Nach dem Dortmunder Sieg gegen Paris Saint-Germain in der Champions League spricht Fußballdeutschland einmal mehr über den Doppeltorschützen Erling Haaland. Dabei lohnt sich auch ein Blick auf den heimlichen Star des BVB: Raphaël Guerreiro.

Eine Kolumne

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Im Sommer 2019 war der portugiesische Nationalspieler Raphaël Guerreiro vor allem Gegenstand zahlreicher Transfergerüchte. Insbesondere der französische Meister und jetzige CL-Achtelfinalgegner aus Paris hatte offenbar ein Auge auf den 26-Jährigen geworfen. Der vormalige BVB-Trainer Thomas Tuchel wollte seinen ehemaligen Spieler gerne zu PSG locken.

Zwar ließen die Verantwortlichen von Borussia Dortmund um Hans-Joachim Watzke und Michael Zorc ein ums andere Mal verlauten, man würde Guerreiro gerne halten. Die Verpflichtung von Nico Schulz auf der linken Abwehrseite und Thorgan Hazard als Flügelspieler schien aber den Schluss nahezulegen, dass die Schwarz-Gelben bei einem finanziell lukrativen Angebot notfalls auch auf den Portugiesen verzichten würden.

Nach langer Bedenkzeit entschied sich Gueirrero allerdings für einen neuen Vertrag bei den Borussen, verlängerte bis 2023 - und macht seitdem mit starken Leistungen auf sich aufmerksam. Aus der aktuellen Aufstellung von Trainer Lucien Favre ist er jedenfalls nicht mehr wegzudenken.

Verletzungen und häufige Positionswechsel

Dabei hatte Gueirrero, der zur Saison 2016/17 vom damaligen französischen Erstligisten FC Lorient zu Borussia Dortmund wechselte, bislang schon mit einigen Widrigkeiten zu kämpfen. Wiederholt von kleineren Verletzungsserien geplagt, konnte er nicht immer konstante Leistungen abrufen.

Seine Variabilität, die eigentlich seine große Stärke darstellt, sorgte phasenweise dafür, dass er keine klare spielerische Identität beim BVB entwickeln konnte. Die zahlreichen Trainerwechsel, die er in seinen ersten beiden Spielzeiten miterleben durfte (beginnend mit Thomas Tuchel, anschließend der Wechsel zu Peter Bosz sowie die "Notlösung“ Peter Stöger) trugen sicherlich das Ihrige dazu bei. In dieser Zeit wurde er gelegentlich auf der linken Seite, aber überwiegend im zentralen Mittelfeld eingesetzt.

Unter Lucien Favre machte Gueirrero allerdings einen deutlichen Schritt nach vorne. Zwar wurde er nach wie vor auf unterschiedlichen Positionen auf der linken Seite eingesetzt und spielt hier sowohl auf der Verteidigerposition als auch auf dem offensiven Flügel.

Allerdings sorgte insbesondere die Umstellung auf die Dreierkette zum Ende der vergangenen Hinrunde dafür, dass die defensiven Defizite des Portugiesen kaschiert wurden; Ähnliches ließ sich auch bei Ashraf Hakimi auf der rechten Seite beobachten. Folglich konnte sich Gueirrero auf seine offensiven Stärken besinnen und machte sich vor allem durch sein Tempo und seine Kreativität unverzichtbar.

Derzeit in bestechender Form

Bislang hat er fünf Tore und fünf Torvorlagen vorzuweisen, je drei Treffer und Assists steuerte er in der noch jungen Rückrunde bei. Zuletzt traf Gueirrero in den beiden Spielen in der Bundesliga gegen Frankfurt und Leverkusen und verbuchte einen Assist im CL-Achtelfinale gegen PSG.

Anders ausgedrückt: Der Portugiese hat aktuell eine herausragende Form.

Vor allem in den Begegnungen, in denen der BVB offensiv ideenlos agiert (etwa das 2:3 im DFB-Pokal bei Werder Bremen), macht sich sein Fehlen bemerkbar. Gerade gegen aggressiv verteidigende Mannschaften besticht Dortmunds Nummer 13 durch seine Fähigkeit, auch unter Druck den Ball behaupten und richtige Entscheidungen treffen zu können. Diese Qualität ist für die Borussia unverzichtbar.

Auch seine Verletzungsanfälligkeit gehört inzwischen der Vergangenheit an; in der laufenden Saison verpasste Gueirrero bisher nur vier Begegnungen. Mit einem eigens engagierten Physiotherapeuten soll er an seinen körperlichen Defiziten gearbeitet haben.

Borussia Dortmund wird sich also glücklich schätzen, seinen Vertrag doch verlängert zu haben. Thomas Tuchel und seine Pariser Staroffensive um Neymar und Kylian Mbappé hingegen hätte in der Partie am vergangenen Dienstag bei ihren mitunter uninspirierten Angriffen jemanden wie ihn bitter benötigen können.

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