Jeder Fußballfan hat ein Bild von Uli Hoeneß. Nicht unbedingt an der Wand, sondern im Kopf. Der Sohn eines Metzgers ist der Macher des besten deutschen Fußballvereins, den er nun in andere Hände gelegt hat. Nur wenige wissen, wie Hoeneß beim FC Bayern im Sommer 1970 begann.

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Uli Hoeneß wollte sich dieses Ereignis nicht entgehen lassen: Olympische Sommerspiele im eigenen Land, und dann auch noch in der Stadt, die seine neue Heimat war.

1860 München bekam weder Uli Hoeneß noch Paul Breitner

Im Sommer 1970 entschied sich der damals 18-Jährige, von der TSG 1846 Ulm zum großen FC Bayern München zu wechseln. Der ebenfalls große Stadtrivale TSV 1860 München, der zuvor unermüdlich um Hoeneß und dessen Kumpel aus der Junioren-Nationalmannschaft, Paul Breitner, geworben hatte, zog den Kürzeren.

Zudem mussten die Löwen 1970, nur vier Jahre nach dem Gewinn der Deutschen Meisterschaft, die Bundesliga verlassen. Sie kehrten erst 1977 zurück.

Da stand Hoeneß wegen einer schweren Knieverletzung bereits kurz vor dem Ende seiner aktiven Laufbahn, die er beim FC Bayern mit einer Anstellung als Gärtner begonnen hatte.

Vertrag als Gärtner auf der Schreibmaschine der Mutter

Den entsprechenden Vertrag hat der damalige Bayern-Manager Robert Schwan, dessen Nachfolger Hoeneß nur neun Jahre später werden sollte, in Hoeneß' Elternhaus auf der hauseigenen Schreibmaschine getippt. Diese "lustige Geschichte" erzählte Hoeneß anlässlich seines Rücktritts als Präsident 2019 in der Sport1-Dokumentation "Servus Uli".

Der Verein musste seinerzeit eine Konstruktion finden, um den tatsächlichen Bundesliga-Profi Hoeneß formal als Amateur zu führen. Sonst wäre Hoeneß' Traum von Olympia ausgeträumt gewesen - denn Profisportlern war der Zugang zum größten Sportereignis der Welt damals verwehrt.

Bei Olympia 1972 lernt Uli Hoeneß den Torjäger Ottmar Hitzfeld kennen

Hoeneß drang mit der bundesdeutschen Auswahl an der Seite des späteren Bayern-Trainers Ottmar Hitzfeld bis in die Zwischenrunde vor. "Das war das Gute, dass ich ihn kennengelernt habe", freute sich Hoeneß in einem Interview mit der Münchner Tageszeitung "tz" noch im Jahr 2013 über seinen ersten Kontakt mit Hitzfeld.

Ein 2:3 gegen die Mannschaft der DDR brachte dann das Aus bei Olympia. Hoeneß' zwischenzeitlicher Ausgleich zum 1:1 und der des damaligen Baseler Spielers Hitzfeld zum 2:2 nutzten nichts.

"Der Druck war groß, aber wir waren keine A-, sondern eine reine Amateur-Nationalmannschaft", erklärte Hoeneß 2013. "Dagegen konnten die Staaten aus dem Ostblock mit ihren besten Spielern antreten", fuhr er fort, denn deren Nationalspieler firmierten offiziell als so genannte Staats-Amateure.

Die "einfach besser besetzte" DDR landete nach einem 2:2-Unentschieden nach Verlängerung gegen die damalige Sowjetunion (UdSSR) im Spiel um Platz drei gemeinsam mit dem großen kommunistischen Bruder auf dem Bronze-Platz.

Der Anschlag auf die Israelis tötete die Feier-Stimmung

Die Hoffnungen der Fans des Gastgebers auf einen Platz auf dem Podest waren unerfüllbar: "Das Publikum hat uns super unterstützt, das Stadion war wie immer voll. Doch uns hat einfach die Qualität gefehlt, und natürlich war die Stimmung dahin", betonte Hoeneß die Auswirkung des nächtlichen Überfalls palästinensischer Terroristen auf das Quartier der israelischen Athleten am 5. September 1972.

Drei Tage darauf besiegte die DDR Hoeneß und dessen Kollegen mit 3:2, und aus dem Gärtner Hoeneß wurde offiziell der Profifußballer Hoeneß.

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