Das ist ja mal ein übles Konzept: "Der große TV-Test" auf RTL lässt Moderatorin Sonja Zietlow zunächst zwei Stunden ausschließlich Fragen vorlesen, dann eineinhalb Stunden ausschließlich Fragen beantworten. Zwischenzeitlich erzählt Verona Pooth maximal ein paar Schnurren, die keinen Sinn ergeben, bringt Sidekick Michael Mittermeier auswendig gelernte Gags und meint Wotan Wilke Möhring, dass man als Kind ein Problem gehabt haben müsse, wenn man heute viele TV-Fragen beantworten kann. Auch Oliver Pocher wurde verarscht und ein Mann aus dem Publikum, der mitspielte, von der 54 Jahre alten, aber nicht allzu reifen Moderatorin mehrfach bloßgestellt.

Eine Kritik
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Nachdem RTL mit "Der große IQ-Test" bereits das Allgemeinwissen überprüft hatte, wollte es der Sender am Samstagabend von den Deutschen und sechs ihrer Promis im Format "Der große TV-Test" zum Thema "Fernsehen" genauer wissen.

Die Themenkurve reichte von Science Fiction und Comedy über "Harry, fahr schon mal den Wagen vor!" und Torwandschießen bis hin zu "Breaking Bad" und dem ESC. Beantworten mussten die Fragen fünf Gruppen im Publikum – darunter "Studierende der Medien", "Generation YouTube" und "Superfans – sowie die sechs Prominenten, die Moderatorin Sonja Zietlow und Sidekick Michael Mittermeier zu Gast hatten: Die Moderatoren Harry Wijnvoord und Steven Gätjen, Unternehmerin Verona Pooth, Komiker Lutz van der Horst, Schauspielerin Sarah Mangione sowie Mime Wotan Wilke Möhring. Die Gruppe im Publikum, die die meisten Fragen korrekt beantwortet, darf die Beute von 20.000 Euro unter sich aufteilen.

"Der große TV-Test": Kaum Sinn in Pooths Suaden

Das besonders Unspannende vorweg: Das "Der große TV-Test"-Sendungskonzept sieht es vor, dass Zietlow zunächst mal zwei enervierende Stunden Fragen vorliest, die von Publikum und Promis still beantwortet werden müssen, wobei Letztere durchaus auch ein paar Worte sagen durften und sollten, um die Zuseher nicht bereits nach 20 Minuten in den Tiefschlaf zu schicken.

Nicht nur Verona Pooth machte von diesem Recht Gebrauch. Sie holte lediglich weiter aus als die anderen und verzichtete auf den Sinn in ihren Geschichten. Warum Bastian Pastewka, Deutschlands TV-Experte schlechthin, nicht eingeladen war? Man weiß es nicht. In der Rubrik "60er- und 70er"-Jahre kam zum Beispiel diese Frage:

Wie vielen Personen gelang es bis dato, alle sechs Treffer beim Torwandschießen im "Aktuellen Sportstudio" zu erzielen?

  • A: keiner
  • B: einer
  • C: zwei
  • D: drei

Gab es die Auflösung in der Sendung erst gute 120 Minuten später, so lösen wir an dieser Stelle bereits: Die Antwort ist natürlich "keiner". Zwar haben Franz Beckenbauer, der einst vom Weißbierglas auf die Torwand schoss und traf, sowie etwa Günther Netzer und Rudi Völler, die jeweils fünf Mal trafen, an der Torwand reüssiert, aber alle Kugeln versenkt? Nein, das war noch niemandem vergönnt. Auch beim gestrigen "Großen TV-Test" gab es übrigens eine Torwand.

Die einzige, die traf, war Sarah Mangione. Lutz van der Horst hatte einen entzündeten Zeh und Harry Wijnvoord argumentierte sein Unvermögen mit einem "Holländer können nicht Fußball spielen".

Derrick: Was Horst zu Harry wirklich sagte

Geklärt wurde am Samstagabend auch, was Oberinspektor Stephan Derrick (Horst Tappert) zu Inspektor Harry Klein (Fritz Wepper) damals wirklich sagte, als er mit dem Chromjuwel das Polizeigebäude zu verlassen beabsichtigte. "Harry, fahr schon mal den Wagen vor!" war es, wie man weiß, jedenfalls nicht. Was der Oberinspektor mit den nicht ganz kleinen Tränensäcken exakt von Harry verlangte, war: "Wir brauchen den Wagen. Sofort!".

Nach dieser zehnten Frage des Abends gab es im Publikum lediglich eine Person, die bis dahin nicht eine einzige Frage richtig beantworten konnte. Zietlow, empathisch wie ein Enthäutungsapparat aus dem Schlachthof, ließ den Kandidaten beinhart aufstehen, stellte ihn coram publico bloß und nahm ihn im Laufe der Sendung noch weitere Male aufs Korn.

Zietlow zum Fremdschämen

Danach die 80er-Jahre. "Ein Chefarzt, der nicht säuft? Das ist keine Serie, das ist Science-Fiction", brachte Mittermeier, der hier auf die "Schwarzwaldklinik" und Prof. Brinkmann, einst gespielt von Klausjürgen Wussow, rekurrierte, einen seiner zahlreichen brav vorbereiteten Gags an diesem Abend runter. Unter anderem galt es folgende Frage zu beantworten:

Am 2. Januar 1984 um 17:27 Uhr startete ein kleiner Privatsender namens RTL Plus sein Programm – und zwar mit…?

  • A: Bildern aus dem Kreißsaal
  • B: "RTL aktuell" mit Peter Kloeppel
  • C: dem olympischen 100-Meter-Lauf
  • D: "Palmolive"-Werbung

Es waren Rainer Holbe und Björn Hergen Schimpf, die damals, als der neue Sender – im wahrsten Sinne – das Licht der TV-Welt erblickte, das Geschehen moderierten. Denn in den ersten Sendeminuten entband Holbe in einem Kreißsaal das Logo des Kanals, der seinerzeit noch RTL Plus hieß. Interessant auch: Wer von den Promis welche Antwort wusste oder nicht wusste, wurde häufig gar nicht verraten.

Was er eigentlich mit den 80er-Jahren verbinden würde, wollte Zietlow dann von Gätjen wissen. "Ich war damals sehr in Nena verknallt", antwortete der. "Wegen der Achselbehaarung?", hakte Zietlow nach. Alles im Studio schämte sich gerade fremd. Wenig überraschend: Die Gruppe "Generation YouTube" lag zu diesem Zeitpunkt an letzter Stelle.

Pochers Karriere-Urknall bei Bärbel Schäfer

"Deutsches Fernsehen und Humor war früher eine Beziehung wie Johnny Depp und Amber Heard", meinte Sidekick Mittermeier jetzt, uns wissen lassen zu müssen. Es ging nun um die 90er-Jahre:

Wessen TV-Karriere startete mit einem mehr oder weniger furiosen Auftritt in der Talkshow "Bärbel Schäfer"?

  • A: Harald Schmidt
  • B: Oliver Pocher
  • C: Ralf Schmitz
  • D: Michael Mittermeier

Dass es Pocher war, der damals dort zum Thema "Du bist nicht witzig" aufgetaucht war, wussten die Promis. "Bärbel Schäfer, du hast uns den Pocher also eingebrockt", witzelte Mittermeier, der auf Twitter aber mehrfach geohrfeigt wurde. "Dummerweise ist Herr Pocher mit der Zeit immer witziger geworden, Herr Mittermeier aber nur schlechter", meinte dort jemand. Zietlow wollte zudem noch wissen, wer in einer "Tatort"-Folge von 1999 mit einem Kaninchen auf dem Arm beim Nachbarn klopfte und "Es riecht nach Gas" sagte.

Möhring schüttelte den Kopf. "Wenn du das weißt, dann hast du irgendwas falsch gemacht in der Kindheit", so der Mime, der sich an diesem Abend über zahlreiche Fragen wunderte.

Zietlows hausmeisterliche Freude

Zunächst zwei Stunden alle Fragen hintereinander zu stellen, um quasi erst danach eineinhalb Stunden aufzulösen, erwies sich dramaturgisch als veritabler Supergau und hieß auch für alle Zuseher, dass sie quasi zwei Mal durch die Sendung mussten. Was das Format ebenso freilegte: Wie unangenehm Sonja Zietlow sein kann.

Nicht nur hatte sie am Samstagabend offenbar mächtig Spaß daran, einen Mann aus dem Publikum mehrfach bloßzustellen, auch endlich wieder mal loszuwerden, dass der Schweizer Sänger Patrick Nuo einst in "ihrem" Dschungelcamp seine Pornosucht gestanden habe, schien ihr große Freude zu bereiten. Einen Intelligenzquotienten von 132 habe sie, heißt es oft. Vielleicht bringt sie die PS ja mal auch auf den Boden.

Gewinner des Abends: Lutz van der Horst

Weil man es im deutschen Fernsehen erst rund achthundertfünfzig Mal zuvor gesehen hatte, gab es dann noch mächtig Spaß mit Helium-Ballons. Jeder durfte einmal tief einatmen und ein paar Zeilen sprechen wie Micky Maus.

"Ihr macht alle Witze, und ich leb damit", platzierte Pooth jetzt etwas, das Sinn ergab und durchaus Humor hatte. "Wer hat die meisten Fragen richtig?", wollte Zietlow am Ende von den Promis wissen, die sich alle einig waren und auf Lutz van der Horst tippten, der nicht nur sämtliche Folgen der "Lindenstraße" auf DVD hat, sondern mit 29 von 44 Fragen auch tatsächlich am besten abschnitt.

Verona Pooth brachte es auf 20 korrekte Antworten und ließ damit etwa Wotan Wilke Möhring hinter sich, der nur 14 Fragen beantworten konnte. Die 20.000 Euro wurden schließlich in der Gruppe "Studierenden der Medizin" untereinander aufgeteilt.

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