• Im August kann man zum dritten und letzten Mal das 9-Euro-Ticket kaufen und damit bundesweit Busse und Bahnen benutzen.
  • Noch ist unklar, ob es eine Anschlussregelung geben wird.
  • Verschiedene Vorschläge liegen auf dem Tisch: zum Beispiel Tickets für 69 Euro im Monat oder für 365 Euro im Jahr.

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Für das 9-Euro-Ticket ist der letzte Monat angebrochen: Im August kann man in Deutschland zum dritten und letzten Mal für neun Euro einen Monat lang bundesweit den öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV) nutzen. Das Angebot gilt als Erfolg: Im Juni wurde die Sonderfahrkarte 21 Millionen Mal verkauft. Zusammen mit rund zehn Millionen ÖPNV-Abonennten, die das Ticket automatisch erhalten haben, steigt die Zahl der monatlichen Nutzerinnen und Nutzer auf mehr als 30 Millionen Menschen.

Wie es weitergeht, ist offen. In der Politik wird derzeit diskutiert, ob das bundesweite Billigticket einen Nachfolger bekommt. Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) hat eine Anschlussregelung zugesagt, ohne Einzelheiten zu nennen. Die Zeit drängt. Denn die Verkehrsunternehmen weisen darauf hin, dass sie schnell eine Ansage brauchen, um sich auf neue Modelle einzustellen.

69-Euro-Ticket: Vorschlag der Verkehrsunternehmen

Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) fordert eine Anschlussregelung für das 9-Euro-Ticket – allerdings sei der bisherige Niedrigpreis nicht zu halten. Auch die Verkehrsbetriebe leiden unter stark gestiegenen Energie-, Personal- und Materialkosten, teilte der VDV im Juli mit.

Der Verband schlägt daher ein ÖPNV-Klimaticket vor, das 69 Euro kosten soll und ebenfalls bundesweit gültig ist. "Die Branche ist in der Lage, ab dem 1. September ein solches Klimaticket anzubieten. Dafür brauchten wir allerdings sehr schnell den entsprechenden Auftrag seitens der Politik", teilte VDV-Hauptgeschäftsführer Oliver Wolff mit. Er rechnet mit Kosten von zwei Milliarden Euro pro Jahr.

Der FDP-Politiker Michael Theurer, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, äußerte sich allerdings skeptisch: Mit einem 69-Euro-Ticket könnten aktuelle Netzkarten wie in Berlin sogar teurer werden, sagte er der "Rheinischen Post". Diese Aussage ist allerdings fraglich: Eine Monatskarte des Berliner Verkehrsverbunds BVG kostet im Regeltarif derzeit 86 Euro.

0-Euro-Ticket für alle: Eher eine Utopie

Und wenn Bürgerinnen und Bürger die Busse und Bahnen einfach komplett kostenfrei benutzen könnten? Dieses Modell wird in Deutschland immer wieder diskutiert – nicht zuletzt seit Luxemburg Anfang 2020 ankündigte, seinen Nahverkehr komplett kostenlos zu machen.

Doch in einzelnen deutschen Kommunen waren entsprechende Experimente im Vorfeld nicht von Erfolg gekrönt. Die Kosten liefen aus dem Ruder. Bundesweit wäre ein solcher Schritt wohl nur mit massiven Subventionen aus dem Bundeshaushalt möglich. 2018 zum Beispiel haben die deutschen Verkehrsunternehmen über Ticketverkäufe insgesamt 13 Milliarden Euro eingenommen. Diese Kosten müsste der Staat komplett übernehmen. Dass die Regierung dazu bereit ist, gilt angesichts der angespannten Haushaltslage als ausgeschlossen.

365 Euro pro Jahr oder 1 Euro pro Tag: Forderung der Linken

Die Linke will das 9-Euro-Ticket bis Ende des Jahres fortführen und es danach durch ein neues Modell ersetzen. "Ein Euro pro Tag oder 365 Euro im Jahr – mehr sollte Nahverkehr für Bürger nicht kosten", schrieb Dietmar Bartsch schon Ende Juni auf Twitter.

S-Bahn

Folgt auf das 9-Euro-Ticket das 69-Euro-Ticket?

Das 9-Euro-Ticket ist ein großer Erfolg - so groß, dass die Diskussion über eine Fortsetzung in vollem Gange ist. Geht es nach den Verkehrsunternehmen, soll es das Ticket auch nach dem August geben, allerdings zu einem deutlich höheren Preis.

Der Städte- und Gemeindebund hat ebenfalls Sympathien für dieses Angebot geäußert. Vorbild ist hier die österreichische Hauptstadt: In Wien kostet die Jahreskarte für die Kernzone 365 Euro im Jahr, Seniorinnen und Senioren zahlen nur 253 Euro.

Auch hier stellt sich die Kostenfrage, denn auch hier müsste der Staat ausgefallene Ticketeinnahmen übernehmen. Die Unionsparteien sind zum Beispiel der Meinung, das Geld sei besser investiert, wenn der Staat die teils marode Schieneninfrastruktur auf Vordermann bringt: Über das 9-Euro-Ticket sagte Reinhard Sager (CDU), Präsident des Deutschen Landkreistages, der Funke-Mediengruppe: "Damit ist viel staatliches Geld verbrannt worden, das wirkungsvoller hätte in Taktung und Ausstattung investiert werden können."

0-Euro-Ticket für Angestellte: Das Modell aus Hannover

Als erster Verkehrsverbund verspricht der Großraum-Verkehr Hannover (GVH) ein 0-Euro-Ticket. Das berichtete die Hannoversche Allgemeine Zeitung (HNA).

Dieses Modell kommt allerdings nur für Angestellte in Betracht. Es handelt sich um das Jobticket, dessen Kosten zu 45 bis 60 Prozent der Arbeitgeber bezahlt. Die restlichen Kosten übernimmt dann der Verkehrsbetrieb. Der HNA zufolge soll das Angebot vom kommenden Januar an gelten.

Verwendete Quellen:

  • BVG.de: Monatskarte (VBB Umweltkarte)
  • HNA.de: Nach 9-Euro-Ticket: Erster Verkehrsverbund bietet 0-Euro-Ticket an
  • WAZ.de: 9-Euro-Ticket und andere Entlastungen: Wem hilft was?
  • RP-online: Schienenverkehrsbeauftragter Michael Theurer : "NRW muss sich auf ständige Baustellen in den kommenden zehn Jahren einstellen"
  • VDV.de: Pressezitat Wolff: "Bundesweites Klimaticket für 69 Euro zum 1. September ist umsetzbar"
  • Wiener Linien Jahreskarte: 365 Tage unbegrenzte Mobilität
  • Twitter-Account von Dietmar Bartsch
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