Douglas Costa ist nicht der ganz große Name, kostet den FC Bayern München aber ganz großes Geld. Der Brasilianer ist ein erster Mosaikstein für den nötigen Umbruch im Kader und wird unter Umständen Nachfolger jenes Spielers, mit dem er im Frühjahr noch heftig aneinandergeraten war.

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Der erste Eindruck war schon mal schlecht. Und der zweite auch. Der FC Bayern München war im ukrainischen Lwiw zu Gast, im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League. Gegner Schachtjor Donezk bekämpfte die bayerische Kombinationsmaschine mit allen Mitteln und einer schoss dabei kräftig übers Ziel hinaus.

Douglas Costa leistete sich vor dem Ende der ersten Halbzeit einen hässlichen Ellenbogenschlag gegen Franck Ribéry. Schon davor war der Brasilianer durch einige harte Fouls aufgefallen. In dieser Szene war es das pure Glück, dass er mit der gelben Karte davon kam. Der Name Costa war notiert, zum bösen Buben machte sich der 24-Jährige dann ein paar Wochen später.

Im Rückspiel rammte er erneut Ribéry im Mittelfkreis einfach um. Eine reine Provokation, gepaart mit Rücksichtslosigkeit und fehlendem Verantwortungsbewusstsein für die eigene Mannschaft. Wieder flog Costa nicht vom Platz und es dürfte allein den an diesem Abend überragenden Bayern zu verdanken sein, dass sich über den rüpelhaften Costa nachher niemand mehr aufregen musste.

35 Millionen Euro für den Flügelspieler

In kleinen Episoden hat sich Douglas Costa ins Blickfeld der Bayern-Fans manövriert. Mittlerweile hatten die meisten den aggressiven Brasilianer jedoch längst wieder vergessen. Aber nun, einige Monate nach den ersten Aufeinandertreffen, wird Douglas Costa plötzlich einer ihrer Stars.

Als Michael Reschke vor ein paar Tagen zur Copa America nach Chile aufgebrochen war, vermuteten die meisten Beobachter, der Technische Direktor der Bayern wäre wegen Angel di Maria nach Südamerika gereist. Angeblich waren die Bayern ja hinter dem Argentinier her. Jetzt scheint klar, dass Reschke die Reise in erster Linie zu finalen Gesprächen mit Costa und dessen Management genutzt hat.

35 Millionen Euro sollen sich die Bayern den Wechsel des Flügelspielers kosten lassen. Damit wäre Costa der viertteuerste Transfer der Bundesligageschichte und für die Münchener der vierte in dieser Kategorie nach Mario Gomez (35 Mio.), Mario Götze (37 Mio.) und Javi Martinez (40 Mio.). Es sind ziemlich imposante Zahlen für einen in Deutschland relativ unbekannten Spieler.

Der erste große Transfer

Für die Bayern ist es jedenfalls der erste große Transfer des Sommers. Die Münchener fahnden ja schon lange nach möglichen Alternativen für ihre etwas in die Jahre gekommene Flügelzange Arjen Robben und Franck Ribéry. Die gestiegene Verletzungsanfälligkeit und die Ungewissheit wann und ob überhaupt Ribéry wieder auf den Rasen zurückkehren kann, haben die Entscheidung für Costa wohl erheblich beeinflusst.

Der Brasilianer kann im zentralen offensiven Mittelfeld agieren oder auf den Flügeln, wo seine Geschwindigkeit und seine überragenden Tempodribblings am besten zur Geltung kommen. In Donezk hat Costa auch schon rechts in der Abwehrkette ausgeholfen. Bevorzugtes Einsatzgebiet bleiben aber die Außenbahnen und es erscheint tatsächlich ein wenig grotesk, dass der ehemalige Ribéry-Aggressor nun eben jenen bei den Bayern ersetzen soll.

35 Millionen Euro Ablösesumme sind für deutsche Verhältnisse natürlich eine nahezu astronomisch wirkende Summe für einen Spieler, der sich (noch) nicht im absoluten Topsegment bewegt. Auf der anderen Seite obliegen auch die Bayern den Regularien des Marktes.

Costa hat Entwicklungspotential

Und wenn die Premier League mit ihren Abermillionen aus dem neuen TV-Vertrag halb Europa überschwemmt und selbst für Mittelklassespieler regelrechte Mondpreise bereit ist zu zahlen, leidet eben auch die Konkurrenz in anderen Ligen darunter. Mit Costa jedenfalls schnappen sich die Bayern einen Spieler, der zwar schon sehr fertig angeliefert wird, dem aber auch noch ein erhebliches Entwicklungspotenzial beschieden wird.

"Es war schon immer ein Traum von mir, einmal bei einem absoluten europäischen Top-Klub zu spielen. Darauf habe ich all die Jahre hingearbeitet", hat Costa freimütig erzählt. Dieses Ziel hat er mit seinem Wechsel nach München erreicht.

Die Bayern dürfen sich auf einen flexibel einsetzbaren Spieler freuen, der entweder als Ersatz oder als Ergänzung eingeplant werden kann. Als Ersatz für den verletzten Ribéry oder für Robben und als Ergänzung oder Alternative für Rafinha auf der rechten Verteidigerposition - egal ob in der Vierer- oder Dreierkette. So lange Pep Guardiola mit Philipp Lahm im Mittelfeld kalkuliert, bleibt für Costa auch die Rolle des Rafinha-Backups.

Guardiola will Costa

Offenbar kommt Costa auf ausdrücklichen Wunsch des Trainers nach München, wie in der Vergangenheit bereits Spieler wie Thiago, Juan Bernat oder Pepe Reina. Die Bayern-Bosse erfüllen ihrem Trainer dessen Forderung und es könnte durchaus sein, dass dies erst der Beginn einer kleinen Transferoffensive an der Säbener Straße wird.

Den notwendigen Kaderumbruch müssen die Bayern in den kommenden Jahren ohnehin bewerkstelligen und solange Guardiola als Zugpferd noch herhalten kann und die Übergänge innerhalb der Mannschaft im Beisein der Ü-30-Generation Lahm-Schweinsteiger-Alonso-Robben-Ribery noch fließend sind, sind den Münchenern noch weitere Transfers in diesem Sommer zuzutrauen.

Douglas Costa darf sich jedenfalls vorerst am Ziel wähnen. Über den steinigen Umweg Donezk hat es der Brasilianer zu einem der derzeit besten Klubs der Welt geschafft. Dass es einmal so weit kommen würde, hat ein Kenner des Fachs bereits vor fünf Jahren trefflich erkannt.

"Douglas Costa ist das größte Talent, das Südamerika im Moment zu bieten hat", war aus dem inneren Zirkel von Manchester United zu vernehmen. Der Prophet hatte sich bereits damals mit dem 18-jährigen Wunderspieler beschäftigt. Und es wurmt Sir Alex Ferguson wohl bis heute, dass er ihn nie selbst trainieren durfte.

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