Borussia Dortmund befindet sich trotz der ersten Niederlage der Saison bei Atlético Madrid in guter Verfassung. Doch nicht jeder Spieler kann mit seiner Situation beim Bundesliga-Tabellenführer zufrieden sein. Das gilt insbesondere für Mario Götze. Das Spiel gegen die Bayern wäre aus dramaturgischer Sicht ein idealer Zeitpunkt für die Trendwende.

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Die Saison hätte für Mario Götze schlechter nicht beginnen können. Das von einer Stoffwechselerkrankung gebeutelte einstige "Wunderkind" des BVB ließ in der Saisonvorbereitung sein Können aufblitzen, fand sich aber nach einem enttäuschenden Auftritt im ersten Pflichtspiel gegen Greuther Fürth rasch auf der Auswechselbank oder Tribüne wieder.

Im Bundesliga-Heimspiel gegen Favres Ex-Klub Hertha BSC absolvierte Götze erst seinen vierten Startelfeinsatz in dieser Saison. Er ersetzte den neuen BVB-Super-Torjäger Paco Alcacer und betrieb erfolgreich Werbung in eigener Sache.

Gekonnt legte Götze in der 27. Minute das 1:0 für Jadon Sancho auf. Das trug dem 63-maligen Nationalspieler viel Lob ein. Favre ließ ihn durchspielen.

Die Personalie Götze bleibt trotz dieses Silberstreifs am Horizont im Umfeld von Borussia Dortmund seit Langem umstritten. Auf seine Rückkehr von Bayern München im Jahr 2016 folgten viele durchschnittliche Auftritte und einige Verletzungs- und Krankheitssorgen, die den Hochbegabten immer wieder aus der Bahn warfen.

Unter Lucien Favre sollte der Neuanfang erfolgen. In Vorbereitungsspielen im Sommer testete Favre Götze noch im zentralen Mittelfeld, wo er aufgrund seiner technischen Qualitäten und seines taktischen Verständnisses am besten zur Geltung kommt.

Aber beim DFB-Pokalspiel gegen Fürth am 20. August ließ sich Götze von der Zehnerposition nicht etwa wie in der Vorbereitung nach hinten fallen, sondern rückte ständig in die Spitze.

Favre sprach nach der Partie davon, dass die "Neuneinhalb", also eine Rolle zwischen Spielmacher und Mittelstürmer, für Götze am passendsten scheine.

So war es auch nicht überraschend, dass ihn der Schweizer Cheftrainer im Hinspiel gegen Atlético als Sturmspitze einsetzte. Doch beim 4:0-Gala-Auftritt des BVB war Götze eher ein Nebendarsteller.

Mit viel Einsatz gegen Atlético

Es wurde einmal mehr deutlich, dass er über keinen wirklichen Antritt mehr verfügt. Zusammen mit Marco Reus wartete Götze häufig vor den beiden Viererketten des BVB und sollte nach Ballgewinnen die Konterangriffe einleiten.

Aber nach Ballannahmen konnte er selten Tempo aufnehmen, sondern sich allenfalls mit seiner überragenden Ballbehandlung behaupten oder ein Foul provozieren.

Nur vereinzelt blitzte seine Genialität auf. So etwa vor dem 3:0 durch Jadon Sancho, als Götze mit einem Außenristpass Linksverteidiger Achraf Hakimi hinter die Abwehr der Madrilenen schickte.

In der einen oder anderen Situation ließ er zudem den Ball gut für einen Mitspieler prallen, aber viele durchschnittliche Aktionen schmälerten den Gesamteindruck.

Was Götze jedoch gerade mit Blick auf das Hinspiel gegen Atlético nicht abgesprochen werden kann, ist sein Einsatzwille.

Zusammen mit Reus arbeitete er unermüdlich im Rückwärtspressing und setzte die gegnerische Mittelfeldzentrale so manches Mal unter Druck. Hinzu kamen drei erfolgreiche Tacklings.

Unter ständiger Beobachtung

Nun bei der 0:2-Niederlage im Rückspiel gegen Atlético saß Götze von Beginn an erneut auf der Bank. Favre brachte ihn erst in der 75. Minute beim Stand von 0:1 für Alcacer.

Für eine Wende konnte auch Götze nicht mehr sorgen - der BVB kassierte fünf Minuten später sogar noch das 0:2 durch Griezmann.

An Götze kann die Niederlage gegen Madrid selbstredend nicht festgemacht werden. Und doch ist es fraglich, ob Favre ihn im Topspiel am Wochenende gegen den FC Bayern in die Startelf setzt.

Denn solange Götze nicht an die Leistungen vergangener Tage anknüpfen kann, bieten sich bei diesem gegenwärtigen BVB Alternativen an. Das ist gut für die Borussia - und schlecht für Götze.

Doch man weiß, wie schnell es im Fußball gehen kann. Ein großer Auftritt gegen den Rivalen aus München, egal ob von Beginn oder Bank, könnte das Blatt wieder wenden.

Eine Götze-Gala gegen seinen Ex-Klub, bei dem der Niedergang begann, wäre eine Reise im Stile von zurück in die Zukunft. Man würde Götze eine neue Zukunft durchaus wünschen.

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