Die eine Ex-Freundin wirft ihm körperliche Gewalt vor, die andere Ex bekommt ein Kind von ihm. Zwischen diesen Nebenschauplätzen spielt Alexander Zverev dennoch ein beeindruckend gutes Tennis. Nun stehen die ATP Finals an.

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Als das Masters-Finale von Paris gespielt war und Alexander Zverev gegen Daniil Medvedev verloren hatte, sorgte der deutsche Tennis-Star für den eigentlichen Aufreger.

Bei seiner Rede rechnete der 23-Jährige mit all den Menschen ab, die ihn zuletzt kritisiert oder sogar beschuldigt hatten. "Ich weiß, dass es viele Leute gibt, die mir mein Lachen aus dem Gesicht wischen wollen, aber unter dieser Maske habe ich ein strahlendes Lächeln." Und weiter: "Alles in meinem Leben ist großartig. Die Leute können es weiter versuchen, aber ich lächle immer noch."

Schwere Anschuldigungen der Ex-Freundin

Wer die Leute sind, mit denen er öffentlich abrechnete, dürfte bekannt sein. Einmal seine Ex-Freundin Olga Sharypova, die Zverev öffentlich beschuldigte, er habe sie geschlagen, mit einem Kissen gewürgt und auch psychisch misshandelt. Der Tennis-Star bestritt die Anschuldigungen per Instagram, schrieb dort: "Die Vorwürfe entsprechen schlicht nicht der Wahrheit."

Die Rede von Zverev dürfte sich allerdings auch an die Menschen gerichtet haben, die seinen Lebensstil kritisierten.

Im Leben des gebürtigen Hamburgers war in den vergangenen Monaten einiges los: Brenda Patea, mit der er zuletzt liiert war und die eine ehemalige Kandidatin von "Germany's Next Topmodel" ist, erwartet ein Baby von ihm. "Ich freue mich sehr auf das Kind", schrieb Zverev auf Instagram.

Zeigte er sich in diesem Punkt verantwortungsvoll, fehlte ihm genau diese Eigenschaft in anderen Lebenslagen.

Adria-Tour und Streitereien: Die vielen Nebenschauplätze Zverevs

In der ersten Hochphase der Corona-Pandemie nahm er an der Adria-Tour teil, die vom serbischen Tennis-Star Novak Djokovic ins Leben gerufen worden war. Zverev mischte in der wilden Partytruppe mit, die sämtliche Hygienemaßnahmen missachtete. Später bezeichnete er dies selbst als "riesigen Fehler."

Ebenfalls merkwürdig war sein Auftritt bei den French Open, als er beim Achtelfinal-Aus mit grippeähnlichen Symptomen auf dem Platz stand. "Ich bin komplett krank, ich kann kaum atmen", sagte er laut "Sky.de" hinterher.

Eigentlich sollte das in Zeiten von Corona Grund genug sein, um gar nicht erst auf dem Platz zu stehen.

Auch der Rechtsstreit mit seinem Ex-Manager und der Disput mit seinem Vater, den er im Januar bei einem Tennisturnier in Brisbane auf dem Platz beschimpfte, warf kein gutes Licht auf Zverev.

Erfolgreich wie nie zuvor

Wer nun aber denkt, seine Leistungen würden unter all den Nebenschauplätzen der vergangenen Monate leiden, sieht sich getäuscht. Vielmehr scheint sich die Nummer sieben der Weltrangliste vor den ATP Finals in London (15. bis 22. November 2020) in der Form seines Lebens zu befinden.

Erstmals in seiner Karriere erreichte er 2020 bei zwei Grand-Slam-Turnieren das Halbfinale, zog bei den US Open sogar ins Endspiel ein. Bei den letzten drei Turnieren, an denen er teilnahm, erreichte er stets das Finale, konnte sogar die beiden ATP-Turniere in Köln gewinnen. "Ich bin gut darin, Negatives abzuschütteln und mich wieder neu zu sortieren", sagte er. "Bei mir muss man immer auf vieles gefasst sein."

In London trifft Zverev in der Gruppe "Tokio 1970" auf Daniil Medwedew, den Weltranglistenersten Novak Djokovic und den Argentinier Diego Schwartzman.

Sechs Kilogramm Muskelmasse zugelegt

Ein Grund für die vielen Erfolge im Jahr 2020 ist, dass Zverev die Zeit des Lockdowns für sich genutzt hat. Zwei Monate hatte er in Florida an sich gearbeitet, sein Spiel am Netz verbessert und sich vor allem physisch weiterentwickelt.

90 Kilogramm bringt der 1,98 Meter große Athlet auf die Waage – so viel wie noch nie. "Ich wog vor Corona 84, habe also sechs Kilo an Muskeln zugelegt, vor allem an den Beinen und am Rücken", erzählte er in der "Sport Bild".

Zverev ist überzeugt davon, noch längst nicht seinen Leistungszenit erreicht zu haben. "Ich habe in New York gesagt, dass ich nicht mein bestes Tennis spiele. Aber ich war trotzdem im Finale. Daher ist für mich interessant, was passiert, wenn ich mal mein bestes Tennis spiele. Ich weiß, dass ich sehr nah dran bin."

ATP Finals sind für Zverev ein "ganz spezielles Turnier"

In London wird er genau das versuchen. Die ATP Finals liegen dem Deutschen grundsätzlich gut. 2018 gewann er das Turnier, 2019 erreichte er das Halbfinale. "Ich freue mich auf London, die ATP Finals sind ein ganz spezielles Turnier für mich", sagte er "tennisnet.com".

Dass er beim letzten Turnier in Paris Schmerzen im Oberschenkel spürte, bereitet ihm offenbar keine Sorgen. Zverev vertraut auf seine Fähigkeiten.

"Ich denke, ich bin seit der Wiederaufnahme der Tour auf einem guten Weg und spiele gutes Tennis", sagte er und fügte hinzu: "Ich bin jemand, der gerne Titel gewinnt." In der O2 World von London, in der aufgrund der Pandemie keine Zuschauer zugelassen sein werden, kann er das erneut unter Beweis stellen.

Ob er in der Rede dann erneut mit seinen Kritikern abrechnen wird, steht auf einem anderen Blatt.

Verwendete Quellen:

  • Bild.de: "Jetzt packt Olga richtig aus"
  • Intagram-Account von Alexander Zverev
  • Sky.de: "Grippe-Symptome vor Achtelfinale: Zverev-Aus wirft Fragen auf"
  • Sport Bild (46/2020): "Ich weiß, dass ich sehr nah dran bin"
  • tennisnet.com: Verletzungssorgen bei Alexander Zverev? - "Ich habe komische Schmerzen im Oberschenkel"

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