• Das DFB-Team ist mit einem 3:0-Sieg über Island in die WM-Qualifikation gestartet.
  • Der Bundestrainer ist zufrieden und lobt vor allem das Mittelfeld.
  • Auch zu Thomas Müller und der T-Shirt-Aktion seiner Spieler äußert sich Jogi Löw.
Ein Interview
von Klaus Bergmann (dpa)

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Herr Löw, wie fällt Ihr Fazit nach dem geglückten Start in die WM-Qualifikation aus?

Joachim Löw: Es war ein sehr dynamischer, schwungvoller Auftakt von unserer Mannschaft. Wir wollten von Anfang an Zeichen setzen, wir wollten einen guten Auftakt zu Hause. Wir wissen, dass wir unter besonderer Beobachtung waren. Gerade in der Anfangsphase haben wir es gut gemacht durch sehr viel Bewegung, schnelle Ballkontakte, schnelle Passagen. Beide Tore waren klasse herausgespielt. Von daher kann man insgesamt zufrieden sein. Wir haben einen abgefälschten Schuss in der ersten Hälfte zugelassen. In der zweiten haben wir nicht mehr so konsequent auf Tempo gespielt. Wir hatten nicht mehr so viele Chancen. Island stand tief, hat gut verteidigt.

Sie hatten im Vorfeld vom Mittelfeld als Herzstück gesprochen. Wie bewerten Sie den Auftritt von Joshua Kimmich, Leon Goretzka und Ilkay Gündogan? Und hat Kimmich Sie abgebracht von Ihren Gedankenspielen, ihn eventuell wieder aus dem Zentrum nach rechts hinten zu verschieben?

Das Mittelfeld war sicherlich sehr gut unterwegs. Alle drei waren extrem ballsicher und immer anspielbar. Sie haben die Angriffe initiiert, die es in der Enge des Mittelfelds gab. Das war ein Pfund und ein Gewicht für uns. Die Überlegung mit Kimmich muss man sehen. Es gibt verschiedene Konstellationen.

Die Mannschaft hat sich vor dem Anpfiff mit der Aufschrift "Human Rights" (Menschenrechte) präsentiert. Damit zielte sie auch auf die Arbeitsbedingungen im WM-Gastgeberland Katar ab. Wussten Sie vorab davon, haben Sie es womöglich angeregt?

Ich wusste davon. Angeregt habe ich es nicht. Die Spieler haben es am Spieltag noch größtenteils selber auf die Trikots gezeichnet und geschrieben. Es sollte einfach auch mal ein erstes Zeichen von der Mannschaft sein, dass wir für Menschenrechte, egal wo auf der Welt, einstehen, dass das unsere Werte sind. Von daher war es ein sehr, sehr gutes und ein wichtiges Zeichen.

Deutschland - Island
"Human Rights": Das DFB-Team sendete vor dem Spiel gegen Island eine Botschaft in Richtung Katar. © Tobias Schwarz/AFP-Pool/dpa

Es gab vor dem Spiel keine guten Nachrichten mit dem Corona-Fall von Jonas Hofmann und dazu Marcel Halstenberg, der als Kontaktperson identifiziert wurde. Wie gehen Sie damit als Trainer um? War das ein Schock für Sie? Müssen Sie auch die Sinne noch mehr schärfen?

Das nicht, weil die Sinne absolut geschärft sind bei uns vom ersten Tag an. Schon im Vorfeld sind die Spieler ständig aufgeklärt worden. Wir verhalten uns so diszipliniert, wie es geht, mit Masken in den Sitzungen, überall im Hotel, mit Handschuhen beim Essen. Am Morgen war es logischerweise erstmal hektisch, als die Nachricht kam.

Wie ging es dann weiter?

Das hat den ganzen Tagesplan durcheinandergebracht. Jede Sitzung wurde abgesagt, alle Spieler mussten auf den Zimmern bleiben. Wir mussten auf Antworten vom Gesundheitsamt warten. Am Nachmittag, als alle Testungen durch waren und alles negativ war, waren wir erst einmal beruhigt. Dann konnten wir zum Wichtigen kommen. Wir wissen, dass immer etwas passieren kann. Man muss sich damit abfinden. Wir hoffen, dass es uns nicht mehr passiert, wenn wir jetzt länger in der Blase sind. Am Anfang kann es sein, wenn die Spieler aus allen unterschiedlichen Regionen kommen, dass etwas mit hereingebracht wird.

Sie haben das Mittelfeld gelobt. Muss jetzt sogar Toni Kroos um seinen Platz fürchten? Und Uli Hoeneß hat nach dem Spiel bei RTL noch Thomas Müller angesprochen, mit dem das Mittelfeld eines der besten oder vielleicht das beste in Europa wäre. Würde er da noch reinpassen?

Die zweite Frage habe ich schon mehrfach beantwortet. Die wird sicherlich noch später beantwortet werden, wenn es so weit ist bei der endgültigen Nominierung des EM-Kaders. Und Toni Kroos: Warum sollte der um seinen Platz fürchten müssen? Das ist ein Weltklassespieler, der unsere Mannschaft natürlich auch prägt. Man sieht ja, wie schnell irgendwelche Spieler ausfallen können durch Verletzungen und so weiter. Von daher bin ich natürlich wahnsinnig froh, wenn im Mai zur Nominierung alle gesund und fit sind. Bei einem Turnier brauchen wir sowieso mehr als nur elf Spieler.

Nachdem Halstenberg durch die Quarantäne abreisen musste, hatten Sie hinten links noch einen Ausfall mehr. So kam dort Emre Can zum Einsatz. Wie wichtig ist es, so vielseitige Spieler zu haben?

Das ist ganz wichtig. Ich wusste, dass Emre ein Spieler ist, der die Abläufe kennt, der eine gewisse Routine mitbringt, der körperliche Präsenz hat in den Zweikämpfen. Das war wichtig. Philipp Max hat mittlerweile auch einen sehr guten Eindruck hinterlassen. Heute waren mir die Erfahrung, die Körperlichkeit und die Lautstärke vom Emre wichtiger. Dass mit Robin Gosens und Marcel Halstenberg zwei links ausgefallen sind, war schade.  © dpa

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