• Die iranische Regierung soll die Spieler der iranischen Nationalmannschaft mit Drohungen unter Druck setzen.
  • Die Spieler hatten beim ersten Gruppenspiel während der Hymne geschwiegen. Das wurde als Solidarität mit den Protesten gewertet.
  • Vor dem brisanten letzten Gruppenspiel gegen die USA stehen die Spieler nun unter besonderer Beobachtung.

Mehr News zur Fußball-WM

Die iranischen Spieler sollen von der eigenen Regierung bedroht werden. Das berichtet CNN mit Verweis auf eine Quelle, die für die Sicherheit der WM-Spiele verantwortlich ist und in dieser Funktion die iranischen Sicherheitsbehörden in Katar beobachtet.

Demnach sind die Spieler zu einem Treffen mit dem Korps der iranischen Revolutionsgarde vorgeladen worden, nachdem sie im ersten Gruppenspiel in stillem Protest gegen die Regierung das Singen der Hymne verweigerten. Seit Wochen gibt es im Iran Unruhen und Proteste, die von der Regierung gewaltsam unterdrückt werden.

Bei dem Treffen sei den Spielern angedroht worden, dass ihren Familien zu Hause "Folter und Gewalt" drohe, sollten die Spieler erneut die Hymne nicht mitsingen oder sonstigen politischen Protest zeigen. Die Drohung wirkte offenbar. Beim zweiten Gruppenspiel gegen Wales sangen die Spieler die Hymne wieder mit, wenn auch ohne Leidenschaft.

Bestechungsversuch scheiterte offenbar

Die iranischen Behörden überwachen die Spieler der Quelle zufolge auch außerhalb des Platzes: "Es gibt eine große Anzahl iranischer Sicherheitsbeamter in Katar, die Informationen sammeln und die Spieler überwachen", zitiert CNN die Quelle. Das Regime will offenbar sicherstellen, dass die Spieler sich nicht mit ausländischen Journalisten treffen.

Die Bedrohung der Spieler sei ein Strategiewechsel der iranischen Behörden. Die Quelle berichtet, dass vor Beginn des Turniers versucht worden sei, die Spieler mit "Geschenken und Autos" zu bestechen, um Protest zu verhindern. Da dieser Weg nicht funktioniert habe, würde den Spielern jetzt mit Gewalt an deren Familien gedroht.

WM-Sieg gegen Erzfeind USA soll Regime helfen

Das iranische Regime will ein gutes Abschneiden des Teams in Katar für die Innenpolitik nutzen. Insbesondere durch einen Sieg gegen den "Großen Satan" USA hofft die politische Führung in Teheran auf ein neues Nationalgefühl. Gleichzeitig birgt eine Niederlage auch die Gefahr des genauen Gegenteils. Dieses Spiel dürfe nicht verloren werden, hieß es aus Teheran.

Die Anhänger der Proteste erhoffen sich derweil ein Zeichen der Solidarität der Spieler. Die Fußballer befinden sich vor dem Spiel somit in einer schwierigen Situation. Auch viele Iraner sind gespalten in der Frage, ob sie sich an einem Erfolg der Mannschaft freuen können, während Hunderte Menschen in der Heimat getötet und Tausende verhaftet werden.

Im letzten Gruppenspiel braucht das iranische Team nach dem emotionalen Last-Minute-Sieg gegen Wales mindestens ein Unentschieden gegen die USA, um ins Achtelfinale der WM einzuziehen. Im Vorfeld des Spiels kam es bereits zu Spannungen, weil der US-Verband das Logo der islamischen Republik in einem Post aus der Iran-Flagge entfernt hatte. US-Coach Bernreiter sah sich danach vielen kritischen Fragen iranischer Journalisten ausgesetzt, die auf die US-Politik abzielten.

Hier können Sie das Spiel ab 20:00 Uhr im Live-Ticker verfolgen.

Verwendete Quellen:

  • dpa
  • CNN: Iran threatened families of national soccer team, according to security source

In 100 Sekunden erklärt: Darum sollte die WM nicht bedenkenlos gefeiert werden

Die WM in Katar steht in der Kritik: Korruption, keine Fußballkultur, eingeschränkte Menschenrechte und Gastarbeiter, die ihr Leben lassen mussten. Wir erklären Ihnen in 100 Sekunden, warum diese WM ein Problem für westliche Länder darstellt.
JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.