Sandra Maischberger hat Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble eingeladen. Viele Themen kommt zur Sprache: das Verhältnis zur CSU, ein möglicher EU-Austritt der Franzosen und die vermeintliche Unantastbarkeit der Kanzlerin. Und Fußballfan Schäuble verteidigt nebenbei Steuersünder Uli Hoeneß.

Meine Meinung
Dieser Meinungsbeitrag stellt die Sicht von Patrick Mayer dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Sandra Maischberger versus Wolfgang Schäuble – es ist diesmal eine kleine Runde beim ARD-Polit-Talk, eine spannende allemal. Maischberger nimmt den Bundesfinanzminister zu drängenden Fragen ins Kreuzverhör.

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Sie konfrontiert den CDU-Politiker dabei mit dessen Vergangenheit und seiner Leidenschaft für den Fußball. Es entwickelt sich ein Gespräch, in dem der 74-Jährige auffällig offensiv den Optimisten gibt. An mehreren Stellen weicht er jedoch aus.

Donald Trump beunruhigt Wolfgang Schäuble

Ein heikles Thema ist die Präsidentschaft von Donald Trump in den USA. "Ja, man muss beunruhigt sein", sagt Schäuble.

Er kritisiert aber auch, dass zwischen Demokraten und Republikanern ohnehin schon keine vernünftigen Kompromisse mehr möglich gewesen seien. Er werde darauf pochen, dass sich auch Amerika an die Regeln hält. "Wenn sie es nicht tun, müssen wir ohne Amerika zu Rande kommen, auch sicherheitspolitisch", meint er.

Maischberger hakt nach, will wissen, wie er über Zukunftsängste denkt.

"Man muss die Welt nicht nur schlecht sehen"

Schäuble zieht etwas kryptisch Vergleiche mit der Situation unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg. "Man muss die Welt nicht nur schlecht sehen. Vielleicht ist das eine Sicht von zu vielen guten Tagen, wenn ich an meine Eltern denke, 1945, das war die totale Katastrophe", erklärt er und meint, dass er sich nicht um sein politisches Erbe sorge.

Maischberger spielt nun das Ja-nein-Fragespiel mit ihm. Mit "eher nein" beantwortet er die Frage, ob sich die Türkei auf dem Weg in eine Diktatur befänden.

Der Brexit könnte Schule machen

Die Europäische Union (EU) ist vielleicht das zentrale Thema Schäubles.

Hier wird er unerwartet sorglos. Zumindest wirkt er so, als Maischberger sagt, andere EU-Mitglieder könnten dem Brexit der Briten folgen. "Kann sein. Dann wird übermorgen wieder ein Anlauf gemacht werden, um Europa wieder zu einen", sagt er beinahe flapsig und schließt selbst einen Austritt der Franzosen nicht aus. "Wenn Marine Le Pen Präsidentin würde und macht, was sie angekündigt hat, wäre die EU in einer existenziellen Krise", erklärt er.

Zur Not werde er "mit denjenigen, die bereit dazu sind, den Binnenmarkt aufrechterhalten, auch mit einer gemeinsamen Währung". Nicht aber unbedingt mit den Griechen. Schäuble schließt einen Schuldenschnitt für Griechenland aus, "kein Mitgliedsland darf für die Schulden eines anderen haften". Es ist die von ihm bekannte strikte Haltung.

Schäuble verteidigt Nullzinspolitik

Maischberger holt per Schalte den ARD-Finanzexperten Frank Lehmann dazu, der Schäuble nur so mit Kritik überhäuft. Ein Thema: die Nullzinspolitik und das Streben nach der sogenannten Schwarzen Null.

Lehmann spricht von katastrophalen Auswirkungen auf die Altersvorsorge und Vernachlässigungen in Infrastruktur und Entbürokratisierung. Schäuble lächelt das weg - und wirkt dabei wenig souverän. Lehmann zeichnet düsteres Szenario für die Altersvorsorge. Er sei "um die vorsichtige Geldpolitik der EZB froh", meint Schäuble dagegen. Lehmanns Kritikpunkte vermag er jedoch kaum zu entkräften.

Schäuble erklärt Verzicht auf Kanzlerkandidatur

Schließlich geht es um Angela Merkel – und seinen persönlichen Verzicht auf die Kanzlerkandidatur. Maischberger hatte schon zu Beginn ein wenig euphorisches Bild von Merkel und CSU-Chef Horst Seehofer gezeigt. "Ein Dream Team sieht nicht so aus", meint Schäuble lapidar. "Manchmal geht es besser manchmal schlechter."

Schließlich will Maischberger von ihm wissen, ob er nicht der bessere Kandidat für die Union wäre. Schäuble antwortet cool: "Ich werde dieses Jahr 75 Jahre alt und sitze seit über 26 Jahren im Rollstuhl, falls Sie das übersehen haben sollten."

Wolfgang Schäuble verteidigt Steuersünder Uli Hoeneß

Uli Hoeneß ist gerade zum Aufsichtsratsvorsitzenden der Münchner ernannt worden, Präsident schon länger, und das, als verurteilter Steuerbetrüger. Maischberger bittet Schäuble um eine moralische Bewertung. "Er hat sich dazu bekannt und die Strafe verbüßt", sagt der Bundesfinanzminister, blickt zu Boden und meint: "Maßstäbe an börsennotierte Aktiengesellschaften müssen da nicht gelten. Jeder macht Fehler."

Er äußert sich wohlwollend, obwohl es ein heikles Thema ist.

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