Red Bull Salzburg und RasenBallsport Leipzig schieben fröhlich Spieler hin und her - was vielen sauer aufstößt. Dortmunds Geschäftsführer fordert gar ein Einschreiten der Deutschen Fußball-Liga oder der Uefa. Zu Recht?

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Fußball ist längst sowohl Unterhaltungsmaschinerie als auch ein horrendes Geschäft. Mit Emotionen und viel Spektakel lässt sich ganz vorzüglich werben. Das hat Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz erkannt und Fußball-Dependancen auf drei Kontinenten errichtet. Besonders die Verknüpfung zwischen Red Bull Salzburg und RasenBallsport Leipzig gerät immer wieder ins Kreuzfeuer der Kritik. Die Transfers von Marcel Sabitzer und Massimo Bruno werfen zumindest Fragen nach Anstand und Moral auf. Rein rechtlich ist den beiden Klubs kaum etwas vorzuwerfen.

In beiden Fällen handelt es sich um ein übliches Leihgeschäft, wie es im Profi-Fußball täglich gefühlt hunderte Male zustande kommt. Allerdings haben nicht erst die mahnenden Worte von Borussia Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke die Szene wachgerüttelt. "Das ist juristisch legitim, aber moralisch fragwürdig, denn das ist ein Umgehungstatbestand", sagte Watzke mit Blick auf den Fall Sabitzer.

Der österreichische Nationalspieler durfte seinen Ex-Klub Rapid Wien für festgeschriebene zwei Millionen Euro Ablöse nur ins Ausland verlassen. RB Leipzig griff zu und verlieh den Spieler flugs zurück nach Österreich - zum großen Bruder nach Salzburg.

Red Bull Salzburg spart sich die Kohle

Der Belgier Massimo Bruno wurde offiziell in Salzburg als Zugang vorgestellt. Auf der Transferliste der Deutschen Fußball-Liga (DFL) war Bruno aber für RB Leipzig gelistet. Neun Millionen Euro ließ sich Leipzig den Spieler kosten: Damit ist Bruno der teuerste Zweitligaspieler aller Zeiten in Deutschland. De facto spielt er aber für Salzburg.

Durch den Umweg über Leipzig sparten sich die Österreicher beim Sabitzer-Deal jede Menge Geld und belasteten beim Transfer des belgischen Wunderkinds nicht ihre Soll-Seite - im Hinblick auf die Financial-Fairplay-Richtlinien der Uefa zumindest ein Schachzug mit bitterem Beigeschmack.

Präsenz in Nord- und Südamerika

Zur Red-Bull-Dynastie gehören auch die beiden amerikanischen Ableger New York Red Bulls und RB Brasil. Wer kann ausschließen, dass das Geschacher um Spieler von zwei auf alle vier Klubs ausgeweitet wird? Werden Spieler dann beliebig und nach Bedarf hin und hergeschoben?

Im Winter hatten Leipzig und Salzburg eine Art Präzedenzfall geschaffen, als Salzburgs Georg Teigl kurzerhand zum Partner-Klub transferiert wurde. Tage zuvor hatte sich der Leipziger Christian Müller schwer verletzt. Teigl nahm Müllers Platz im Prinzip eins zu eins ein. "Wir nutzen natürlich Synergieeffekte", sagte Salzburgs Sportdirektor Ralf Rangnick damals.

DFL und Uefa sollen handeln

Nicht nur BVB-Geschäftsführer Watzke befürchtet in Zukunft mehr als nur "Synergieeffekte": Dass Red Bull Salzburg auch dieses Jahr die heimische Liga dominieren wird, zeichnet sich schon nach dem zweiten Spieltag ab. Was sollte den Klub also davon abhalten, einen oder mehrere Spieler in der Winterpause schnell nach Leipzig zu transferieren, um dem kleinen Bruder bei der Mission Bundesligaaufstieg zu helfen - sollte Leipzig in Schlagweite zur Spitzengruppe platziert sein?

Watzke fordert ein Einschreiten der Gremien von DFL oder Uefa: "Wir müssen mit so etwas rechnen und uns relativ schnell darauf einstellen, indem wir die Verträge mit den Spielern entsprechend abfassen." Nur ist damit in naher Zukunft eher nicht zu rechnen.

Dietrich Mateschitz will den Meistertitel

Die Skepsis und die Vorbehalte gegenüber den Red-Bull-Klubs haben in den vergangenen Tagen genügend neue Nahrung erhalten. "Ein paar Jahre vergehen ja schnell, aber irgendwann wird es so sein", sagt Konzernchef Mateschitz in Bezug auf RB Leipzig. Er meint damit nicht den Aufstieg in die Bundesliga - er meint den Gewinn der deutschen Meisterschaft: "Wenn wir nicht irgendwann einmal Bayern oder Borussia Dortmund gefährlich werden wollten, sollten wir den Fußball besser an den Nagel hängen."

Die Granden der beiden erfolgreichsten deutschen Klubs jedenfalls haben Leipzig mittelfristig auf dem Zettel. Wohl auch deshalb schüren Bayern und Dortmund weiter die (nicht von der Hand zu weisenden) Vorbehalte. Dabei hat Red Bull die Strategie keineswegs erfunden: Manchester City, zuletzt in drei Jahren zweimal englischer Meister, leistet sich Tochterklubs in den USA, Japan und Australien. An den Yokohama F Marinos und Melbourne City FC halten ManCitys Eigentümer Anteile und bestimmen so die Vereinspolitik. Hauptanteilseigner ist der Ölscheich Mansour bin Zayed Al Nahyan.

Der prestigeträchtigste Sidekick von ManCity befindet sich aber pikanterweise wie Red Bulls Filiale in New York: Der FC New York City wird bald der 20. Klub der Major League Soccer sein. Der Fußball im Big Apple liegt also tatsächlich in der Hand von Ölmagnaten und einem Energydrink-Hersteller aus Österreich.

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