• Der Rücktritt von Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht war am Dienstagabend das Top-Thema bei "Markus Lanz".
  • Überraschende Einschätzungen gab es hierzu von FDP-Politikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann.
  • Sie erklärte, was sie wirklich von dem neuen Lambrecht-Nachfolger Boris Pistorius hält.
Eine Kritik
Diese Kritik stellt die Sicht von Natascha Wittmann dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Sie galt zuletzt als eine der unbeliebtesten Spitzenpolitikerinnen Deutschlands: Christine Lambrecht (SPD) hat ihren Rücktritt als Bundesverteidigungsministerin angekündigt und Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) am Montag um Entlassung gebeten. Nur kurze Zeit später wurde bekannt, dass Boris Pistorius (SPD) der neue Inhaber der Befehls- und Kommandogewalt wird. Eine Wahl, die im Land und in Politikkreisen gleichermaßen für Diskussionsstoff sorgt. Auch bei "Markus Lanz" wurde die Wahl des Verteidigungsministers am Dienstagabend heiß diskutiert.

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Das ist das Thema bei "Markus Lanz"

Die ehemalige Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) ist zwar nicht mehr im Amt, doch bei "Markus Lanz" war sie nach ihrem Rücktritt immer noch Top-Thema unter den Gästen. Vor allem FDP-Politikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann blickte gemeinsam mit ZDF-Moderator Markus Lanz genauer auf die wichtige politische Position, die vor allem seit dem Angriffskrieg in der Ukraine besonders unter die Lupe genommen wird. Die Themen am Dienstagabend waren außerdem die mögliche Lieferung der deutschen Leopard-Panzer an die Ukraine sowie die teils gewalttätigen Proteste von Klimaaktivisten im nordrhein-westfälischen Dorf Lützerath.

Das sind die Gäste

  • Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP): Die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses des Deutschen Bundestages beklagt: "Christine Lambrecht hat sich gejagt gefühlt und das wurde sie."
  • Pauline Brünger, Klimaaktivistin: Die Sprecherin von Fridays for Future rechtfertigt die Proteste im vom Tagebau bedrohten Weiler Lützerath: "Wir überschreiten die Regeln, um Missstände aufzuzeigen."
  • Nikolaus Blome, Journalist und RTL-Politikchef, kommentiert den Rücktritt der glücklosen SPD-Verteidigungsministerin: "Frau Lambrecht ist es nicht gelungen, anzukommen und den Laden in den Griff zu kriegen."
  • Sönke Neitzel, Militärexperte und Professor für Militärgeschichte, blickt unversöhnlich auf die kurze Ära der vormaligen Justiz- und Familienministerin zurück: "Es war unverantwortlich, jemanden wie Lambrecht auf den Posten zu setzen."

Das ist der Moment des Abends bei "Markus Lanz"

Gleich zu Beginn des Abends forderte ZDF-Moderator Markus Lanz FDP-Politikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann dazu auf, Stellung zum neuen Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius zu beziehen. "Wie lange haben Sie am Telefon auf den Anruf von Bundeskanzler Scholz gewartet, der Sie fragt, ob Sie den Posten übernehmen?", stichelte Lanz. Strack-Zimmermann konterte mit einem Lächeln: "Wenn ich darauf warten würde - ich habe ja schon graue Haare. Die Frage hat sich nie gestellt. Es war klar, dass der Bundeskanzler auf einen SPD-Kollegen zurückgreift, der das macht." Sie ergänzte: "Das ist eine sehr kühne Frage, Herr Lanz."

Der Moderator ließ sich von der Entschlossenheit der FDP-Politikerin nicht beirren und hakte nach: "Wären Sie die Richtige gewesen? Sie könnten das doch!" Doch auch hier wiegelte Marie-Agnes Strack-Zimmermann ab: "Das ist doch nicht die Frage. Sie wollen doch nur die Überschrift: 'Ich wäre die Bessere gewesen'." Markus Lanz gab daraufhin mit einem Seitenhieb auf Boris Pistorius zu bedenken: "Warum nehmen wir denn zur Abwechslung mal nicht die Besten?" Strack-Zimmermann erklärte mit ernstem Blick: "Das ist eine Ausnahmesituation. Das Verteidigungsministerium ist kein Posten, für den die Leute Schlange stehen. Ich hätte es gemacht, aber es stand nie zur Debatte. Ich bin nachts ganz ruhig eingeschlafen, weil das ist eine Aufgabe, die ist gigantisch. Am Ende könnte es um Leben und Tod gehen."

Während Markus Lanz immer wieder betonte, wie gut Strack-Zimmermann als neue Verteidigungsministerin geeignet wäre, erklärte Politik-Experte Nikolaus Blome trocken: "Sie würden nicht alle Kriterien erfüllen." Daraufhin konterte die in Ukraine-Fragen stets forsch auftretende Politikerin lachend: "Wenn Sie wüssten!" Militärexperte Sönke Neitzel stimmte Blome zu: "Frau Strack ist fachkompetent und kann auf die Soldaten zugehen. Aber sie würde nicht die volle Unterstützung des Kanzlers bekommen."

Anders soll es künftig bei SPD-Mann Pistorius aussehen. Über den neuen Bundesverteidigungsminister sagte Strack-Zimmermann bei "Markus Lanz": "Ich könnte mir vorstellen, er kann es. Ich wünsche ihm viel Glück und hoffe, dass er nicht der lange Arm des Bundeskanzlers wird und stattdessen die Interessen des Militärs vertritt." Daraufhin ergänzte Politik-Experte Nikolaus Blome, dass er Pistorius nicht für den Richtigen hält: "Er bringt das nötige militärische Wissen nicht wirklich mit."

Das ist das Rede-Duell des Abends

Die größte Auseinandersetzung gab es zum Ende der Sendung, als es um die teils gewalttätigen Klima-Proteste in Lützerath (NRW) ging. Bei der Demo gegen die Kohle-Verstromung und die Räumung des Dorfes Lützerath kam es am 14. Januar zu teils heftigen Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Polizisten. Zu den Schlagzeilen über die angebliche Polizeigewalt sagte Marie-Anges Strack-Zimmermann nüchtern: "Schade ist nicht die Demonstration. Schade ist, dass wieder ein Potenzial von Gewalttätern sich daruntermischen. Da geht es nicht um das Thema, sondern nur um die Randale. Ich finde es sehr bedauerlich, dass jetzt nur von Polizeigewalt gesprochen wird."

Klima-Aktivistin Pauline Brünger war selbst in Lützerath vor Ort und brachte am Dienstagabend die Talk-Runde gegen sich auf, als sie sagte: "Was wir gesehen haben, ist, dass es da schon einen unverhältnismäßigen Einsatz der Polizei gab." Moderator Markus Lanz fragte daraufhin mit Blick auf die Klima-Aktivistin: "Was haben Sie denn erwartet, wenn Sie da hingehen? Die Polizei ist doch da, um am Ende geltendes Recht durchzusetzen." Doch Brünger behauptete mit ernster Miene: "Es gibt einen ganz einseitigen Schutz, den der Staat gegenüber RWE ausführt." Eine steile These, die die Gäste bei "Markus Lanz" verwunderte. Der ZDF-Moderator hakte nach: "Sie tun so, als ob der Staat ein verlängerter Arm der RWE wäre. Das ist eine krasse Unterstellung, finden Sie nicht?" Auf das Thema Polizeigewalt angesprochen, ergänzte Lanz: "Wenn man sieht, was man da vor Ort auslöst und den Staat quasi dazu zwingt, seine hässliche Seite zu zeigen, wie geht es Ihnen dabei? Würden Sie sagen, das geht zu weit? Sie machen die Leute wütend."

Doch Brünger wollte sich auf die Diskussion nicht weiter einlassen und erklärte, ohne klar Stellung zu beziehen: "Den Vorwurf finde ich jetzt total unangebracht. Das ist die falsche Debatte. Fridays for Future veranstaltet ausschließlich friedlichen Protest. Das haben wir immer getan und das werden wir immer tun." FDP-Poltikerin Strack-Zimmermann wollte dies nicht umkommentiert stehen lassen und ergänzte: "Durch solche Bilder bringen Sie viele Menschen auch aus meiner Generation gegen sich auf. Das macht ihre Intention kaputt."

So hat sich Markus Lanz geschlagen

Lanz moderierte solide und ließ seinen Gästen genug Raum, um eine vernünftige Diskussion auf Augenhöhe zu führen. Ein roter Faden lief durch die Sendung, und jeder Gast kam gleichermaßen zum Zug. Der Gastgeber überzeugte mit teils steilen Thesen und spitzen Nachfragen - auch wenn er Klima-Aktivistin Pauline Brünger zum Schluss nicht aus der Reserve locken konnte.

Beim Thema Christine Lambrecht verzettelte sich der ZDF-Moderator hingegen zum Teil und gab Bundeskanzler Olaf Scholz die größte Schuld an ihrem Versagen. Ein Vorwurf, den Politik-Experte Nikolaus Blume nicht so einfach stehen lassen wollte. Der Journalist warnte den Moderator davor, "Frau Lambrecht jetzt den Heiligenschein aufzusetzen".

Das ist das Fazit bei "Markus Lanz"

Während sich die Gäste bei "Markus Lanz" bei Fragen wie dem Posten des Bundesverteidigungsministers oder dem Umgang mit der Klima-Demo in Lützerath nicht immer einig waren, zeigte sich die Runde bei dem anhaltenden Angriffskrieg in der Ukraine einhellig schockiert über die aktuelle Lage. Ob Deutschland am Wochenende die Leopard-Panzer in die Ukraine liefern wird, blieb zwar offen, doch in der Sendung am Dienstagabend war einvernehmlich zu hören, dass Deutschland eine wichtige Rolle im Krieg spielen soll. Nikolaus Blome erklärte dazu: "Die Ukraine kämpft letztendlich auch einen Krieg für unser Land, für die europäischen Staaten. Einen Krieg, bei dem ihnen gefälligst geholfen werden muss."  © 1&1 Mail & Media/teleschau

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