Ortschaften zu besetzen. Dagegen bauen die ukrainischen Streitkräfte ihre Verteidigungsstellungen aus und wehren die Angriffe ab. (dpa/spl)  © dpa

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