Die Schweiz löst ihre erste Aufgabe in der Gruppe A der Frauen-WM letztlich souverän. Besonders eine Spielerin präsentiert sich schon in guter Form. Die Partie gegen die widerspenstigen Philippinen lässt aber auch noch Spielraum für Verbesserungen.

Eine Analyse
Dieser Text enthält eine Einordnung aktueller Ereignisse, in die neben Daten und Fakten auch die Einschätzungen von Stefan Rommel sowie ggf. von Expertinnen oder Experten einfließen. Informieren Sie sich über die verschiedenen journalistischen Textarten.

Wie so oft nach einem ersten Spiel bei einem großen Turnier muss man konstatieren: Schön war das nicht. Die Schweiz ist mit einem Pflichtsieg gegen die Philippinen in den WM-Wettbewerb gestartet, das ist die Nachricht des Tages und am Ende auch das, was zählt.

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Ein erster Schritt ist getan auf dem Weg ins Achtelfinale. Das sollte Zuversicht und Sicherheit geben für die kommenden Aufgaben - denn aus spielerischer Sicht war gegen die Nummer 46 der Welt noch gehörig Luft nach oben.

Damit reiht sich die Schweiz ein in die Liste der vermeintlichen Favoritinnen, die gegen kleinere Gegner größere Probleme hatten. Nach den ersten Partien des Turniers lässt sich dieser Trend schon mehr als erahnen. Umso wichtiger, dass die Mannschaft von Trainerin Inka Grings ihre Aufgabe - anders als etwa die Norwegerinnen gegen Neuseeland im ersten Spiel der Gruppe A - doch gelöst hat.

Probleme zu Beginn der Partie

Gegen besonders zu Beginn quirlige und auch mutige Filipinas hatte die Nati einige Probleme. Es fehlte an Balltempo und schnellen, offensiven Umschaltmomenten. Und wenn sich die Mannschaft dann doch einmal bis in die gefährliche Zone kombinieren konnte, haperte es an der Genauigkeit im Passspiel.

Heraus kam ein 20, 25 Minuten lang eher wildes Spiel mit vielen Ballverlusten auf beiden Seiten, in dem die Schweiz gegen den in der Regel tiefen 4-4-2-Block des WM-Neulings kein Mittel fand. Erst nach etwa einer halben Stunde bekam die Schweiz den Gegner und damit auch die Partie in den Griff und hatte dann auch mehr Aktionen am und im gegnerischen Strafraum.

Bachmann überzeugt und bricht den Bann

Die Nati verlagerte das Spiel gut zehn Meter weiter nach vorne, hatte mehr Zugriff im Gegenpressing und damit die totale Spielkontrolle. Mal wieder in diesem Turnier war es aber ein VAR-Eingriff, der das Spiel in die aus Schweizer Sicht richtige Bahn lenkte. Nach einem Review wurde auf Foul an Coumba Sow entschieden, den fälligen Strafstoß verwandelte Ramona Bachmann fast mit dem Halbzeitpfiff sicher zum erlösenden 1:0 (45.).

Überhaupt setzte die Flügelspielerin von Paris St.-Germain die auffälligsten Aktionen in einem Spiel auf ansonsten eher überschaubarem Niveau. Bachmanns Dribblings und ihre Spielübersicht streuten immer wieder Tempowechsel ein. Fast jede halbwegs gefährliche Aktion der Schweizerinnen ging von der 32-Jährigen aus, die bei ihrem womögliche letzten WM-Turnier sehr gut in den Wettbewerb startete und die große Hoffnungsträgerin auch für die kommenden Spiele sein dürfte.

Grande Dame und Shooting Star treffen

Mit dem 2:0 Mitte der zweiten Halbzeit nach einem schönen Durchbruch über die linke Seite und dem Abschluss im dritten Versuch von Seraina Piubel war die Partie im Prinzip gelaufen. Die Filipinas - eine Mannschaft mit vielen (Ex-)College-Spielerinnen aus den USA und einigen, die in Australien spielten und spielen - waren letztlich nicht stark genug, der Schweiz auf Augenhöhe zu begegnen.

Der erste Sieg für die gar nicht mehr so neue Trainerin Inka Grings kommt deshalb zum genau richtigen Moment. Und auch ist die Schweiz das erste Team bei dieser WM, dem mehr als ein Tor in einer Partie gelingt. Dass mit Bachmann die Grande Dame und mit Piubel der Shooting Star der Mannschaft das Spiel entschieden, macht das 2:0 dann doch besonders.

"Ich bin sehr zufrieden, dass wir gewonnen haben. Es war nicht so einfach umzusetzen, deshalb ein großes Kompliment an mein Team", sagte Matchwinnerin Bachmann im "ZDF". Allerdings musste auch sie zugeben, dass "die ersten 20 Minuten ein bisschen hektisch" waren. "Aber danach haben wir uns gefangen und eine gute Leistung gezeigt."

Philippinen noch kein Gradmesser

Für zu große Euphorie darf aber trotz des Ergebnisses und der positiven Ansätze noch kein Platz sein. Das Spiel gegen die Philippinen wird kein echter Gradmesser sein auf dem weiteren Weg der Schweizer Mannschaft. Dafür war der Gegner nicht gut genug und bei seinem WM-Spiel überhaupt in zu vielen Bereichen überfordert. Die "richtigen" Gegner für die Nati warten in den kommenden Tagen.

Durch den überraschenden Sieg Neuseelands gegen Norwegen bekommt die zweite Partie am kommenden Dienstag schon so etwas wie einen Endspielcharakter. Mit einem Sieg über den eigentlichen Gruppenfavoriten wäre das Achtelfinale schon so gut wie gebucht. Selbst ein Teilerfolg gegen die Norwegerinnen würde der Schweiz schon enorm helfen.

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"Norwegen ist ein sehr starker Gegner, überhaupt kommen jetzt noch zwei sehr starke Gegner auf uns zu. Wir müssen uns gut vorbereiten, wir glauben an uns und dass wir wieder einen Sieg holen können", geht Bachmann auch die kommenden Aufgaben selbstbewusst an.

Bis dahin hat die Schweiz die Tabellenführung nach dem ersten Spieltag inne. Und das ist doch schon mehr, als man vor dem Turnier erwarten konnte.

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