• Frankreich bekommt aktuell kein russisches Erdgas mehr über Pipelines geliefert.
  • Der Lieferstopp besteht laut dem Netzbetreiber bereits seit Mittwoch.
  • Der Gasfluss zwischen Frankreich und Deutschland sei unterbrochen.

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Frankreich erhält kein russisches Gas mehr über Pipelines. Wie der französische Netzbetreiber GRTgaz am Freitag mitteilte, ist dies bereits seit Mittwoch der Fall und zudem der "Unterbrechung des Gasflusses zwischen Frankreich und Deutschland" geschuldet.

Die Gasversorgung werde dadurch nicht beeinträchtigt, und das Auffüllen der Speicher für den Winter gehe weiter, teilte der Gasnetzbetreiber weiter mit. Angesichts eines ohnehin rückläufigen Gasverbrauchs habe die Einfuhr über die Pipeline seit Jahresbeginn bereits um 60 Prozent unter dem Vorjahresniveau gelegen. Die Pipeline sei zu zehn Prozent ausgelastet gewesen. Verstärkt werde Gas über eine Pipeline aus Spanien eingeführt.

Frankreich bekommt 17 Prozent seiner Gaslieferungen aus Russland, das meiste normalerweise über Pipelines, den Rest als Flüssigerdgas. Wie GRTgaz mit Blick auf den kommenden Winter weiter mitteilte, sind die Speicher zu 56 Prozent gefüllt. Normal zu dieser Zeit sind rund 50 Prozent.

Selbst wenn Russland den Gashahn vollständig zudrehe, drohten in einem normalen Winter keine Probleme in Frankreich. Bei einem harten Winter könne es Aufrufe zu sparsamer Nutzung sowie eine eingeschränkte Belieferung mancher Industriekunden geben.

Für Frankreich spielt Erdgas aus Russland eine untergeordnete Rolle. Außer per Pipeline wird russisches Erdgas auch per Schiff eingeführt. Seit Jahresbeginn hat in Frankreich die Einfuhr von Flüssiggas um 66 Prozent zugenommen. Die Kapazitäten eines LNG-Terminals bei Marseille werden derzeit ausgebaut. Zusätzliche Kapazitäten sollen auch im Norden bei Dünkirchen und Le Havre geschaffen werden.

Gazprom reduziert Lieferungen in mehrere europäische Länder

Der russische Gazprom-Konzern hatte in den vergangenen Tagen seine Lieferungen in eine Reihe von EU-Staaten gedrosselt. So verringerte Gazprom die Lieferungen über die Pipeline Nord Stream 1 nach Deutschland um 60 Prozent, auch die Mengen nach Italien und Österreich wurden gedrosselt.

Die Lieferungen nach Italien werden am Freitag erneut reduziert. Nach Angaben des teilstaatlichen Gasversorgers Eni sagte Gazprom50 Prozent der bestellten Liefermenge zu. Eigentlich habe Italien an diesem Tag 63 Millionen Kubikmeter Gas aus Russland bestellt. Schon in den vorigen Tagen waren die Gaslieferungen gedrosselt worden: am Mittwoch um 15 Prozent und am Donnerstag um 35 Prozent der bestellten Mengen.

In der Nacht zum Donnerstag reduzierte Gazprom auch seine Gaslieferungen nach Deutschland durch die Ostseepipeline Nord Stream weiter. Die Gasflüsse aus der Nord Stream 1 seien ab 23:00 Uhr auf rund 40 Prozent der Maximalleistung gedrosselt worden, hieß es im Lagebericht zur Gasversorgung der Bundesnetzagentur vom Donnerstag (Stand 10:00 Uhr).

Russland schließt ein komplettes Runterfahren der wichtigsten Versorgungsleitung für Deutschland nicht aus. Der russische EU-Botschafter betonte am Donnerstag beim Internationalen Wirtschaftsforum in St. Petersburg, wegen der Probleme bei der Reparatur von Turbinen in Kanada könne die Leitung komplett stillgelegt werden. "Ich denke, das wäre eine Katastrophe für Deutschland", sagte er laut der russischen Zeitung "Kommersant".

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Gazprom behauptet, Drosselung sei Verzögerungen bei Reparaturen geschuldet

Zeitlich fällt die Drosselung mit dem Besuch von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) in Kiew zusammen. Er traf am Donnerstagmorgen gemeinsam mit Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und dem italienischen Ministerpräsidenten Mario Draghi in Kiew ein.

An den Umfragen des Meinungsforschungsinstituts Civey kann jeder teilnehmen. In das Ergebnis fließen jedoch nur die Antworten registrierter und verifizierter Nutzer ein. Diese müssen persönliche Daten wie Alter, Wohnort und Geschlecht angeben. Civey nutzt diese Angaben, um eine Stimme gemäß dem Vorkommen der sozioökonomischen Faktoren in der Gesamtbevölkerung zu gewichten. Umfragen des Unternehmens sind deshalb repräsentativ. Mehr Informationen zur Methode finden Sie hier, mehr zum Datenschutz hier.

Gazprom behauptet, der Grund für die Drosselung seien Verzögerungen bei Reparaturarbeiten. Deutschlands Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) vermutet dahinter jedoch ein politisches Motiv. Auch von der Bundesnetzagentur heißt es: "Einen kausalen Zusammenhang zwischen dem auf russischer Seite fehlenden Gaskompressor und der großen Lieferreduzierung können wir im Moment nicht bestätigen." (AFP/dpa/ank)

Scholz, Macron und Draghi zu Solidaritätsbesuch in Kiew

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