In einem am Mittwochmorgen aufgetauchten Protokoll kritisiert Jürgen Klinsmann Hertha BSC heftig. Neben Manager Michael Preetz nimmt sich der Ex-Trainer darin auch jeden Spieler des Bundesligisten vor. So bewertet Klinsmann die Hertha-Profis.

Mehr aktuelle News zur Bundesliga finden Sie hier

Jürgen Klinsmann hat mit Hertha BSC abgerechnet. In einem aufgetauchten Protokoll kritisiert der Ex-Trainer des Fußball-Bundesligisten den Verein heftig. Insbesondere Manager Michael Preetz wird in dem Dokument hart angegangen.

Doch auch die Hertha-Profis nimmt sich Klinsmann zur Brust. Der Ex-Trainer bewertet jeden Spieler im Kader und lässt einige Akteure dabei überhaupt nicht gut aussehen.

So bewertet Jürgen Klinsmann die Hertha-Profis

Nach einem Bericht der "Bild"-Zeitung bewertet Klinsmann die Hertha-Spieler wie folgt:

Tor

  • Rune Jarstein, 36, noch ein Jahr OK zu spielen, aber erzeugt keinen Mehrwert mehr
  • Thomas Kraft, 31, ständig krank oder verletzt, keinen Mehrwert mehr. Vertrag auslaufen lassen
  • Dennis Smarsch, 21, 3. Torwart, keine Perspektive für die 1. Liga, erzeugt keinen Mehrwert. Ausleihen!
  • Gesamte Torhüter-Situation: nicht Bundesliga-Standard

Defensive

  • Peter Pekarik, 33, toller Teamspieler, aber kein Mehrwert für die Zukunft
  • Karim Rekik, 26, guter Innenverteidiger, aber nicht leidensfähig, Marktwert 12 Millionen Euro
  • Niklas Stark, 24, guter Innenverteidiger, aber oft verletzt, Marktwert 20 Millionen Euro
  • Dedryck Boyata, 29, Top-Mann, Marktwert steigend deutlich über 10 Millionen Euro
  • Jordan Torunarigha, 22, Top-Talent, großer Mehrwert möglich mit über 20 Millionen Euro
  • Maxi Mittelstädt, 22, Top-Talent, großer Mehrwert möglich mit über 20 Millionen Euro
  • Marvin Plattenhardt, 28, nicht leidensfähig, dennoch Mehrwert machbar von über 15 Millionen Euro
  • Lukas Klünter, 23, technisch zu schwach, aber Mehrwert machbar zu generieren.

Mittelfeld/Sturm

  • Arne Maier, 21, oft verletzt, aber Mega-Talent, kann aber über mindestens 20 Millionen Euro einbringen in zwei bis drei Jahren, aber nur, wenn es ein leistungsförderndes Umfeld bei Hertha gibt
  • Santiago Ascacibar, 22, Mega-Talent, argentinischer Nationalspieler, gekauft für 12 Millionen Euro, weit höherer Mehrwert machbar innerhalb kürzester Zeit
  • Marko Grujic, 23, Leihspieler von Liverpool, kein Mehrwert, da er sich weder für Hertha noch für Liverpool zugehörig fühlt
  • Vladimir Darida, 29, super Teamspieler, Marktwert 5,5 Millionen Euro, aber kaum Aussicht auf Mehrwert
  • Per Skjelbred, 32, super Teamspieler, zu alt um Mehrwert zu generieren.
  • Javairo Dilrosun, 21, großes Talent, lernwillig, kann über 20 Millionen Euro eines Tages einbringen
  • Salomon Kalou, 35, zu alt und satt, kein Mehrwert
  • Dodi Lukebakio, 22, großes Talent aber nicht leidensfähig, gekauft für 20 Millionen Euro, aber eher unter der Rubrik Fehleinkauf von Preetz
  • Marius Wolf, 24, Leihspieler von Dortmund, Super Einstellung, sollte man kaufen und dann Mehrwert erzeugen
  • Mathew Leckie, 29, stets verletzt und satt, kein Mehrwert
  • Alexander Esswein, 29, nicht gut genug, kein Mehrwert
  • Lucas Tousart (ab Sommer 2020 von Olympique Lyon), 23, französischer Nationalspieler und große Mehrwertsteigerung möglich
  • Vedad Ibisevic, 35, super Typ, leider zu alt, kein Mehrwert
  • Pascal Köpke, 24, großes Talent, kann Mehrwert erzeugen
  • Matheus Cunha, 20, Mega-Talent, für 15 Millionen Euro gekauft und große Chance auf Mehrwert
  • Krzysztof Piatek, 24, Torjäger, für über 20 Millionen Euro gekauft und große Chance auf Mehrwert

"Mehrwert": Das schreibt Klinsmann zu jedem der Hertha-Spieler. Der ehemalige Profi sieht in den Berlinern offenbar lediglich eine Geldanlage.

Von Erfahrung oder Vereinstreue ist nirgends die Rede, wie etwa im Fall von Ibisevic, der seit Sommer 2015 im Verein ist. Der 35-Jährige sei zwar ein super Typ, aber zu alt und bringe deshalb keinen Mehrwert. Ohnehin sei "der Mehrwert nur möglich, wenn ein komplett anderes, sprich leistungsförderndes Umfeld beim Verein entsteht", beendet Klinsmann seine Spieler-Bewertung.

Fußball ist ein Millionen-Geschäft und es ist üblich, dass ein Trainer seine Spieler bewertet. Wie es Klinsmann tat, ist zumindest in seiner Art und Weise eine Premiere.

Die Hertha-Profis nehmen das aufgetauchte Protokoll jedenfalls mit Humor. "Ich muss doch den Mehrwert steigen", rief Kraft seinen Teamkollegen im Training am Donnerstag ironisch zu, wie ein Video belegt, das der "kicker" bei Facebook veröffentlichte.

Rangnick-Berater widerspricht Klinsmann-Protokoll

In seinem Protokoll soll Klinsmann auch behauptet haben, dass Ralf Rangnick wegen Manager Preetz nicht Trainer bei der Hertha werden wollte. Das entspreche aber nicht der Wahrheit, sagte Rangnicks Berater am Mittwochabend.

"Ja, Klinsmann hat – und zwar, bevor er Trainer bei Hertha BSC wurde – bei Rangnick angerufen und angefragt, ob er sich vorstellen könne, Trainer bei Hertha zu werden. Ralf Rangnick hat in diesem Gespräch dann auf seinen laufenden Vertrag bei RB Leipzig verwiesen und klargemacht, dass solche Überlegungen daher ausgeschlossen sind", sagte Rangnicks Berater der "Bild"-Zeitung.

Er betonte: "In keiner Weise hat Rangnick davon gesprochen, dass er ein Engagement ausschließt, weil Preetz dort (bei Hertha BSC, Anm. d. Red.) Geschäftsführer Sport ist und damit sein Vorgesetzter wäre."

Hertha weist Klinsmann-Vorwürfe als "perfide" und "ungehörig" zurück

Hertha wollte sich zu Klinsmanns Bericht zunächst nicht weiter äußern - auf einer Pressekonferenz am Mittwoch im Zuge des Bundesligaspiels am Freitag in Düsseldorf tat es Preetz aber doch. Der Manager wies die Vorwürfe des Ex-Trainers als "perfide und ungehörig" zurück. Der Verein behalte sich sogar rechtliche Schritte vor.

Klinsmann war Mitte Februar als Trainer des Hauptstadtklubs zurückgetreten. Das hatte er bei Facebook verkündet. Der Verein wusste von dieser Entscheidung nichts.

In der Folge wurde Klinsmann, der erst im November den Trainerposten übernommen hatte, aus dem Aufsichtsrat geschmissen. Seither schwebt sein Geist weiter über der Hertha.

Verwendete Quelle:

  • Bild.de: Hier bewertet Klinsi jeden Hertha-Spieler

Dokument veröffentlicht: Jürgen Klinsmann rechnet mit Hertha BSC ab

Mit einem Protokoll über seine Zeit in Berlin sorgt Jürgen Klinsmann erneut für Schlagzeilen - die Rede ist unter anderem von einer "Lügenkultur".
JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.