• Die 19 Kilometer lange Brücke vom russischen Festland auf die von Moskau annektierte ukrainische Halbinsel Krim ist für Russland ein wichtiges Nadelöhr.
  • Nun hat eine Explosion Teile der Brücke zerstört - es gibt auch Tote.
  • Wer dahinter steckt, ist noch unklar, jetzt hat sich auch der ukrainische Präsident Selenskyj dazu geäußert.

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Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat eine Beteiligung seiner Untergebenen an der Explosion auf der Krim-Brücke offen gelassen. In der Ukraine sei es großteils sonnig und warm gewesen, "auf der Krim leider bewölkt, obwohl auch dort warm", sagte er in seiner täglichen Videoansprache in Anspielung auf die morgendliche Detonation an der Brücke. Näher ging er auf den Vorfall nicht ein.

Allerdings forderte er anschließend einmal mehr die Russen zur Aufgabe und Flucht auf. Das sei ihre beste Option, um am Leben zu bleiben, so Selenskyj. Es werde eine Zukunft ohne Besatzer geben in der Ukraine. "Auf unserem ganzen Territorium, insbesondere auf der Krim", sagte er. Die für Russland strategisch und symbolisch wichtige Krim-Brücke war am frühen Samstagmorgen von einer schweren Explosion erschüttert worden. Videos zeigen große Zerstörungen. Die genauen Hintergründe sind noch unklar.

Steckt Russland selbst hinter Explosion?

Nach der Explosion einer Lkw-Bombe auf der Brücke zur annektierten ukrainischen Halbinsel Krim führt die Spur nach Ansicht der ukrainischen Präsidentschaft nach Russland. "Es ist erwähnenswert, dass der explodierte Lastwagen allen Anzeichen nach von der russischen Seite auf die Brücke fuhr", erklärte der ukrainische Präsidentenberater Mychailo Podoljak am Samstag.

"Die Antworten sollten also in Russland gesucht werden", fügte Podoljak hinzu. "Das alles weist eindeutig auf eine Spur nach Russland hin."

Bei der Explosion am frühen Samstagmorgen kamen russischen Angaben zufolge drei Menschen ums Leben, sieben Tankwaggons eines Güterzugs gerieten in Brand. Am Nachmittag wurde der Verkehr auf der Brücke wieder aufgenommen. Wer hinter der Explosion stecken könnte, blieb zunächst im Dunkeln. Inzwischen ist die Brücke teilweise wieder befahrbar.

Lkw-Besitzer ausfindig gemacht

Der Besitzer des Lastwagens konnte nach russischen Angaben identifiziert werden. Es handele sich um einen Einwohner der südlichen russischen Region Krasnodar, erklärten russische Ermittler, ohne den Namen des Mannes zu nennen. Demnach wurden an seinem Wohnsitz Ermittlungen eingeleitet, die dokumentierte Fahrtroute des Lastwagens werde überprüft.

Die Führung in Moskau hatte immer betont, die Brücke sei trotz der Militäroffensive in der Ukraine sicher. Das russische Anti-Terror-Komitee machte zunächst keine Angaben zu dem Vorfall. Der Präsident des von Russland auf der Krim eingesetzten Regionalparlaments, Wladimir Konstantinow, sprach aber von einem Schlag durch "ukrainische Vandalen".

Russischer Außenpolitiker spricht von "Terror" gegen Krim-Brücke

Der prominente russische Außenpolitiker Leonid Sluzki äußerte sich ähnlich, er sprach von einem "Terroranschlag". Wenn sich die ukrainische Spur bei dem Anschlag bestätige, "werden Folgen unabwendbar" sein, sagte Sluzki am Samstag in der Krim-Hauptstadt Simferopol. "Die Antwort sollte hart ausfallen, aber nicht unbedingt frontal", sagte er. Moskau hatte immer wieder damit gedroht, bei anhaltenden Angriffen Kommandozentralen in Kiew ins Visier zu nehmen.

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Nach Sluzkis Darstellung lassen zahlreiche Äußerungen von prominenten Politikern in der Ukraine darauf schließen, dass Kiew den Anschlag organisiert habe. Ukrainische Medien hatten berichtet, der Geheimdienst SBU in Kiew stecke hinter der Spezialoperation. "Das kann ein Akt von Staatsterrorismus sein, für den es, wie wir sehen, in den europäischen Hauptstädten Applaus gibt", so Sluzki.

Der 54-Jährige, der in der Staatsduma den Auswärtigen Ausschuss leitet, sagte, dass Russland Erfahrungen habe mit dem Kampf gegen Terroristen. Solche "Terroranschläge" wie auf die Brücke müssten künftig verhindert werden. Zugleich kündigte er an, dass die Brücke repariert werde. Das Bauwerk gilt als Lebensader für die Versorgung der Krim – und die dort stationierten Soldaten. "Die Krim ist mit allem Wichtigen versorgt, die Standhaftigkeit der Krimbewohner kann man beneiden", betonte Sluzki.

Extrem wichtige Brücke für Russland

Die für Russland strategisch wichtige Brücke zur annektierten ukrainischen Halbinsel Krim war am Samstag nach russischen Angaben infolge einer Bombenexplosion schwer beschädigt worden. Die Lkw-Bombe explodierte um 06.07 Uhr Ortszeit und löste einen Großbrand auf der Brücke aus, wie das nationale Anti-Terror-Komitee in Moskau mitteilte. Mindestens drei Menschen kamen nach russischen Angaben ums Leben. Wer für die Explosion verantwortlich war, blieb zunächst im Dunkeln. Die 2018 eingeweihte Brücke ist für die Versorgung der in der Ukraine kämpfenden russischen Soldaten von großer Bedeutung.

"Autobombe" beschädigt Brücke schwer

Durch die "Explosion einer Autobombe" auf der Straßenlinie der Brücke seien sieben Tanks eines Güterzuges auf dem Weg zur Krim in Brand geraten, teilte das Komitee mit. Zwei Fahrbahnen wurden beschädigt, der Auto- wie der Bahnverkehr über die Brücke kamen zum Erliegen. In Online-Netzwerken waren dramatische Aufnahmen zu sehen, die zeigten, dass Teile der Brücke ins Wasser gestürzt waren.

Nach Angaben der russischen Ermittler kamen drei Menschen ums Leben, vermutlich "Insassen des Autos, das in der Nähe des explodierten Lastwagens" fuhr. Demnach konnte der Lkw-Fahrer inzwischen identifiziert werden.

Kreml-Sprecher Dmitri Peskow sagte der Nachrichtenagentur RIA Nowosti, Präsident Wladimir Putin habe eine Regierungskommission eingerichtet, die den Vorfall untersuchen solle. Die russischen Behörden leiteten strafrechtliche Ermittlungen ein.

Brücke von besonderer symbolischer Bedeutung - auf beiden Seiten

Die 19 Kilometer lange Straßen- und Eisenbahnbrücke führt über die Straße von Kertsch und verbindet die von Russland annektierte ukrainische Halbinsel Krim mit dem russischen Staatsgebiet. Sie wurde vier Jahre nach der Annexion der Krim durch Russland fertiggestellt und 2018 von Putin persönlich eingeweiht - und ist somit für Russen wie Ukrainer auch von besonderer symbolischer Bedeutung.

Die Führung in Moskau hatte immer betont, die Brücke sei trotz der Militäroffensive in der Ukraine sicher. Das russische Anti-Terror-Komitee machte zunächst keine Angaben dazu, wer hinter der Explosion stecken könnte. Der Präsident des von Russland auf der Krim eingesetzten Regionalparlaments, Wladimir Konstantinow, sprach aber von einem Schlag durch "ukrainische Vandalen".

Die ukrainische Post erklärte, sie wolle eine Sondermarke herausbringen, welche die Brücke - "oder was von ihr noch übrig ist" - zeigen solle. Der ukrainische Präsidentenberater Mychailo Podoljak veröffentlichte im Kurzbotschaftendienst Twitter ein Foto, das einen längeren Abschnitt der Brücke teils von Wasser überflutet zeigt. "Krim, die Brücke, der Anfang", schrieb Podoljak. "Alles Illegale muss zerstört werden, alles Gestohlene muss der Ukraine zurückgegeben werden, alles von Russland Besetzte muss ausgetrieben werden."

Ukraine hatte zur "Demontage" des Bauwerks aufgerufen

Im August hatte Podoljak zur "Demontage" der Brücke aufgerufen. Diese sei ein "illegales Objekt" und müsse abgebaut werden - "egal wie: freiwillig oder nicht". Dies war als indirekte Drohung mit einem militärischen Angriff auf die Brücke verstanden worden. Auf der Krim hatte es in den vergangenen Monaten mehrfach Explosionen auf militärischen Einrichtungen der russischen Streitkräfte gegeben, bei denen die ukrainische Seite teilweise ihre Urheberschaft erklärt hatte.

Seit einigen Wochen meldet Kiew Geländegewinne im Osten und Süden der Ukraine in Regionen, die Russland ungeachtet internationaler Proteste für annektiert erklärt hat. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sagte am Freitag, seit Beginn der ukrainischen Gegenoffensive Ende vergangenen Monats seien fast 2.500 Quadratkilometer zurückerobert worden. (afp/dpa/mgb/mss)

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