Das Pokern hat ein Ende gefunden: Ousmane Dembélé wird von Borussia Dortmund zum FC Barcelona wechseln. Zwangsweise stellt sich die Frage: Muss das Geld in neue Spieler investiert werden? Oder ist der Kader auch so stark genug?

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Das überzeugende 3:0 am vergangenen Samstag gegen den VfL Wolfsburg ließ fast vergessen, dass Dembélé suspendiert war.

Wer kann außer Dembélé den Unterschied machen?

Im 4-3-3-System machten die Außenspieler Maximilian Philipp und vor allem Christian Pulisic ordentlich Dampf. Wenn die verletzten André Schürrle und später Marco Reus wieder zurückkehren, gäbe es sogar noch mehr Optionen.

Klar ist aber auch: Dembélé war ein Spieler, der in den wichtigen Spielen oft den Unterschied ausgemacht hat.

Seine überragenden Leistungen im Halbfinale und im Endspiel waren ein Schlüssel zum DFB-Pokalsieg. Er ist stark im Eins-gegen-Eins, trickreich, schnell und torgefährlich, kann zudem jederzeit den tödlichen Pass spielen.

Dass er aufgrund seiner Beidfüßigkeit jede Offensivposition einnehmen kann, ist ein zusätzlicher Vorteil. Dembélé zählt zusammen mit Kylian Mbappé zu den größten Talenten im Weltfußball. Ein Spieler dieser Qualität lässt sich nicht einfach ersetzen.

Nachbesserung wegen CL unabdingbar

Es wäre ein riskanter Schritt von Borussia Dortmund, auf dem Transfermarkt nicht nachzubessern. Gerade wenn es in der Champions League gegen große Mannschaften wie Real Madrid geht, könnten junge Spieler wie Philipp und Pulisic an ihre Grenzen stoßen.

Reus ist zudem verletzungsanfällig, Schürrle hat ständig mit Formtiefs zu kämpfen, und der aufstrebende Mario Götze hat im zentralen Mittelfeld als Spielmacher ein neues Betätigungsfeld gefunden.

BVB-Boss Hans-Joachim Watzke sieht das offenbar genauso. „Wir werden dann möglicherweise noch etwas auf dem Transfermarkt tun“, sagte er vor dem Dembélé-Verkauf. Laut "Bild"-Informationen gelten der deutsche Nationalspieler Julian Draxler und der Brasilianer Malcom als mögliche Nachfolger.

Draxler wäre von den Fähigkeiten her ein guter Ersatz. Der 23-Jährige kann ebenfalls mehrere Positionen im offensiven Mittelfeld einnehmen, ist stark im Dribbling, kann Tore schießen und auch vorbereiten. Bei seinem Verein Paris Saint-Germain ist Draxlers Rolle seit dem Neymar-Transfer ungewiss. Laut Medienberichten würden die Franzosen ihn gerne verkaufen.

Draxler für Dortmund-Fans wohl ein No-Go

Problem ist nur, dass Draxler für viele eingefleischte Dortmund-Fans vermutlich ein No-Go wäre. Immerhin war er noch vor gut zwei Jahren das Aushängeschild des verhassten Lokalrivalen FC Schalke 04.

Aber lassen sich Watzke und Sportdirektor Michael Zorc wirklich von den Emotionen der Fans leiten? Immerhin holten sie trotz vieler Proteste auch Mario Götze vom FC Bayern München zurück.

Eine Verpflichtung von Malcom, der bei dem französischen Erstligisten FC Girondins Bordeaux unter Vertrag steht, würde weniger Nebengeräusche verursachen. Der Rechtsaußen hat ähnliche Stärken wie Dembélé: Er ist schnell, hat eine starke Technik und ist torgefährlich.

Maxwel Cornet wird in den Medien ebenfalls als möglicher Kandidat gehandelt. Auch hier lässt sich zusammenfassen: Er ist schnell, beidfüßig und kann sämtliche Positionen in der Offensive einnehmen. Bislang ließ sein Verein Olympique Lyon zwar verlauten, man möchte den Spieler kurz vor dem Transferschluss nicht gehen lassen. Doch das dürfte letztendlich auch eine Frage des Geldes sein.

Dem BVB rennt die Zeit davon

Die drei genannten Spieler passen auch deshalb in das Beuteschema der Dortmunder, weil sie alle bei einem französischen Verein unter Vertrag stehen. Die Verantwortlichen des BVB verpflichten gerne Top-Talente aus der Ligue 1.

Neben Dembélé wurden auch der Top-Stürmer Pierre-Emerick Aubameyang und zuletzt das Talent Dan-Axel Zagadou von dort geholt.

Ein Schnäppchen dürfte Borussia Dortmund diesmal allerdings nicht machen. Alle Vereine in Europa wissen, dass der BVB mit Dembélé den zweitteuersten Verkauf aller Zeiten (nur Neymar war teurer) getätigt hat. Das lässt die Preise nach oben schießen.

Zudem hat der Transfermarkt nur noch bis kommende Woche Donnerstag geöffnet. Borussia Dortmund rennt die Zeit davon, wenn sie noch einen hochkarätigen Spieler verpflichten möchten. Das dürften sich die anderen Vereine bei den Verhandlungen zunutze machen.

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