Beim FC Bayern München brennt nach der ernüchternden Vorstellung und Niederlage gegen Werder Bremen der berühmte Baum. Niemand hält seine Enttäuschung über die gefühlte Arbeitsverweigerung des Meister-Personals zurück. Am deutlichsten wird Cheftrainer Thomas Tuchel.

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Niederlagen sind im Spielplan des FC Bayern München nicht vorgesehen. Bei einem Klub, der medial bereits mit jedem Unentschieden für Unruhe sorgt, rumort es augenblicklich, sobald der Spieltag mit null Punkten abgerechnet werden muss. Erst recht, wenn der Gegner aus der unteren Tabellenhälfte kommt und sich in der Allianz Arena bedient. So wie Werder Bremen am 18. Spieltag.

Thomas Tuchel gefällt am Bayern-Spiel quasi gar nichts

Bayern Münchens Cheftrainer Thomas Tuchel trieb die Vorstellung seiner Mannschaft die Zornesröte ins Gesicht. "Wenn du bei einem Klub wie Bayern München unterschreibst, unterschreibst du für hundert Prozent. Das gilt für den Trainer und für die Spieler. Das haben wir nicht geliefert." Der 50-Jährige monierte in aller Deutlichkeit "fehlenden Biss", "zu viele Ballverluste" und "schlampiges Zweikampfverhalten". So eine Leistung könne "nie und nimmer unser Anspruch sein." Tuchel ging so weit, zu sagen: "Das geht gegen jedes Gesetz des Leistungssports."

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Den betreibt, mit Verlaub, aber auch Werder Bremen. Und dies zum Rückrundenauftakt mit mehr und erfolgreicherem Aufwand als Tuchels Truppe. Der verspürte "keine Lust mehr zu sagen, dass wir gut trainieren. Das glaubt mir ja keiner mehr. Man muss nicht am Montag, Dienstag oder Mittwoch top sein, sondern vor allem am Sonntag."

Bayern gegen Bremen
Harry Kane (M.), Leroy Sané (l.) und Raphael Guerreiro ärgern sich über das Tor zum 0:1 beim Spiel gegen Werder Bremen. © IMAGO/IMAGO/Eibner-Pressefoto/Memmler

Einigkeit beim FC Bayern: Das war nichts

Konsens fand sich in der Kritik an Spielanlage und Einstellung. Von "langweiligem Fußball" (Jan-Christian Dreesen), einem "blutleeren" Auftritt (Christoph Freund), "zu wenig Leben" (Müller) oder "Larifari" (Konrad Laimer) war da die Rede. "Wenn wir was erreichen wollen", führte Sportdirektor Freund aus, "müssen wir alles dafür geben, und dann müssen wir das auch wirklich wollen."

Tuchel monierte, seine Mannschaft habe allem Anschein nach "ein Bundesligaspiel zwischen Übermut und Schongang runterreißen" wollen. Die Bayern, das stellte der nach 64 Minuten für Joshua Kimmich eingewechselte Thomas Müller fest, hatten wohl erst nach 70 Minuten "kapiert, dass wir hier ganz schön was zu verlieren haben". Längst geht es nicht mehr nur um das nächste gewonnene Spiel oder die nächsten drei Punkte, es geht um die Meisterschaft.

"Da wechselt sich die Einstellung wie das Wetter."

Jan-Christian Dreesen

Bayerns Vorstandschef Dreesen knöpfte sich dementsprechend das Personal ebenfalls vor: "An der Qualität der Mannschaft kann es nicht liegen. Zumal erst recht dann nicht, wenn wir vor wenigen Wochen noch vom Champions-League-Finale träumen und sprechen. Da wechselt sich die Einstellung wie das Wetter offensichtlich."

"Wir haben die ersten 70 Minuten einfach langweiligen Fußball gespielt", monierte Dreesen. "Wir haben ein schlechtes Spiel gemacht. Wir haben nicht die Einstellung gezeigt, die man zeigen muss - egal gegen welchen Gegner."

Bremen hatte durch ein Tor von Mitchell Weisel erstmals seit 2008 wieder in München gewonnen. "Du musst halt arbeiten, beißen und dich anstrengen – auch wenn du vermeintlich das Spiel schon vorher im Sack hast", forderte Dreesen, der im Mai Nachfolger von Oliver Kahn wurde. Eines Mannes also, dem es im Trikot des FC Bayern nie an der nötigen Einstellung zu Spiel und Gegner gemangelt hatte.

In der Tabelle vergrößerte sich der Rückstand des deutschen Meisters auf Bayer Leverkusen bei einem Spiel weniger auf dem Konto auf sieben Punkte. "Wir haben es nicht mehr in der eigenen Hand, auf der anderen Seite ist die Saison noch lang", sagte der 56-jährige Dreesen. "Auch Leverkusen wird sicher das eine oder andere Spiel mit einer Schwäche haben." Bayern ist am 24. Januar im Nachholspiel gegen den 1. FC Union Berlin gefordert.

Joshua Kimmich: "Das darf uns eigentlich nicht passieren"

Kimmich, der sichtlich verärgert über seine Auswechslung den Platz verlassen hatte, legte den Finger ebenso in die Wunde: "Das darf uns eigentlich nicht passieren, dass ein Gegner hungriger ist als wir. Generell muss man die Herangehensweise hinterfragen. Man hat nicht das Gefühl, dass wir wissen, um was es geht."

"Das war absolut zu wenig", sagte Kimmich. "Bremen war giftiger und griffiger." 14 Mal spielte er zuvor gegen Werder – und immer gewann er. Diese Serie riss am Nachmittag des 21. Januar.

Auch Leroy Sané war nicht wirklich zufrieden, als er nach der Systemumstellung in der Schlussphase defensiver agieren musste. Nach der Überbringung der Systemkunde durch Joker Müller haderte der Offensivliebhaber Sané sichtlich mit seiner neuen Rolle. Das solle man nicht zu hoch hängen, beruhigte aber Trainer Tuchel. (dpa/sid/tas/hau)

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