Lionel Messi wurde zum achten Mal zum Weltfußballer des Jahres gewählt, der Argentinier setzte sich gegen Erling Haaland durch. Diesmal fiel die Entscheidung aber so knapp wie selten zuvor aus. Wer am Ende für die Entscheidung sorgte.

Mehr News zum Thema Fußball

Es war eine merkwürdige Atmosphäre, die da am Montagabend im Londoner Hammersmith Apollo herrschte. Gerade war verkündet worden, dass Lionel Messi erneut zum Weltfußballer des Jahres gewählt wurde - mittlerweile zum achten Mal.

Doch statt Jubelrufen und tosendem Applaus für den Argentinier dominierte vielmehr betretenes Schweigen den Saal. Der Grund: Wohl die wenigsten hätten diesmal mit einem Weltfußballer Messi gerechnet. Viele sahen Manchester-City-Stürmer Erling Haaland stattdessen deutlich vorne. Entsprechend groß war auch die Überraschung bei den Gästen vor Ort.

Keine Videobotschaft von Messi bei der Gala

Was zur allgemeinen Verwirrung beitrug: Messi, der mittlerweile in den USA bei Inter Miami spielt, machte sich - wie übrigens Haaland auch - gar nicht erst auf den Weg nach London. Doch auch auf die obligatorische Videobotschaft, die die Preisträger normalerweise vorbereiten, verzichtete Messi diesmal. Überhaupt war kein Vertreter Messis vor Ort, der den Preis hätte entgegennehmen können. Vielleicht auch, weil Messi diesmal selbst nicht mit dem Preis gerechnet hatte?

Die Wahl zum Weltfußballer des Jahres endete denkbar knapp - sowohl Messi als auch Haaland hatten insgesamt 48 Punkte erhalten. Warum also durfte am Ende der Weltmeister aus Argentinien jubeln?

Weitere Fußball-News gibt's in unserem WhatsApp-Kanal. Klicken Sie auf "Abonnieren", um keine Updates zu verpassen.

Weltfußballer-Wahl: Wer alles mitmachen darf

Im Gegensatz zum Ballon d’Or, der anderen wichtigen Fußball-Auszeichnung, die jährlich verliehen wird, läuft das Wahlsystem der Fifa etwas anders ab: Hier sind jeweils zu gleichen Teilen die Kapitäne der Nationalmannschaften, deren Trainer, Medien sowie Fans stimmberechtigt. Vergeben werden fünf Punkte mit der Erststimme, drei mit der Zweit- und ein Punkt mit der Drittstimme. Entscheidend war bei der Wahl der Zeitraum vom 19. Dezember 2022, dem Tag nach Argentiniens WM-Sieg, bis 20. August 2023.

In der Summe bekam Messi von den Kapitänen 677 Punkte, 476 von den Trainern, von den Medien 315 sowie von den Fans 613.293. Umgerechnet in Fifa-Punkte machte das 13 (Kapitäne), 11 (Trainer), 11 (Medien) und 13 (Fans). Haaland kam auf 557/11 von den Kapitänen, 541/13 von den Trainern, 729/13 von den Medien und 365.893/11 Punkte von den Fans. PSG-Stürmer Kylian Mbappé wurde bei der Wahl Dritter, er bekam insgesamt 35 Punkte.

ManCity-Stürmer Erling Haaland.
Erling Haaland ging bei der Wahl zum Weltfußballer leer aus. © IMAGO/Colorsport/Paul Currie

Mannschaftskapitäne sorgen bei Gleichstand für die Entscheidung

Bei einem Gleichstand wie diesmal zwischen Messi und Haaland ist die Wahl der Mannschaftskapitäne entscheidend. Hier kommt es laut Regularien der Fifa darauf an, welcher Spieler häufiger an die erste Stelle gewählt wird, also fünf Punkte erhält. Und hier setzte sich Messi (107) deutlich gegen Haaland (64) durch. Der Argentinier wurde unter anderen von Frankreichs Mbappé, Belgiens Romelu Lukaku, von Edin Dzeko aus Bosnien und Herzegowina, Kroatiens Luka Modric, Dänemarks Simon Kjaer oder Ägyptens Mohamed Salah gewählt.

Lesen Sie auch

Die Wahl Messis sorgte bei vielen Fans und Experten für Unverständnis und Irritation, hat Haaland doch das weitaus erfolgreichere Jahr hinter sich. Der Angreifer hatte in der vergangenen Saison mit Manchester City unter anderem das Triple aus Champions League, Premier League und nationalem Pokal gewonnen. Zudem wurde der 23-Jährige Torschützenkönig in der englischen Top-Liga. Trotz dieser Erfolge bekam er den Ballon d’Or im vergangenen Jahr nicht, auch hier war Messi der glückliche Sieger.

Der Argentinier hat sich mittlerweile aber von der großen Fußball-Bühne verabschiedet und spielt seit vergangenem Sommer bei Inter Miami, wo er einen wahren Fan-Hype auslöste, sportlich aber keine großen Ausrufezeichen mehr setzen kann. Entsprechend wurde nach der Auszeichnung Messis am Montagabend auch wieder einmal der sportliche Wert der Auszeichnung infrage gestellt.

Matthäus kritisiert Messi-Wahl

Lothar Matthäus beispielsweise kritisierte die erneute Wahl Messis kurz nach der Entscheidung: "Er darf dieses Mal nicht der Sieger sein", sagte der 62-Jährige bei Sky: "Ich finde, dass er der beste Fußballer der letzten 20 Jahre war, aber er hat mit Paris und Miami, wo er jetzt für einen Hype sorgt, keine großen Titel gewonnen."

Matthäus plädierte angesichts der gezeigten Leistungen hingegen für den Zweitplatzieren Haaland. "Wenn man nach den großen Erfolgen geht, führt kein Weg an Manchester City und - bei der Wahl des besten Spielers - an Erling Haaland vorbei", sagte Matthäus: "Er hat mit ManCity die wichtigsten Titel geholt, seine Trefferquote war beeindruckend. Das sollte entscheidend sein, wenn man den besten und wichtigsten Spieler kürt - und der war Haaland."

Verwendete Quellen

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.