Es hätte deutlich schwieriger werden können für den FC Bayern und Borussia Dortmund im Viertelfinale der Champions League. Der FC Arsenal (Bayern) und Atletico Madrid (BVB) sind machbare, aber trotzdem sehr unangenehme Aufgaben. Wir stellen die beiden Gegner näher vor.

Eine Analyse
Dieser Text enthält eine Einordnung aktueller Ereignisse, in die neben Daten und Fakten auch die Einschätzungen von Andreas Reiners sowie ggf. von Expertinnen oder Experten einfließen. Informieren Sie sich über die verschiedenen journalistischen Textarten.

Der Dreierpack des FC Bayern machte am Ende irgendwie auch keinen großen Unterschied mehr. Die Verbitterung war im Emirates Stadium schon zuvor spürbar gewesen, das Aus war bereits besiegelt, der Frust war groß. Dass Douglas Costa und Arturo Vidal innerhalb von sieben Minuten aus einem 1:2 ein 1:5 machten, passte dann nur noch ins Bild. 1:5 im Hinspiel, 1:5 im Rückspiel: Der FC Arsenal verabschiedete sich damals, im März 2017, im Achtelfinale gegen den FC Bayern ergebnistechnisch maximal peinlich von der Champions-League-Bühne.

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Es war damals das siebte Achtelfinal-Aus in Folge, es hatte sich also auch eine gewisse Gleichgültigkeit breit gemacht. Was auch für den Gegner galt, denn gegen den FC Bayern war in dem Zeitraum bereits zum dritten Mal Endstation. Man gewöhnt sich eben an fast alles.

Nicht unbedingt abzusehen war allerdings die gut sechsjährige Pause, die die "Gunners" in der Königsklasse nach dem Aus gegen die Bayern einlegen sollten. Erst in dieser Saison kehrten die Londoner zurück – und treffen im Viertelfinale wieder auf den FC Bayern. Manchmal schließt sich im Fußball eben ein Kreis. "Ein Albtraum" sei das Los für Teammanager Mikel Arteta, schrieb etwa die "Daily Mail".

Der Umbruch trägt Früchte bei Arsenal

Ganz so schlimm ist es dann aber auch wieder nicht. Denn beim FC Arsenal hat sich in der Zeit der Abwesenheit von der Königsklasse eine Menge getan. Trainer-Legende Arsene Wenger nahm zum Ende der Saison 2017/18 seinen Hut, sein Nachfolger Unai Emery blieb nur etwas mehr als ein Jahr. Seit Dezember 2019 bastelt Arteta am Umbruch.

Und der trägt inzwischen Früchte, denn der FC Arsenal ist zurück in der Spitzengruppe der Premier League. Nach den Plätzen acht, acht und fünf spielen die "Gunners" zum zweiten Mal in Folge ernsthaft um den Titel mit. In der vergangenen Saison wurde man Vizemeister, aktuell ist die Mannschaft um den deutschen Nationalspieler Kai Havertz, die Stürmer Bukayo Saka und Gabriel Jesus sowie den englischen Nationalspieler Declan Rice Tabellenführer.

Havertz einer der Leistungsträger

Nach einem schwierigen Start in Nordlondon nach seinem Wechsel vom FC Chelsea läuft es für Havertz inzwischen immer besser, er gehört zu den Leistungsträgern. "In dem Moment, als er anfing, Tore zu schießen und alles zu laufen begann, fühlten sich die Leute mehr mit ihm verbunden. Sie sehen sein Arbeitstempo, sie sehen seine Intelligenz, sie sehen, wie er für die Mannschaft spielt und wie er seinen Beitrag leistet. Es ist unmöglich, ihn nicht zu lieben", sagte Arteta zuletzt laut "beinsports".

In diesem Jahr ist der FC Arsenal in der Liga noch ungeschlagen, feierte zuletzt acht Siege in Serie, darunter auch gegen den FC Liverpool. In der Champions League benötigte der Klub im Achtelfinale gegen den FC Porto nach einem 0:1 im Hinspiel im Rückspiel das Glück des Elfmeterschießens. Die Arteta-Truppe ist qualitativ hochwertig und breit aufgestellt und vor allem offensiv variabel und bei 13 verschiedenen Torschützen nur schwer auszurechnen.

Zuletzt gab es drei Auswärtsspiele in Folge mit fünf oder mehr Toren. Arsenal stellt mit 70 Treffern die beste Offensive und mit 24 Gegentoren die beste Defensive der Liga. Es winkt die erste Meisterschaft für die Londoner seit 2004. Unter dem Strich ist es für die Bayern ein machbarer Gegner, der aber das Potenzial besitzt, zur Stolperfalle zu werden. Ein Vorteil: Das Rückspiel wird in München ausgetragen.

BVB gegen Atletico – "das ist fifty-fifty"

Ähnlich sieht es bei Borussia Dortmund aus. Dort mischte sich ein wenig Freude in die Reaktionen, denn Atletico Madrid ist gerade in K.o.-Spielen "ein kleines Monster, das bezwungen werden muss" (Trainer Edin Terzic), aber nicht mehr ganz so gefräßig und gefährlich wie noch vor ein einigen Jahren, als die Mannschaft von Trainer Diego Simeone zweimal (2013/14 und 2015/16) bis in das Finale und zudem in das Halbfinale (2016/17) vordrang. Der Klub ist jedes Jahr dabei, gehört immer zu den Geheimfavoriten, kam aber nicht mehr über das Viertelfinale hinaus.

"Für uns war das Wichtigste: Wir wollten gerne das Auswärtsspiel als Erstes haben. Atletico ist ein tolles Los für uns, aber du willst nicht im Rückspiel nach Madrid", sagte BVB-Klubboss Hans-Joachim Watzke. Er betonte, dass "wir uns nichts vormachen müssen, das werden schwere Spiele", ergänzte aber auch: "Atletico gegen uns, das ist fifty-fifty."

Eklatante Auswärtsschwäche

Das trifft es, denn vor eigenem Publikum im Civitas Metropolitano hat Atletico in La Liga 40 von 42 möglichen Punkten geholt sowie alle Champions-League-Partien gewonnen, auch das Rückspiel am Mittwoch gegen Inter Mailand, durch das man das Elfmeterschießen und schließlich das Viertelfinale erreichte. Doch eine eklatante Auswärtsschwäche macht dem BVB Hoffnung.

Denn nur 15 Punkte auf fremden Plätzen sorgen dafür, dass das Team hinter Real Madrid, dem FC Girona und dem FC Barcelona in diesem Jahr national nur die vierte Kraft ist. Mit nur zwei Zählern vor dem Fünften Athletic Bilbao muss Atletico sogar um die erneute Champions-League-Qualifikation zittern. Es wäre das erste Mal, dass man die Königsklasse unter Simeone verpasst.

Der Argentinier ist seit 13 Jahren Trainer der "Colchoneros" und das Gesicht des Klubs; ein Vulkan, ein streitbarer Publikumsliebling, der die Psychospielchen ebenso beherrscht wie alle destruktiven Taktikfinessen, die den Gegner zur Weißglut bringen können. Der 53-Jährige hat eine Mannschaft geformt, die über viel Qualität verfügt, über Erfahrung, aber eben auch jede Menge Mentalität.

Offensiv gefährlich, defensiv anfällig

Galten seine Spieler früher vor allem als Bollwerk-Spezialisten, die ihren Ruf als Malochertruppe im wahrsten Sinne des Wortes verteidigten, sind Schwächen in der Defensive um den Ex-Dortmunder Axel Witsel oder Klub-Legende Stefan Savic in dieser Saison nicht zu übersehen. Dafür ist das Team auch gerne mal offensiver ausgerichtet und dank der erfahrenen Stars wie Antoine Griezmann, Memphis Depay oder Alvaro Morata auch treffsicher.

"Auf Augenhöhe" sieht Sportdirektor Sebastian Kehl daher die beiden Teams. "Wir treffen auf eine sehr erfahrene, sehr kompakte Mannschaft, die intensiven Fußball spielt." Kehl ist unter dem Strich "optimistisch". Aber wie die Bayern sind auch die Dortmunder gewarnt vor einer möglichen Stolperfalle.

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