Man muss kein Prophet sein, um die Verteilung der Sympathien beim DFB-Pokalfinale am 21. Mai vorauszusagen. Wenn RB Leipzig Glück hat, drückt ganz Sachsen die Daumen. Der Rest der Republik: höchstwahrscheinlich geschlossen aufseiten des SC Freiburg.

Eine Kolumne
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Der Lieblingsverein des Getränkeherstellers Red Bull kennt dieses Gefühl seit Jahren. Wann immer RB Leipzig Erfolge feiert, steht der Vorwurf im Raum, dass der Verein gar kein Verein ist, sondern "ein Konstrukt", und allein dem Dosenverkauf dienlich sein soll und nicht dem Fußball.

Gegenargumente finden in der Welt der Traditionsvereine kein Gehör, eben weil RB Leipzig keine Tradition hat, sondern 2009 aus der Übernahme des SSV Markranstädt entstand. Das Vereinslogo verstärkt das Unbehagen: Es ist optisch abgeleitet aus dem Firmenlogo.

Dummerweise spielt RB Leipzig seit sechs Jahren in der Bundesliga und kann deshalb von jenen, die ihre Wurzeln im alten Jahrhundert verfestigt sehen, nicht ignoriert werden. Die Neureichen aus Sachsen sind zu einer ernsten Bedrohung des Establishments gediehen.

In den ersten fünf Bundesliga-Jahren klappte viermal der Sprung in die Champions League, dieses Jahr wohl zum fünften Mal. Seit gestern steht das Team zum dritten Mal in vier Saisons im DFB-Pokalfinale. Wer Tradition hat, aber keinen Erfolg, muss darüber in Verzweiflung geraten.

Denn so vehement Hater ihre Parolen in die Welt posaunen: Wo Hass ist, ist auch Emotion. Die Bayern kennen die Ablehnung aus der Laune eines Schwarz-Weiß-Denkens nur zur Genüge. Dabei braucht die Bundesliga exakt das: Emotionen.

Die Rollenverteilung beim Pokal-Endspiel wird deshalb ziemlich eindeutig sein. Hier die Guten aus Freiburg, dort die Bösen aus Leipzig. Gleichgültig wird das Spiel keinem Fußballfan sein. Zumal: Wer auch immer gewinnt - es ist der größte Triumph der Vereinsgeschichte, auf beiden Seiten.

Bei aller Leidenschaft sollte nur mal langsam der Übergang gelingen, RB Leipzig ein Mindestmaß an Respekt entgegenzubringen. Die Mannschaft spielt erfolgreich und attraktiv, macht Krisen mit Trainerwechseln durch und verliert Spieler an Bayern. Alles wie in einem ganz normalen Verein.

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