• Die Liste der prestigeträchtigen Spieler, die sich der französische Spitzenklub Paris Saint-Germain im Sommer gegönnt hat, verspricht vor allem: eine Erfolgsgarantie.
  • Nun die Ernüchterung: Messi kommt nicht in Fahrt, auch Wijnaldum, Donnarumma und Hakimi sind keine Stammspieler, Ramos ist noch ohne Einsatz.
  • Unsere Analyse zeigt, mit welchen Problemen die hochkarätigen Neuzugänge noch kämpfen.
Eine Analyse
Dieser Text enthält eine Einordnung aktueller Ereignisse, in die neben Daten und Fakten auch die Einschätzungen von Victoria Kunzmann sowie ggf. von Expertinnen oder Experten einfließen. Informieren Sie sich über die verschiedenen journalistischen Textarten.

Der Champions-League-Pokal ist das Objekt der Begierde von Nasser Al-Khelaifi und den anderen Verantwortlichen bei Paris Saint-Germain. Damit die Jagd nach dem Henkelpott endlich erfolgreich ist, hat PSG im Sommer aufgerüstet – mit neuen Stars.

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Der größte Coup ist der Transfer von Lionel Messi vom FC Barcelona nach Paris. Dazu gesellten sich Torwart-Youngster und aktueller Europameister Gianluigi Donnarumma, Georginio Wijnaldum, der mit Liverpool die Champions League gewonnen hat, der frühere Dortmunder Achraf Hakimi und Real-Madrid-Legende Sergio Ramos.

PSG liegt zwar mit 34 Punkten zehn Punkte vor dem Tabellenzweiten OGC Nizza und ist in der Champions League auf Achtelfinalkurs, doch den erhofften "Erfolgsboost" durch die Sommertransfers gab es noch nicht. Wir erklären Probleme und Perspektiven der neuen Stars bei PSG.

Lionel Messi: Das Rätsel des Unfehlbaren

Problem: Die erhoffte Torflut brachte der 34-Jährige noch nicht: In der Liga steht Messi bei null Toren und null Assists in fünf von möglichen 13 Spielen. Zuletzt fehlte er gegen Bordeaux aufgrund von Knieproblemen. Im Spiel zuvor gegen Lille wechselte ihn Trainer Mauricio Pochettino nach 45 Minuten aus.

Es scheint, als habe der Coach die ideale Position für Messi im Sturmtrio mit Kylian Mbappé und Neymar noch nicht gefunden. "Er ist isoliert, er ist weniger am Ball", analysierte Messis ehemaliger Barca-Teamkollege Thierry Henry bei "RMC Sport". Manchmal tritt er Rechtsaußen auf, manchmal als hängende Spitze, zuletzt als Mittelstürmer.

Perspektive: Statt Messi wird im PSG-Spiel eher Mbappé angespielt. Bei Barcelona lief Messi auf Rechts und in der Mitte auf. Was dort funktionierte, muss sich in Paris einspielen. Besser läuft es für ihn in der Champions League: Hier schoss er in drei Spielen drei Tore. Verlernt hat er das Toreschießen also nicht.

Georginio Wijnaldum: Wird jetzt alles besser?

Problem: Der zentrale Mittelfeldspieler dürfte am Mittwoch laut aufgeatmet haben. Zwei Tore gelangen ihm im Rückspiel in der Champions League gegen RB Leipzig – seine ersten beiden in Pflichtspielen für PSG. Der Champions-League-Sieger von 2019 war aus Liverpool geholt worden, um das Spiel im zentralen und offensiven Mittelfeld zu erfrischen, die Bälle an das Sturmtrio heranzutragen.

Der 30-Jährige kommt jedoch kaum dazu. Pochettino setzt auf Marco Verratti und Idrissa Gueye. Wijnaldum wird meist eingewechselt, hatte erst zwei Startelfeinsätze. Glücklich war er damit lange nicht. "Die Situation ist nicht so, wie ich es mir gewünscht hätte", sagte er Mitte Oktober gegenüber NOS in den Niederlanden.

Perspektive: Gegenüber dem Portal "Paris United" wirkte er zuletzt entspannter. "Hier bei PSG sieht es wie in meiner ersten Saison in Liverpool aus: Wir lernen uns alle gegenseitig kennen." Die beiden Tore gegen Leipzig könnten für die Kehrtwende gesorgt haben.

Gianluigi Donnarumma: Kein Vorbeikommen an Keylor Navas

Die Karriere des noch jungen Gianluigi Donnarumma lief wie im Märchen: Bei seinem Jugendverein AC Mailand stand er mit 16 Jahren bei den Profis im Tor, wurde Stammtorhüter und entwickelte sich zu einem der besten Torhüter der Welt. Schnell wurde er mit dem ewigen Gianluigi Buffon verglichen. Im Sommer holte er mit Italien den EM-Titel – sein bisheriger Karrierehöhepunkt.

Problem: Donnarumma hat einen schweren Stand. Dem 21-Jährigen wird seit seinem ablösefreien Wechsel nach Paris vorgeworfen, er habe sich verzockt. Sei zu geldgierig gewesen. Er sitzt meist auf der Bank. Vor allem die südamerikanischen Spieler bei PSG würden sich sehr für den Costa Ricaner Keylor Navas einsetzen, heißt es.

Pochettino sieht aber (noch) kein Problem, sagte vor kurzem: "Beide Torhüter zeigen außergewöhnliche Leistungen, selbst im Training." Es sei schön zu sehen, dass beide aufmerksam seien.

Perspektive: Donnarummas Berater Mino Raiola sieht die Situation offenbar weniger entspannt. Der "Corriere della Sera" und andere Medien schreiben, er würde sich nach Alternativen für seinen Schützling umsehen. Bis zum Winter muss er auf jeden Fall noch warten.

Achraf Hakimi: Lichtblick mit dunklen Momenten

Zwölf Einsätze, zehnmal in der Startelf, drei Tore, zwei Assists: Achraf Hakimi hat sich seinen Platz bei PSG erkämpft, es läuft gut für den früheren Dortmunder, der von 2018 bis 2020 von Real Madrid ausgeliehen war. Nun sicherte sich PSG für 60 Millionen Euro den Rechtsverteidiger von Inter Mailand, wo er nur ein Jahr spielte.

Problem: Pochettino hält viel von ihm, doch er fordert ihn auch. Anfang Oktober machte Hakimi eine schlechte Figur im Spiel gegen Rennes. Pochettino soll ihn schon zur Halbzeit in der Kabine eine Lektion erteilt haben, berichtet der "Kicker". Kurz vor Spielende verursachte er beinahe noch einen Elfmeter.

Gegen Olympique Marseille flog er nach einer Notbremse gegen Cengiz Ünder vom Platz und wurde für ein Spiel gesperrt. Vor allem in seiner Defensivarbeit ist der Rechtsverteidiger noch anfällig, während er offensiv Akzente setzt.

Perspektive: Ganz rund läuft es nach drei Monaten nicht, doch das Vertrauen Pochettinos genießt er – ein großer Unterschied zu anderen Neuzugängen.

Sergio Ramos: Weiter verletzt – wird sein Vertrag aufgelöst?

Problem: Von ihm kann sich der PSG-Coach noch gar kein Bild machen. Sergio Ramos stand noch keine Minute auf dem Rasen, sondern fällt weiter mit Knie- und Wadenbeschwerden aus. Laut "Le Parisien" habe sich PSG mit einer Vertragsauflösung beschäftigt, was aber in Frankreich rechtlich schwer umzusetzen ist. 15 Millionen Euro im Jahr soll Ramos bei PSG verdienen.

Weder werde er Paris verlassen noch seine Karriere beenden, stellte Ramos’ Bruder René am Wochenende in der Zeitung "El Mundo" klar. "Es gibt keine Zweifel an Sergio", sagte er. "Es ist eine körperliche Sache und er wird spielen, wenn er kann."

Perspektive: Laut PSG soll der 35-jährige Innenverteidiger in wenigen Tagen ins Training einsteigen und nach der Länderspielpause zum Einsatz kommen.

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Verwendete Quellen:

  • Stern.de: Lionel Messi bei PSG "isoliert": Thierry Henry kritisiert Trainer Pochettino
  • RMC Sport: PSG: Zu isoliert und nicht auf seinem Posten: Thierry Henry erklärt die Krise von Messi
  • Sport1: Nur Ersatz bei PSG – Wijnaldum grübelt
  • Paris United: Georginio Wijnaldum vor PSG – Leipzig: "Ich hoffe, dass der Unterschied nicht so groß ist, ob mit oder ohne Messi" (französisch)
  • Kicker.de: Stoppschild in einer Bilderbuchkarriere: Hat sich Donnarumma verzockt?
  • Sky Sport: Drei Stars, die ihren Wechsel zu PSG noch bereuen könnten
  • El Mundo: Rene verteidigt das Management: Die Fäden, die er beim Transfer von Sergio Ramos zieht (spanisch)
  • Sport1: PSG bei Ramos in der Sackgasse
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