Nach einem Rückstand hat die DFB-Elf das Spiel gegen Österreich noch gedreht. Gegen Island wirkte die Mannschaft sicherer, auch in der Abwehr. Konstanz heißt der Schlüssel zum Erfolg – den hat Horst Hrubesch aber noch nicht gefunden.

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Natürlich kamen auch die DFB-Frauen nicht ohne die neue Tormusik der deutschen Männer-Nationalmannschaft aus. Und so dröhnte "Major Tom" aus den Lautsprechern des Aachener Tivolis. Die Mannschaft von Horst Hrubesch hatte aber auch allen Grund, "völlig losgelöst" zu sein. Mit den beiden Siegen in den Qualifikationsspielen gegen Österreich (3:2) und Island (3:1) hat die DFB-Elf einen großen Schritt in Richtung Fußball-EM 2025 in der Schweiz gemacht.

Der Interimsbundestrainer war selbst ein wenig euphorisch: "Wir haben es geschafft, die Zuschauer mitzunehmen. Es hat Spaß gemacht", sagte Hrubesch im ZDF: "Wir haben die Tore nicht immer geschossen, aber die Art und Weise unseres Spiels hat mir gut gefallen."

Von der Art und Weise war der 72-Jährige nach dem Spiel am Freitag gegen Österreich noch gar nicht begeistert. Drei Erkenntnisse vor den Olympischen Spielen im Sommer in Paris.

Die Konstanz im Spiel der DFB-Frauen fehlt

Interimsbundestrainer Hrubesch sagte im ZDF nach dem Island-Spiel weiter: "Entscheidend war, dass wir von Anfang an dabei waren, auch wenn es anschließend ein kleines Loch gab." Dieses Loch bereitet Hrubesch noch Sorge. Im Spiel gegen Island meinte er damit die Phase, in der die Mannschaft nach starkem Beginn mit dem Tor von Bayern-Stürmerin Lea Schüller (4.) den zwischenzeitlichen Ausgleich durch Hlín Eiríksdóttir kassierten (23.). Gegen die Isländerinnen konnten Lea Schüller (34.) und Lena Oberdorf (45.+3) mit ihren Toren ein zähes Spiel abwenden, aber gegen dominante auftretende Gegnerinnen wird es ihnen schwerer fallen.

Das zeigten die Österreicherinnen am Freitag, die in Person von Eileen Campbell die schläfrige Anfangsphase der Deutschen eiskalt ausnutzten und doppelt einnetzten. Die deutsche Mannschaft tat sich extrem schwer, in die Partie zu finden und ihr Spiel umzusetzen. Insbesondere das Abwehrspiel hakte. Nach vorn fanden die Offensivakteurinnen phasenweise kaum Durchkommen.

Gegen Island gelang den DFB-Frauen in der zweiten Halbzeit ebenfalls kein Treffer mehr. Schüller bemängelte nach dem Spiel: "Wir hätten vor allem in der zweiten Halbzeit auch noch drei, vier, fünf Tore mehr machen können."

Bibiane Schulze Solano feiert ihr Startelf-Debüt

Zum ersten Mal im Aufgebot der DFB-Frauen war Abwehrspielerin Bibiane Schulze Solano von Atlético Madrid, die gegen Island auch schon ihr Startelf-Debüt feierte – und einen ordentlichen Job machte. Während Sara Doorsoun und Kathrin Hendrich gegen Österreich nicht das perfekte Zusammenspiel fanden, durfte Schulze Solano im Spiel gegen Österreich in der zweiten Halbzeit ran. Beide Male half sie solide aus. Dass sie Linksfüßlerin ist, machte sie für Hrubesch besonders wertvoll.

Auch Sjoeke Nüsken, die im vergangenen Sommer zu Chelsea wechselte, zeigte beide Male eine starke Leistung, gab sich stets anspielbereit und legte die Chancen ihrer Offensivkolleginnen auf. Am 2:2 durch Klara Bühl war sie direkt mit dem entscheidenden Assist beteiligt. Gegen Island spielte die 23-Jährige weiter vorn, auf der Zehner-Position, wo ihr Wirken teilweise verpuffte. Wie auch Sydney Lohmann auf derselben Position am Freitag wurde sie weniger ins Spiel eingebunden und brachte deshalb auch weniger Bälle zu ihren Stürmerkolleginnen.

Eine starke Leistung in beiden Spielen zeigte Giulia Gwinn, die durch die verletzungsbedingt abwesende Alexandra Popp erstmals die Kapitänsbinde trug und gleich Verantwortung übernahm. Gewohnt solide verwandelte sie gegen Österreich den spielentscheidenden Elfmeter (64.) und schwor ihre Mitspielerinnen immer wieder aufs Weitermachen ein.

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Nach den Olympischen Spielen mit Hrubesch macht sich Wück für die EM 2025 ans Werk

Die Mission des Interimsbundestrainers ist klar: Er will mit der Mannschaft erfolgreich bei Olympia im Sommer in Paris sein. Die EM-Qualifikation ist für ihn persönlich mehr ein Erkenntnisgewinn, um den nur 18-köpfigen Kader richtig zusammenstellen zu können. Die Mission EM 2025 übernimmt dann der neue Bundestrainer Christian Wück, der sich nach Olympia ans Werk macht.

Wück wird die Mannschaft gezwungenermaßen umgestalten müssen. Alex Popp, Marina Hegering, Kathrin Hendrich, Sara Doorsoun: Mehrere Spielerinnen sind über 30 und werden der Mannschaft nicht mehr lange erhalten bleiben. Schon jetzt muss er Ersatz finden. Schulze Solano in der Abwehr und Giulia Gwinn als neue Kapitänin könnten unter anderem diese Rollen einnehmen.

Zudem weiß Wück, wie sich der Frauenfußball in den vergangenen Jahren verbessert hat. Die Dauerdominanz der deutschen Frauen ist endgültig passé, nun müssen fußballerisch kreative Lösungen gefunden werden. Hrubesch sagte treffend: "Es ist vorbei mit dieser Laufkundschaft, da müssen wir aufhören zu glauben, dass man alle in Grund und Boden spielt", sagte er. "Wir müssen 100 Prozent auf den Platz bringen, um zu gewinnen."

Das wird die Devise sein – bei Olympia und darüber hinaus. Die nächsten Spiele in der EM-Quali gegen Polen und Island stehen im Juni und Juli an.

Verwendete Quellen:

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